Es ist kein schöner Anblick, der sich im Camí des Prats in Port d'Andratx bietet. Eine Schafherde ist auf einem längst abgegrasten Feld eingezäunt und bettelt um Wasser und Futter. Ein totes Lamm liegt im Halbschatten am Zaun. Das Gesicht ist gänzlich von Fliegen bedeckt. „Der Hirte kommt nur, wenn ich ihm schreibe, dass er einen Kadaver abholen muss", schimpft ein britischer Nachbar. „Er ist ein grausamer Mensch."

Es ist nicht das erste Mal, dass der Landwirt Mateu Morey den Zorn von Tierschützern und Passanten auf sich zieht. Fast jährlich sind Deutsche, die auf dem beliebten Wanderweg zum Hafen unterwegs sind, entsetzt. Im Dezember 2014 nahm eine deutsche Tierschützerin fünf Lämmer vom Feld einfach mit. Sie habe die Schafe geklaut, beschwerte sich damals Morey bei der MZ. Die Tiere seien in einem guten Zustand gewesen. Das konnte der Bauer sogar mit einem Protokoll eines Tierarztes des balearischen Landwirtschaftsministeriums nachweisen. Auch 2016 verhungerten und verdursteten mehrere Schafe.

Und nun wieder: „In den vergangenen Wochen sind fünf Tiere gestorben", sagt der Brite, der seit Mai ein Grundstück bewohnt, dass mitten in der Schafweide liegt. Wasser und Nahrung sind von außen nicht zu erblicken. Viele Passanten haben Mitleid mit den Tieren und füttern sie durch den Zaun. Die Schafe stürzen sich darauf. „Meine Frau hat einmal eine Schüssel Wasser hingestellt. Als der Bauer kam, hat er sie ausgeschüttet und weggeschmissen", so der Engländer.

Morey weist die Beschuldigung von sich. „Die Nachbarn wollen nicht, dass ich meine Schafe dort halte." Der Tod der Tiere sei der normale Lauf des Lebens, so der Landwirt, der seine Schafe für wohlgenährt hält. „Ich sehe täglich nach ihnen." Auch Wasser würde ihnen nicht fehlen. „Ihr habt nur nicht richtig geguckt." Als die MZ Morey ein Foto eines abgemagerten Tieres zeigt, antwortet der Landwirt, dass es das älteste Schaf der Herde sei. „Das wird bald sterben." Den Tod des Lammes erklärt das jedoch nicht. „Es ist keine Frage des Alters. Auch Menschen können durch einen Unfall oder Infarkt sterben", sagt Morey.

„Alte Schafe haben auf Mallorca keinen Wert", erklärt Llorenç Payeras vom Biohof Can Morey. „In anderen Regionen kann man aus ihnen Tierfutter machen. Eine solche Fabrik gibt es hier aber nicht." Die mallorquinischen Landwirte verkaufen Lämmer an den Schlachthof, ältere Tiere werden für die Produktion von Nachkommen gehalten.

Derzeit sei eine schwierige Jahreszeit für die Schafzucht, so Payeras. „Das Trockengras ist weg und das grüne Gras noch nicht gewachsen. Man muss den Tieren etwas zu fressen geben, da sie sehr empfindlich auf Mangelernährung reagieren. Das ist allerdings mit einer Tüte Stroh getan und die kostet nicht viel", so der Bio-Landwirt. So hart es auch klinge, aber viele Bauern sehnten den Tod der alten Tiere herbei. Sie vorher zu schlachten sei aus wirtschaftlicher Sicht ungünstig. „Die Bauern erhalten von der Regierung Zuschüsse, die sich nach der Zahl der Tiere richten", so Payeras.

Genau diese sollte man Mateu Morey entziehen, meint Maxi Lange, Sprecherin vom Tierschutzbund Baldea. Sie hat beim balearischen Umweltministerium am Dienstag (9.10.) eine Anzeige erstellt. Das Amt und die Guardia Civil haben Ermittlungen eingeleitet.