Sowohl vor als auch bei der Untersuchung zeigen sich Hunde oft ängstlich oder aggressiv. Häufig genügen ein paar einfache Übungen, um das zu ändern.

Jeder Hund muss mindestens einmal im Jahr dem Tierarzt zum Impfen vorgestellt werden. Zeigt der Hund Krankheitsanzeichen oder verletzt sich, kann schnell auch mal ein zusätzlicher Tierarztbesuch erforderlich sein. Deshalb ist es wichtig, das Tier frühzeitig mit diesem Gang vertraut zu machen. Für Hundebesitzer, deren Hunde sich aggressiv oder ängstlich in der Tierarztpraxis verhalten, können diese Termine zur wahren Zitterpartie werden. Schnell entsteht dabei ein Kreislauf, in dem sich Hund und Besitzer gegenseitig in ihrer Nervosität verstärken. Oft genügen jedoch ein paar einfache Übungen und Verhaltensregeln, die Hund und Halter aus dem Dilemma heraushelfen oder es gar nicht erst entstehen lassen:

Viele erwachsene Hunde zeigen schon auf dem Weg zur Tierarztpraxis ein ängstliches Verhalten und können aggressiv auf die ärztlichen Untersuchungen reagieren. Oft ist dabei zu beobachten, dass die Besitzer in dem Bemühen, ihrem Tier zu helfen, den Hund unbewusst in seiner Angst oder Aggression bestärken.

Locken oder beruhigende Worte verfehlen hier ihren Zweck. Ängstliche Hunde dürfen nur dann beachtet und gelobt werden, wenn sie sich von selbst in Richtung Praxis bewegen. Hunde beziehen die Reaktionen ihres Besitzers immer auf genau das, was sie gerade in dem Moment tun. Ganz konsequent muss der Hundebesitzer sich klar machen, dass nur das erwünschte Verhalten gelobt und beachtet werden darf, und nicht das ängstliche. Bei Hunden, die überhaupt nicht in Richtung Praxis oder Untersuchungsraum gehen wollen, kann man die Angst durch ein bestimmtes und sicheres Voranschreiten einschränken.

Aggressionen während der Tierarztuntersuchung können durch eine sichere Assistenz des Besitzers reduziert werden. Im Optimalfall sollte er seinen Hund im vorderen Bereich gut festhalten können. Das ruhige Verhalten des Hundes wird gelobt, dass aggressive durch ein „Nein“ unterbunden. Hunde, die mit einem Maulkorb versehen werden müssen, füttert man nach Möglichkeit vor dem ersten Gebrauch ein paar Tage aus diesem. Der Maulkorb sollte dann zuerst in einer entspannten Situation beim Spaziergang aufgesetzt werden, was auch später gelegentlich wiederholt werden muss. Dies verhindert beim Hund die Verknüpfung des Maulkorbes mit einem Tierarztbesuch.

Selbst bei ausgeprägtem Angst- oder Aggressionsverhalten lassen sich in den meisten Fällen mit entsprechenden Trainingsmaßnahmen unter fachkundiger Anleitung deutliche Verbesserungen erzielen. Ängstliche Hunde können lernen, sich an ihrem Besitzer zu orientieren und mit seiner Hilfe die Angst auslösenden Situationen besser zu überstehen. Aggressionsproblematiken erfordern eine gute Akzeptanz der Regeln und Grenzen, die der Besitzer seinem Hund gibt. Die Hilfestellung des Hundetrainers sollte in solchen Fällen immer beinhalten, dass auch konkret das Untersuchen des Hundes geübt wird.

Die Autorin ist Hundetrainerin und Hundepsychologin der Hundeschule Dr. Gordon Schier in Colònia de Sant Pere

Tel.: 607-40 59 18.