Dieses Mal schlägt die Umweltgruppe Gob Alarm. In einem Schreiben hat sie vor der Gefährdung des einheimischen Balearen Buchsbaums (Buxus balearica bot. boj span., boix kat.) gewarnt. Der endemische Strauch kommt ausschließlich in der Serra de Tramuntana und auf Cabrera vor. Ungemach droht ihm durch den Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis bot., polilla del boj span., papallona del boix kat.). Dieser Nachtfalter hat im vergangenen Sommer bereits einem Verwandten in den Inselgärten zugesetzt.

Nämlich dem Gewöhnlichen Buchsbaum (Buxus sempervirens), der häufig in Form geschnitten wird. Mit dem Garten-Buxus kamen wahrscheinlich auch die ersten Schädlingsraupen als blinde Passagiere auf die Insel, Ei und Larve womöglich an Autoreifen oder Schuhen. Weder Raupen noch Schmetterlinge finden Fressfeinde auf der Insel vor, Vögel verschmähen das giftige Insekt. Das Inselklima begünstigt die Vermehrung des Buchsbaumzünslers, er könnte zu einer großen Gefahr für den endemischen Buxus werden.

Die Umweltgruppe Gob fordert deshalb vom Umweltministerium gegen den Schädling aktiv zu werden und schlägt unter anderem eine temporäre Einschränkung des Verkaufs von gezüchteten Buchsbaum-Sträuchern vor. „Das ist unmöglich", sagt Sandra Closa, Leiterin der Abteilung Sanidad Forestal im Umweltministerium. Es wäre noch zu früh im Jahr, um jetzt Maßnahmen zu ergreifen. Noch wisse man nicht, mit wie vielen Zyklen sich das Insekt hier vermehrt. In Kürze träfen sich die für die Serra de Tramuntana und Cabrera zuständigen Forstbeamten, um ihr künftiges Vorgehen abzustimmen. „Den Verkauf der Pflanzen können wir gar nicht stoppen", sagt sie, „solange die EU keine Quarantäne verhängt hat."

Näher dran an den Raupen ist der Botaniker Jaume Seguí im Botanischen Garten von Sóller. Hier entdeckte man den Schädling auf den Blättern der Sträucher bereits im Herbst. „Zurzeit kontrolliere ich jede Woche, ob Raupen geschlüpft sind", sagt er. Sie würden sich wohl erst dann zeigen, wenn es wärmer wird. Danach wird er den Versuch starten, den Schädling mit dem biologischen Mittel Bacillus thuringiensis (kurstaki) zu vertreiben. So kann er zweierlei verhindern: Dass die Raupen die ovalen Blätter seiner Sträucher so abfressen, dass nur noch die Blattrippen als Skelette zurückbleiben. Und dass sich im Botanischen Garten im Sommer aus den Raupen Schmetterlinge bilden und die Insekten sich so vermehren können.

Letzteres verhindert man in botanischen Gärten auf dem spanischen Festland bereits seit einigen Jahren mit Pheromon-Fallen, die im Sommer in der Nähe der immergrünen Sträucher aufgehängt werden. Diese reduzieren die Schädlinge und geben Auskunft über ihre Anzahl. Auch Klebefallen und UV-Lampen sollen wirksam sein.

Solche Maßnahmen könnten auch in der Serra de Tramuntana und auf Cabrera angewendet werden. Dort wuchs der einheimische Buxus früher zahlreich und sogar als hoher Baum. Französische Botaniker berichteten im 19. Jahrhundert, dass einige Tausendergipfel großflächig mit Buchsbaum bewachsen waren. Köhler und Instrumentenbauer reduzierten die Bestände. Deshalb ist der wilde Buxus heute nur noch selten anzutreffen und in den Balearen-Katalog der gefährdeten Pflanzen aufgenommen worden.

Vorsicht ist künftig auch bei Buchsbaum-Sträuchern im Garten angesagt. Auch sie müssen behandelt werden. Gartenarchitektin Erika Könn aus Binissalem hat sie noch nie auf die Pflanzlisten ihrer Entwürfe gesetzt. „Der Buxus sempervirens kommt aus dem Norden, er gehört nicht hierher", sagt sie. Als immergrüne Alternative empfiehlt sie Einheimische wie Mastix, Myrte oder Eibe.

Gefährdet sind ebenfalls: der Buxus microphylla, B. sinica, B. colchica, Euonymus alatus, E.japonicus bot. sowie der Ilex purpurea.