Die von Mariano Rajoy (Volkspartei, PP) geführte spanische Zentralregierung hat am Freitag (10.11.) das Verfassungsgericht angerufen, um das vom Balearen-Parlament im Juli verabschiedete Tierschutzgesetz vorsorglich außer Kraft zu setzen. Darin werden Spektakel verboten, bei denen Tieren Leid zugefügt werden. Stierkämpfe dürfen seither auf Mallorca und den Nachbarinseln nur noch ohne Pike, Lanze, Degen und Dolch durchgeführt werden. Die Tiere dürfen weder gequält noch getötet werden.

Um den Stierkampf tobt in Spanien seit Jahren ein Kulturkampf. Während sie in Katalonien und Balearen kaum noch Anhänger finden, besteht man in Madrid und anderswo darauf, dass die blutige Tradition ein schützenswertes Kulturgut ist. Mit einer entsprechenden gesetzlichen Formulierung wurde zuvor auch schon ein Stierkampfverbot in Katalonien ausgehebelt.

Regierungssprecher Íñigo Méndez de Vigo begründete die Anrufung des Verfassungsgerichts darüber hinaus damit, dass das Autonomie-Statut der Balearen keine Kompetenzen beim Thema Tierschutz vorsehe.

In Palma de Mallorca sprach Pilar Costa, Sprecherin der Balearen-Regierung, von einer unzulässigen "politischen Einmischung" Madrids. Das Tierschutzgesetz war mit den Stimmen der die Inseln regierenden Linksparteien gegen den Widerstand von Volkspartei und Ciudadanos verabschiedet worden. Man werde das Gesetz nun vor dem Verfassungsgericht verteidigen, so Costa. /ck