Als der belgische Hirtenhund Félix mit einer Vorderpfote einen blauen Koffer berührt, weiß sein Herrchen sofort: Ja, hier sind Drogen drin. Es ist 7 Uhr früh, im Hafen von Palma hat gerade eine Fähre vom spanischen Festland angelegt. Mehrere Polizisten der Guardia Civil haben vor dem Schiff Stellung bezogen. Sie kontrollieren stichprobenartig die herunterkommenden Fahrzeuge. Dazu haben sie ihre tierischen Helfer mitgebracht.

Die Polizisten bringen den von Hund Félix aufgespürten Koffer zu einem nahegelegenen Büro und begleiten dessen Besitzer. Beim Öffnen stellen sie fest, dass sich mehrere Behälter mit Essen in dem Gepäckstück befinden. Drogen können sie zunächst nicht ausmachen. Hat sich Félix vom leckeren Essensgeruch verwirren lassen? Doch wenig später wird klar, dass sich der Hund nicht geirrt hat. Die Polizisten entdecken in einem mit Klebeband verschlossenen Kondom ein Paket mit 50 Gramm Haschisch.

Derweil geht die Arbeit der anderen Guardias Civiles im Hafen weiter. Schon um 6 Uhr morgens - es war noch stockdunkel - hatten sie sich am Ausgang der längsten Mole von Palma, dem Dique Oeste, hingestellt. Dort, wo sämtliche Fahrzeuge vorüberfahren müssen, die die Fähren verlassen. Die Männer vom Hundetrupp - es sind Spezialisten, die nach Drogen, Sprengstoff und Personen suchen. Ihre Uniformen sind dunkler als die ihrer Kollegen.

„Unser Trupp besteht aus sechs Polizisten und mir selbst als einem Chef", sagt Miguel Ángel Ho­mar, der seine Kollegen befehligt. „Wir verfügen über 15 speziell ausgebildete Hunde. Sie suchen hauptsächlich nach Drogen. Andere wurden ausgebildet, Gift, biologische Substanzen, Geld oder Brandbeschleuniger aufzuspüren, aber von denen ist heute keiner im Einsatz." Sämtlichen Kräften - sowohl den Hunden als auch den Hundeführern - wurde in einer speziellen Akademie der Guardia Civil in Madrid der letzte Schliff gegeben. „Es handelt sich um eine sechs Monate dauernde Ausbildung, wo man dir bereits den Hund zuordnet, mit dem du später arbeiten musst", sagt Miguel Ángel Homar. „Das Verhältnis zwischen Hund und Herrchen ist wichtig."

Es ist nun einmal so, dass beim Auffinden verbotener Substanzen der Spieltrieb des Tiers instrumentalisiert wird. Während der Ausbildung bekommen die Hunde beigebracht, einen Zusammenhang zwischen einem Spielzeug - in der Regel ein Knäuel, auf das sie beißen - dem Geruchssinn und Sprengstoffen oder Drogen herzustellen. Deswegen ist es wichtig, dem Hund so schnell wie möglich nach einem erfolgreichen Fund wie dem im Hafen im blauen Koffer das Beißknäuel zu geben. Für das Tier ist alles ein Spiel, und der Hundeführer quittiert sein Verhalten mit Lob. „Wir stimulieren den Jagdinstinkt", sagt Esteban, der schon seit 1982 in der Hundegruppe arbeitet. „Es funktioniert nicht, mit Strafen zu operieren oder den Hund merken zu lassen, dass es nur eine Verpflichtung ist."

Im Hafen ist auch ein deutscher Schäferhund namens Jabato zugange, der besonders gut Sprengstoffe aufspüren kann. Sein Herrchen heißt Ángel, er ist seit dem Jahr 2000 beim Hundetrupp dabei. Er sagt, dass Jabato auf Mallorca noch niemals Sprengstoff entdeckt habe. „Gott sei Dank ist das nicht Kabul." Aber er kann es sich nicht erlauben, zu nachlässig zu sein. Der Hundeführer nutzt die Zeit im Hafen, um in einem Auto eines Mitarbeiters zu Übungszwecken eine geringe Menge der Substanz Goma-22 anzubringen. Mit Jabato bewegt er sich an mehreren Fahrzeugen entlang. Der Schäferhund setzt sich nach dem Auffinden des Sprengstoffs hin. Das ist seine antrainierte Art, auf den Fund aufmerksam zu machen.

„Man kann ihnen unterschiedliche Reaktionen beibringen", sagt Ángel. „Sie können auch mit der Schnauze darauf zeigen, doch bei Sprengstoff ist es besser, das nicht zu tun, denn der könnte explodieren und das Tier verletzen."

Auch Bo, ein Labrador-Weibchen, ist heute im Hafen dabei. Es ist einer ihrer letzten Einsätze, da sie sich altersbedingt - sie ist 13 und elf Jahre im Einsatz - nicht mehr so gut bewegen kann. Ihr Herrchen muss Bo jedes Mal hochheben, wenn sie wieder in das Fahrzeug der Guardia Civil hinein soll. Doch ihr Geruchssinn funktioniert noch bestens. Auf Bos Konto gehen Erfolge wie das Aufspüren von 100 Kilogramm Haschisch oder mehrere Kokain-Funde. Ihr Herrchen wird Bo nach ihrem Eintritt ins Rentenalter die letzten Lebensjahre bei sich zu Hause pflegen.

Die Tiere des Hundetrupps der Guardia Civil sind nicht nur im Hafen von Palma im Einsatz, sondern selbstredend auch im Flughafen Son Sant Joan. Dort werden Koffer und Postpakete kon­trolliert. Auch die Mitarbeiter des Gefängnisses von Palma kennen die Suchhunde bestens. Die Hunde riechen dort an Paketen und an Besuchern. 2016 konnten dadurch etwa zwölf Personen festgenommen werden. „Wer versucht, Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln, wird sofort festgenommen, auch wenn es sich nur um kleine Mengen handelt, und muss mit harten Strafen rechnen", sagt Truppchef Miguel Ángel Homar. Seine Gruppe ist auch woanders tätig, wenn sie angefordert wird - bei Straßenkontrollen, Hausdurchsuchungen, Inspektionen von öffentlichen Gebäuden oder bei der Suche von verschwundenen Bürgern.

„Wir können sehr effizient bei Antidrogen-Operationen sein", fügt er hinzu. „Dann, wenn man auf Fincas oder in Häusern nach versteckten Substanzen sucht." Erst jüngst habe ein Hund ein Kilo Haschisch geortet, das im ­Innenhof eines Hauses vergraben worden war. „Wir schauten zunächst in den Innenräumen nach, aber der Hund fand das Paket mit der Droge schließlich draußen." Im Hafen geht der Einsatz routiniert vonstatten. Die Polizisten wissen wohl, dass sie den Autoverkehr aus den Fähren nicht allzu sehr aufhalten sollen. Sie winken einige Fahrzeuge heraus und kontrollieren die Papiere. An ihnen bewegen sich die Hunde vorüber. In den meisten Fällen dauert die Prozedur pro Fahrzeug fünf Minuten. Um 8 Uhr morgens heben die Beamten des Hundetrupps der Guardia Civil schließlich die Kontrollen auf. Bis zum nächsten Tag.