Von Annette Dragun

Ich sitze an meinem Schreibtisch, die Hunde entspannt zu meinen Füßen. Entspannt? Trotz Konzentration erreicht ein Störfaktor meine Aufmerksamkeit: Murphy ist unruhig. Jetzt geht mir auf, dass er sich schon minutenlang wie besessen mit der Zunge bearbeitet. Irgendetwas an seiner Körperseite scheint ihn zu ärgern. Alarm!

Tatsächlich stelle ich schnell fest, dass sich eine Zecke in Murphys Haut verbissen hat. Kein Grund zur Panik. Häufig bemerkt man diese Parasiten eher zufällig, und der Hund scheint sich wenig daran zu stören. Wenn aber ein hypersensibler oder nervöser Hund versucht, den Schmarotzer zu entfernen, kann das schnell zu ernsten Hautläsionen führen. Und wenn ich sage schnell, dann meine ich schnell.

Obwohl Murphy nur wenige Minuten aktiv war, finde ich bereits ein einen halben Zentimeter großes und ebenso tiefes Loch an seiner Körperseite. Die gemeine Zecke lässt nicht los und ist bereits zur Hälfte im Gewebe verschwunden, was sicherlich Schmerzen verursacht und Murphy noch mehr antreibt, sein selbstzerstörerisches Werk fortzuführen. Nicht auszudenken, wie weit er ginge, wenn ihn keiner davon abhielte. Murphy neigt nämlich dazu, aus einer Mücke - hier Zecke - einen Elefanten zu machen.

Was tun? Zunächst sind per Pinzette die Zecke und mit einer Schere die umliegenden Haare zu entfernen. Dann ist die Wunde zu säubern (Agua oxigenada eignet sich gut) und zu desinfizieren. Bei Verletzungen, die durch die obere Hautschicht gehen, sollte man kein Jod verwenden. Aus der Naturheilkunde bietet sich verdünnte Calendula­tinktur oder der pure Saft der Aloe vera an, beides wirkt antibakteriell und fördert die Wundheilung. Ganz wichtig dann: Der Hund darf auf keinen Fall weiterhin an der verletzten Stelle lecken. Hat er sich erst mal darauf ýeingeschossen", ist es allerdings schwierig, ihn davon abzuhalten. Für solche Fälle habe ich einen Halskragen, den mein Hund kurzerhand übergestülpt bekommt. Nein, es gefällt ihm nicht. Ja, es ist das Beste für ihn. Damit er sich nicht selbst auffrisst, müsste ich ohne dieses Hilfsmittel ganztags mit ihm Pfötchen halten, und dazu habe ich keine Zeit. Sie vielleicht?

Am nächsten Tag ist die Verletzung zwar oberflächlich geschlossen, dennoch finde ich unter der Kruste einen Eiterherd. Vom Umfang her ist die Wunde jedoch nicht größer geworden und Murphys Befinden gut. Ich spüle die Wunde wie am Vortag und verabreiche Murphy das beste homöopathische Notfallmittel gegen Eiterungen: Hepar Sulfur. Zwei Tage später ist die Verletzung trocken, verkrustet und offensichtlich nicht mehr störend für meinen Vierbeiner. Der Halskragen kommt wieder in den Abstellraum.

Übrigens können neben Insektenstichen sogar kleinste Verletzungen durch Dornen zu einer derartigen Überreaktion des Hundes führen. Auch kann ein sogenannter Hot Spot entstehen, eine lokale, aber großflächige, eitrige Hautentzündung, die plötzlich auftritt und aufgrund ihres Juckens und Brennens den Hund schier in den Wahnsinn treibt. Die betroffene Stelle muss auf jeden Fall geschoren und lokal behandelt werden. Wenn diese Hot Spots häufig auftreten, ist eine homöopathische Konstitutionsbehandlung ratsam. Befallen sind vor allem langhaarige Hunde.

Die Autorin ist Tierheilpraktikerin, Termine unter Tel.: 670-80 88 89.