Es gibt nur wenige universelle Worte, die fast in allen Sprachen gleich klingen. "Mama" (auf Spanisch la mamá) ist so eines, oder "Tee" (el té). Oder eben so eine alte Bedrohung wie die "Lava" (la lava). Dieses Wort versteht man sogar in sonst so unverständlichen europäischen Sprachen wie Baskisch (laba), Finnisch (laava) oder Ungarisch (láva). Allein die Isländer haben eine eigene linguistische Tradition bezüglich ihrer zahlreichen Vulkane und nennen die Lava hraun. Isländisch ist eh eine ganz andere Kategorie. Erinnern Sie sich noch, wie der isländische Vulkan hieß, der mit seiner Asche (la ceniza) vor einigen Jahren den europäischen Flugverkehr und somit den Mallorca-Tourismus lahmlegte? Richtig: Eyjafjallajökull.

Spanisch ist im Vergleich eine einfache Sprache: la erupción del volcán en La Palma (der Vulkanausbruch auf La Palma) verstehen wir schon fast ohne Wörterbuch. Und zusammen mit unseren mallorquinischen Nachbarn unterhalten wir uns darüber, wie die langsam fließende Lava (la lava que avanza lentamente) alles auf ihrem Weg verschlingt und verbrennt (devora todo y quema todo que alcanza a su paso). Die Häuser fallen dann wie Kartenhäuser in sich zusammen. (Las casas entonces se caen como casas de naipes.)

Und auch wenn uns Menschen Vulkanausbrüche schon seit Urzeiten erschrecken und faszinieren, geben die über die sozialen Netzwerke geteilten Videos (los videos compartidos en las redes sociales) dem Spektakel eine neue Dimension (una nueva dimensión). Da waren in den ersten Tagen teilweise Menschen zu sehen, die eine sechs Meter hohe (seis metros de altura) und vielleicht 1.000 Grad (mil grados, mil grados Celsius, mil centígrados) heiße Lavawalze anrollen sahen, die sich mit etwa 300 Metern pro Stunde voranbewegt (que avanza unos tres cientos metros por hora) und dabei erstaunlich gelassen blieben.

Vielleicht auch, weil es dem spanischen Stereotyp der Kanaren-Bewohner (el estereotipo sobre los canarios) so sehr entspricht, ging ein Video viral: Während man eine beeindruckende Rauchwolke (una imponente humareda) im Hintergrund sieht, hört man zunächst eine Frauenstimme: Ay por Dios, que está explotando todo. (Oh mein Gott, es explodiert alles.) Dann antwortet die beruhigende Männerstimme mit kanarischen Dialekt: Hay tiempo de comer. Hay tiempo de comer sin problemas. (Wir haben noch Zeit zu essen. Kein Problem, wir haben noch Zeit zu essen.) Die ersten Tage nach dem Ausbruch zirkulierten entsprechende Memes mit der untergehenden Titanic oder einigen Dinosauriern, die den Einschlag eines Meteoriten beobachten: Hay tiempo de comer sin problemas.

Da immer mehr verzweifelte Kanaren-Bewohner im Fernsehen zu sehen sind, die Sätze sagen wie lo hemos perdido todo (wir haben alles verloren), habe die Witze inzwischen nachgelassen. Vielmehr ist von der devastación (Zerstörung) die Rede und von der Wolke an giftigen Gasen und Asche (la nube de gases tóxicos y ceniza), von Schwefeldioxid (el dióxido de azufre) sowie dem möglichen sauren Regen (la lluvia ácida).

WORTSCHATZ

- Cabeza de Vaca: "Cabeza de Vaca" ist der Ort, an dem der Vulkan ausbrach. Übersetzt hieße der Name "Kuhkopf"

- Cumbre Vieja: "Cumbre Vieja" heißt der Hang oder die Gegend rund um "Cabeza de Vaca" Gegen Vulkan. Übersetzt Name "Alter Gipfel". Die Namensgebung bei Vulkanausbrüchen folgt keinem internationalen Standard. Es wird sich also noch herausstellen, mit welchem Namen der Ausbruch in die Geschichte eingeht

- La Palma: "La Palma" ist der Name der kanarischen Insel, auf der "Cabeza de Vaca" oder "Cumbre Vieja" ausgebrochen ist. Übersetzt hieße der Name "Die Palme". Das üblichere Wort für "Palme" ist allerdings "la palmera"

- erupcionar: ausbrechen. (Das Verb ist in Lateinamerika üblicher, die Spanier sprechen meist von "hacer erupción" oder "entrar en erupción".)

- el cráter: Krater

- la caldera: " Caldera. (Vulkanologisches Fachwort für eine Art Riesenkrater, "caldera" heißt übersetzt "Kessel".)

- escupir: spucken

- la ceniza: Asche

- la colada: Bricht gerade kein Vulkan aus, bezeichnet die „colada“ auf Spanisch meist die „Ladung Wäsche“, die man waschen will oder noch aufhängen muss. In Bezug auf einen Vulkanausbruch ist die „colada“ der „Lavastrom“.

- la manga: Im Alltagsgebrauch der "Ärmel", bei Vulkanausbrüchen sind es die verschiedenen "Arme des Lavastroms".

- la lengua: Eigentlich die "Zunge" oder auch die "Sprache", bei Lavaströmen ist es hingegen ein anderes Wort für "manga".

- el terremoto: Erdbeben

- la explosión: Explosion

- el humo: Rauch

- el malpaís: Übersetzt würde "el mal país" so etwas wie das "schlechte Land" bezeichnen. In Bezug auf Vulkanausbrüche ist es die erstarrte Lava, die eine über lange Zeit unwirtliche und schroffe Landschaft

bildet. Auf Deutsch würde man „Lavafeld“ sagen, im Englischen benutzt man durchaus den aus dem Spanischen übernommenen Ausdruck "malpaís".