Wortschatz

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Über die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten des Wortes "espabilar"

Tom Gebhardt

Tom Gebhardt

Wenn wir eine weibliche Person als espabilada oder eine männliche als espabilado beschreiben, dann ist das meistens positiv gemeint. Das Wort heißt dann irgendetwas zwischen „munter“, „aufgeweckt“, „hellwach“ und „clever“. Manchmal – in der Kombination muy espabilado – kann es auch die Konnotation von „sehr clever“ in Richtung „gewitzt“ oder „trickreich“ annehmen. Das klingt ebenfalls bewundernd, aber vielleicht schon ein bisschen warnend. In jedem Fall ist es eine Person, die nicht auf den Kopf gefallen ist. Häufig trifft für solch einen Menschen auch die Beschreibung tiene muchos recursos (etwa „viele Register ziehen können“/„schnell und auf unterschiedliche Art reagieren können“) zu.

Das Gegenteil einer persona espabilada istjedenfalls jemand, der sich wie „im Halbschlaf“ (medio dormido) bewegt und „müde“ (cansado), „langsam“ (lento)‚ „faul“ (perezoso) und zudem auch noch „schwer von Begriff“ (no tener dos dedos de frente) ist. Ein klarer Fall von Trantüte also! Solche Menschen hören dann von ihren oft viel zu ungeduldigen Mitmenschen häufiger die Aufforderung ¡Espabila!, was wir auf Deutsch wohl viel umständlicher übersetzen müssten mit: „Mensch, wach auf, öffne die Augen, komm endlich aus dem Quark und schwing deine Hufe!“

Kurioser Ursprung

Die wenigsten kennen allerdings den Ursprung der Wendung. Das Verb espabilar wird heute fast ausschließlich als „wach werden“ benutzt. Dabei geht es eigentlich um einen Docht (la mecha), dessen abgebrannter Teil (also die „Schnuppe“) als el pabilo bezeichnet wird. Bei einer Öllampe (la lámpara de aceite/el candil) oder einer Kerze (la vela) bezeichnet das Verb espabilar oder despabilar, den verbrannten Teil des Dochts abzuschneiden, wenn die Flamme (la llama) kleiner wurde und rußte. Die Flamme flammt wieder auf (avivar la llama), das Licht (la luz) scheint wieder hell auf (volver a brillar). Die Tätigkeit heißt auf Deutsch übrigens „schneuzen“.

Mit dem Ausdruck hay que espabilar muntern wir uns auf, unser Feuer (el fuego) nicht ausgehen beziehungsweise sich selbst nicht hängen zu lassen. Und wer sich einmal ganz ausgebrannt (quemado) fühlt, braucht vielleicht einfach eine Pause (un descanso).

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