Vier Jahre ist es bereits her, da setzte Hansjürgen Steins in Münster eine - wie er sagt - „pfiffige Idee" um. Mit zwei mit 12-PS-Elektromotoren versehenen selbst gebauten pferdelosen Kutschen bewegt sich der Kleinunternehmer seitdem durch die westfälische Stadt und zeigt Urlaubern die Sehenswürdigkeiten. „Prinzipal-Express" heißt jedes der dem sogenannten „Linzer Jagdwagen" nachempfundenen Gefährte. Sie sehen so aus, als hätte sie Gottlieb Daimler gerade erst erfunden. Steins bietet drei Rundtouren zu 20, 30 und 40 Minuten an, die zwischen 6 und 10 Euro kosten. Das Geschäft läuft gut, und Stein hätte nicht schlecht Lust, damit ans Mittelmeer zu expandieren, „dorthin, wo viele Touristen sind" (und Kutschfahrten wesentlich teurer sind). „Ich kann mir vorstellen, solche Kutschen auch in Palma mit vor Ort rekrutierten Fahrern und mehrsprachigen Tonbändern einzusetzen", so Steins zur MZ.

Zumal es auf der Insel immer wieder zu hässlichen Zwischenfällen kommt - zuletzt am Montag (20.6.), als sich ein von einem Urlauber betatschtes Tier am Passeig Dalt Murada nahe der Kathedrale erschrak, ausbrach, ausrutschte und gegen eine Mauer prallte und an seinen Verletzungen starb. Zum Entsetzen nicht nur der Tierschützer kommt es immer wieder zu solchen Unglücken.

Die Stadtverwaltung ist, seit sie von Sozialisten und Linksregionalisten angeführt wird, für das Thema durchaus empfänglich. Die für Tierschutz verantwortliche Stadträtin Neus Truyol versichert, dass man die ärztlichen Kontrollen intensiviert habe und etwa jüngst den Besitzern von zwei Pferden verboten habe, die Tiere einzusetzen. Außerdem habe man mehrfach Bußgelder verhängt, weil mehr als vier Passagiere mitgenommen worden seien. Zudem will die Stadt nun die schon länger beschlossene Verlegung des Standorts vom abschüssigen Carrer Conquistador zur alten Mole durchsetzen - auch gegen den Willen der Kutscher.

Die Kutscher von Palma wollen von Elektrokutschen indes nichts wissen. Manuel Vargas etwa bezeichnete die Idee von Steins gegenüber der MZ als „vollkommenen Stuss", die er sich zuvörderst in den Allerwertesten stecken möge. Ohnehin seien die Kutscher Opfer einer Politiker- und Tierschützer-Verschwörung. „Dabei sind wir doch viel ökologischer als sie, weil wir eben Pferde einsetzen."

Der Münsteraner Kutschunternehmer kann über die Aufregung nur schallend lachen. Für den Unterhalt eines Pferdes müsse man im Jahr im Schnitt 3.000 Euro bezahlen, rechnet er vor, das sei doch sehr teuer. Eine Elektrokutsche käme die Betreiber da deutlich billiger. Als ungewöhnlich empfindet Hansjürgen Steins die Kritik von der Insel allerdings nicht: „In Münster gibt es auch einen Pferdekutscher, der uns wie die Pest hasst."