Von Christina Gondesen

Uns kommt kein neuer Hund mehr ins Haus." Das war die Aussage eines Fahrradfahrers, der mit seinem 15 Jahre alten Mischlingsrüden unterwegs war. Beeindruckt von der enormen Muskulatur des offensichtlich älteren Hundes hatte ich das Herrchen angesprochen, und es entstand ein Gespräch. Natürlich ist es naheliegend, bei einem so alten Hund an dessen Ableben zu denken. Ich sagte zu dem Besitzer, dass er bestimmt sehr traurig sei, wenn dieser Hund eines Tages stirbt. Er stimmte mir zu, machte aber sofort die Bemerkung, dass ihm kein neuer Hund ins Haus käme. Na, dachte ich, der Hund - ein unkastrierter großer Rüde - war bestimmt in jungen Jahren temperamentvoll und kann ein ganz schöner Rüpel gewesen sein, wenn Herrchen (auch nicht mehr ganz jung) sich so stark gegen die Anschaffung eines neuen Hundes ausspricht. Aber das Gegenteil war der Fall: Dieser Hund sei sein ganzes Leben lang treu, gehorsam und pflegeleicht gewesen. Er machte nie etwas kaputt, könnte allein zu Hause bleiben und sei der absolute Traumhund. Von Anfang an.

Das Herrchen hatte ein Leben lang Hunde gehabt und wollte diesen als seinen letzten Hund in Ehren halten. Außerdem ist er der Meinung, es wäre einem neuen Hund ungerecht gegenüber, mit dem Letzten verglichen zu werden, weil der Neue damit immer den Kürzeren ziehen würde. Damit hatte er sicherlich recht. Gerade wenn die Erinnerung an den letzten Hund noch sehr frisch ist, kann ein junger Welpe eine extreme Umstellung sein. Auch die Tatsache, dass der Besitzer 15 Jahre jünger war, als er das letzte Mal einen Welpen besaß, sollte bei einem geschätzten Alter von Anfang 75 berücksichtigt werden. Damit will ich nicht sagen, dass der Hund womöglich sein Herrchen überleben könnte und dann ins Tierheim müsste, vielmehr gilt es zu bedenken, dass ein junger Hund Zeit und Nerven kostet.

In diesem beschriebenen Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, der sein Leben lang Hunde hatte, in Zukunft darauf verzichten kann. Mein alter Hund war auf seine Art auch nicht zu überbieten, aber ich hatte jahrelang immer wieder auch sehr alte Hunde aus Tierheimen oder von Verstorbenen übernommen.

Diese Hunde waren alle sehr treu und dankbar, und lebten länger, als ich es erwartet hätte, was wohl ein Zeichen dafür war, dass es ihnen gut ging.

Meine Wahl fiel oftmals auf alte Hunde. Dann weiß man ziemlich genau, dass man keine bösen Überraschungen erlebt. Denn alte Hunde haben ihre Rüpelphasen bereits weit hinter sich gelassen, sodass man bei der Wahl eines solchen Tieres wirklich sagen kann: ýWhat you see is what you get." Der eine oder andere mag zwar schon so etwas wie Altersstarrsinn entwickelt haben, das war aber in den meisten Fällen eher ein Grund zum Schmunzeln, als dass man sich darüber geärgert hätte. Loriot sagte einst: ýEin Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!" Aber es muss ja auch nicht unbedingt ein Mops sein.

Die Autorin ist Hundetrainerin. Infos zum Training auf Mallorca: www.kieler-hundecollege.de oder

Tel.: 648-60 03 30.