Trailrunning mit Mitte 70: So sind diese beiden Mallorquiner jung geblieben
Paco Blasco und Toni Sintes sind die zwei ältesten föderierten Bergläufer auf den Balearen. Auch mit Mitte 70 starten sie noch durch

Auch wenn die beiden Lauf-Veteranen mal als Letzte ins Ziel kommen, werden sie gefeiert. / AITOR VÁZQUEZ
Die Frage, warum sie im Alter von 74 und 76 Jahren noch durch die Berge rennen, ist eigentlich falsch gestellt. Vielmehr müsste die Frage lauten: Warum haben Paco Blasco und Toni Sintes erst so spät damit begonnen – nämlich erst vor knapp 15 Jahren?
„Als ich in Rente ging, hatte ich endlich Zeit, systematisch zu trainieren“, sagt Blasco. Der pensionierte Landwirtschaftsingenieur, der weiter im Gemeinderat von Campos sitzt, begann im Alter von 14 mit Leichtathletik und spielte Fußball. Aber erst im Ruhestand habe er für seinen ersten Marathon trainiert und genügend Zeit für Bergläufe gefunden. „Vor den langen Distanzen muss man Respekt haben“, sagt er. Toni Sintes aus Inca, pensionierter Bauleiter und ebenfalls früher Fußballer, hat überhaupt erst im Alter von 65 mit dem Laufen begonnen, wie er sagt. „Meine ersten zehn Kilometer, das war etwas ganz Besonderes.“ Er gehe lieber in den Bergen laufen, als wie andere Senioren ein Bierchen in der Bar zu trinken.
Reife Läufer, junge Disziplin
Die späte Leidenschaft fürs Trailrunning hat aber noch andere Gründe. Die Disziplin wurde ohnehin erst ab den Nullerjahren zum Breitensport auf Mallorca. Zudem ist der Berglauf kein schlechtes Terrain für Senioren: lange Streckenzeiten, wechselnder Rhythmus und Untergrund, Orientierung, Klima, Verpflegung – hier zählen Erfahrung und Ausdauer mehr als jugendlicher Elan und schneller Sprint.
Und so feiert Paco Blasco lange nach seinem Renteneintritt sportliche Erfolge. Davon zeugt das neongrüne Shirt, das der gebürtige Valencianer zum Treffen mit der MZ trägt und das ihn als Finisher bei den World Masters Mountain Running Championships 2025 ausweist. Auch eine Bronzemedaille hat er aus den Dolomiten mitgebracht: Mit dem spanischen Team landete er in der Disziplin Classic in der Altersklasse Men 70 auf dem dritten Platz. Die knapp 16 Kilometer mit 840 Höhenmetern im zumeist matschigen Gelände absolvierte Blasco in 2:28 Stunden. Beim Vertical zwei Tage zuvor – fünf Kilometer mit knapp 900 Höhenmetern – gab es mit einer Zeit von 1:18 einen vierten Platz.
Blasco und Sintes sind heute die zwei ältesten auf den Balearen föderierten Bergläufer. Die beiden Freunde traten auch schon gemeinsam im Team an, etwa beim „Mallorca 5000“ vor sechs Jahren: In der Dreierstaffel des Ultralaufs teilten sie sich mit einem weiteren Läufer die 72 Kilometer und 5.000 Höhenmeter auf, um dann nach elf Stunden gemeinsam die Ziellinie zu überqueren. Und obwohl sie sich in der auf Mallorca üblichen Kategorie Veterans C (ab 60 Jahren) auch mit fast 15 Jahre jüngeren Läufern messen, steht Blasco regelmäßig auf dem Podium – bereits elf Mal in diesem Jahr.
Fangemeinde bei jedem Rennen und im Netz
Über so ziemlich jeden Berglauf auf den Balearen haben die beiden etwas zu erzählen. Die Augen strahlen, eine Anekdote führt zur nächsten. Hier geht es nicht um Medaillen oder Zeiten, sondern um die Einstellung zum Leben – darum, sich nicht ausbremsen zu lassen, weder von nicht ausbleibenden Verletzungen, Operationen und der nötigen Rehabilitation, und schon gar nicht vom Alter. Durchhalten und Neustart. Oft genug seien sie auch schon als letzte durchs Ziel gekommen, aber das sei egal. „Vielleicht denkt ja jemand: Was wollen die alten Knacker?“, sagt Blasco, „aber die direkten Reaktionen sind immer sehr positiv.“ Junge Läufer fragen nach Fotos mit den Veteranen an der Startlinie, loben sie in den sozialen Netzwerken als Vorbild und Inspiration. Und Blasco, der seit 2018 Witwer ist, beschreibt die Trailläufer-Community als eine große Familie und bekommt feuchte Augen, wenn er von so mancher Hommage erzählt.
So klappt es mit dem Sport im hohen Alter
Mit welchem Rezept bleibt man so fit bis ins hohe Alter? Nicht Glück oder Motivation, sondern Disziplin, Konstanz und Leidenschaft, das seien die Zutaten. Toni Sintes trainiert jede Woche am Puig de Santa Magdalena, dem Hausberg von Inca, Paco Blasco am Puig de Sant Salvador bei Felanitx. Auf dem Trainingsplan stehen lange Läufe, Intervalltraining, Krafttraining, bei Sintes auch Fahrradfahren zum Ausgleich, bei Blasco Yoga und progressive Muskelentspannung. Als optimale Vorbereitung für Wettkämpfe schwört er vor allem auf die Kombination von explosiven Sprints – das sind dann 30 Mal 30 Sekunden stramm bergauf – und längeren Intervallen.

Paco Blasco (li.) ist 74 Jahre alt, Toni Sintes, 76. Ans Aufhören denkt keiner der beiden. / Privat
Das Krafttraining hilft nicht zuletzt dabei, Verletzungen bei Stürzen vorzubeugen. Dennoch bleiben diese nicht aus. Inzwischen fühle er sich weniger sicher und sei vorsichtiger geworden, meint Sintes – also lieber auf Uphill konzentrieren und Downhill ruhiger angehen. Ohnehin sei im Trailrunning – je nach Länge und Anstieg der Strecke – für Läufer jeden Alters immer wieder auch Gehen statt Rennen angesagt. Letztendlich halte das Berglauftraining fit, um den „Ruhestand“ aktiv zu genießen: „Meine Kinder sehen mich lieber beim Wettkampf als im Krankenhaus“, meint Blasco. „Ich kann schließlich auch bei mir zu Hause die Treppe hinunterfallen.“
Die nächsten Ziele
Die beiden denken also nicht daran, einen Gang runterzuschalten. „Das Leben ist ein Film, in dem wir die Protagonisten sind“, meint Blasco. Sein Laufkalender ist schon weit bis ins nächste Jahr gefüllt, unter anderem mit Wettkämpfen auf den Kanaren, in Galicien oder Tschechien. Sintes hat sich als nächstes Ziel beim October Trail auf Menorca die 21-Kilometer-Strecke vorgenommen. Er wolle weiter aktiv bleiben und auch nach seinem 80. Geburtstag noch bei einem Lauf an den Start gehen, sagt er.
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