Es war ein permanenter Ärger: ­Jahrelang mussten die Militärs in der Kaserne Jaime II. bei Palma immer wieder mit Horden von Katzen fertig werden, die sich auf dem weiträumigen Gelände unkontrolliert vermehrten. Sie drangen zuweilen sogar einfach so in Küchen und Speisesäle ein. Die wegen des Wegfalls der Wehrpflicht nicht mehr allzu vielen Soldaten versuchten, dem mit Gift beizukommen, was aber nicht so recht fruchtete und, nun ja, auch unschön war. Vor etwa einem Jahr hatte der Verantwortliche für dieses und sonstiges Getier, Oberstleutnant Francisco García Fluxà, dann die Nase gestrichen voll und rief beim Tierschutzdachverband Baldea an. „Ich fragte, ob man das nicht anders in den Griff bekommen könnte", so der Heeres-­Offizier zur MZ.

Man kann. Die Tierschutz-Profis waren ob des Interesses überrascht und wussten eine Lösung, doch die Militärs brauchten noch etliche Monate, um sich zu entscheiden. Am Ende ging aber alles ganz schnell: „Die zwölf Katzen auf dem Kasernengelände wurden zunächst einmal von Ärzten der Stadt kostenlos sterilisiert, damit sie sich nicht vermehren", erzählt Nieves Martin, Sprecherin von Baldea.

Unkontrolliert würde sich die Zahl innerhalb nur eines Jahres auf etwa 50 erhöhen, zumal Katzen bereits ab dem sechsten Lebensmonat gebärfähig seien.

Dann bauten die Soldaten eine Futterstelle. Auf dem mit Metall­näpfen versehenen hölzernen Gestell befestigten sie ein Schild mit der Bezeichnung „Barracón Felino" (Katzenbaracke) - hochoffiziell mit Wappen. Zudem brachten sie an einem 50 Meter entfernten Baum außerhalb der Kaserne ein Aushang an, auf dem davor gewarnt wird, die Tiere an anderen Stellen zu füttern. Spaziergänger sind jedoch herzlich eingeladen, am barracón an Fütterungsaktionen teilzunehmen.

Zwei Soldaten sind eigens dafür eingeteilt, sich um die Vierbeiner zu kümmern und das Holzgestell sauber zu halten. Offiziell eröffnet wurde die Katzen-Baracke am 21. Juli.

Letztendlich gelang es den Baldea-Leuten, das Ejército de Tierra mit einem schlagenden militärischen Argument von einer ethisch ­vertretbaren Lösung des Problems zu überzeugen: „Angehörige einer Katzen­kolonie agieren wie ein Bataillon, lassen also unter der straffen Führung einer Oberkatze keine fremden Katzen auf ihr Territorium", sagt Nieves Martin. „Nur eigener Nachwuchs würde theoretisch akzeptiert, doch den können sie ja nicht zeugen."

Und außerdem halten die Kolonie-Angehörigen das Gelände weitgehend frei von Klein-Nagern oder Kakerlaken. Oberstleutnant Fluxà ist denn auch hochzufrieden: „Wenn man die Katzen gut füttert, funktionieren sie wie ein Bollwerk." Inzwischen hat sich das kreative Vorgehen der Insel-­Militärs in ganz Spanien herumgesprochen. „Da viele Kasernen das gleiche Problem wie wir haben, will man dort ebenfalls Futterstellen für Katzen­kolonien einrichten", so der Oberstleutnant.