Der traumhafte Naturpark Mondragó nahe der gleichnamigen Bucht im Südosten von Mallorca ist Schauplatz einer grauenhaften Tier-Tragödie geworden: im kleinen Dorf Es Sivinar mussten in den vergangenen Wochen über 20 Katzen einen qualvollen Tod sterben, nachdem sie von ausgelegten Giftködern gefressen hatten. Hintergrund ist offenbar ein Nachbarschaftsstreit - doch nachweisen können die betroffenen Katzenbesitzer dem vermeintlichen Übeltäter leider nichts.

Die Stubentiger "Tinto" und "Platini" sind bisweilen die letzten Opfer des Katzenhassers. „Die beiden durften gerade einmal ein Jahr alt werden, waren total menschenfreundlich und verspielt. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man den unschuldigen Tieren so etwas antun kann", sagt Anwohner Oliver Scholl sichtbar wütend. Der Hamburger lebt mit seiner Frau viele Monate im Jahr in Es Sivinar. „In unserem Dorf kennt jeder jeden, hier war es immer friedlich. Eine tolle Nachbarschaft. Aber jetzt haben alle Tierbesitzer Angst, dass ihr Liebling den nächsten Giftköder fressen könnte", berichtet er.

Am schlimmsten traf es einen mallorquinischen Nachbarn, der seinen Namen nicht nennen will. Über zehn Katzen, darunter auch trächtige, hat er beerdigen müssen. Eine Französin ein paar Straßen weiter verlor fünf Tiere, ein anderer Nachbar drei kleine Kater.

Wie immer in solchen Fällen gibt es Verdächtigungen, aber keine Beweise, da die Tiere die Giftköder komplett fressen, ehe sie elendig daran zugrunde gehen. In Es Sivinar, wo gerade einmal 150 Menschen leben, glauben viele zu wissen, dass ein alter Streit zwischen zwei Nachbarn das Katzenmorden ausgelöst hat, weil einem der Streithähne die vielen Katzen im Ort auf den Nerv gehen. Doch Namen nennt keiner, obwohl scheinbar alle wissen, wer gemeint ist.

Einer Tierärztin zufolge handelt es sich bei dem Gift um ein sehr starkes Präparat, eine Kombination aus Nervengift und Gerinnungshemmer. Je nach Dosis wirkt das Gift binnen zwölf Stunden oder, wie bei der kleinen "Platini", fast vier Tage lang. Dabei bluten die die Katzen aus allen Körperöffnungen und werden immer schwächer, bis ein Nieren- oder Leberversagen eintritt. Zuletzt fallen die Katzen ins Koma, dann hört irgendwann das Herz auf zu schlagen. Ebenso gefährlich kann das Gift für große Hunde und, bei Verschlucken, für Menschen sein, warnt die Veterinärin.