Maria Antònia hat keine Kinder. Stattdessen lebt die 58-Jährige mit fünf Katzen und einem Hund in ihrer Wohnung in Palma de Mallorca. Beschwert hätten sich die Nachbarn noch nie. „Ich behandle die Tiere gut, sie sind für mich wie Familienmitglieder", so Maria Antònia. Wenn es nach den Verantwortlichen in Palmas Rathaus geht, müsste sich die Mallorquinerin - zumindest auf dem Papier ­- bald von mindestens drei ihrer Lieblinge trennen. Denn der Stadtrat hat verangene Woche einer neuen Verordnung zugestimmt. Sie besagt unter anderem, dass in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern nicht mehr als drei Tiere gehalten werden dürfen, in Einfamilienhäusern maximal fünf. Eine Entscheidung, die kurz vor den Kommunalwahlen im Mai für viel Unmut sorgt.

Die neue Regulierung, die ab sofort einen Monat lang zur öffentlichen Einsicht im Rathaus ausliegt und auch online einsehbar ist, und gegen die Anwohner und Verbände Beschwerden oder Verbesserungsvorschläge einreichen können, bezieht sich neben Hunden und Katzen auch auf Kaninchen, Frettchen oder Zwergschweine. Über Wellensittiche oder Papageien wird in dem 32 Seiten langen Gesetzestext keine Aussage gemacht. Ziel der Regelung sei es, das Wohlergehen der Tiere zu garantieren, so die stellvertretende Bürgermeisterin Neus Truyol.

„Die Regelung ist mehr eine Antwort auf Beschwerden von Anwohnern als eine Maßnahme, um das Wohl der Tiere zu garantieren", bewertet der Vorsitzende der Tierärztekammer, Ramón García. Denn ob es Tieren gut geht, hänge nicht von der Anzahl pro Wohnung ab, sondern von den Bedingungen, unter denen sie gehalten werden. Ähnlich äußerte sich jetzt auch Aida Cortecero vom Tierschutzverband ICA. Kritikwürdig sei auch, dass die Käfighaltung von Vögeln gar nicht angesprochen würde. Montse Matrata vom Tierverein Feliznos befürchtet zudem, dass so Adoptionen und die Arbeit der Pflegestellen erschwert würden.

Maxi Lange vom Dachverband der Tierschutzvereine auf den Balearen (Baldea) fühlt sich bei der Ausarbeitung der neuen Regelung übergangen. „Wir finden eine Höchstzahl von drei Hunden als generelle Regel akzeptabel, aber es sollte Ausnahmen geben dürfen", betont sie. Und selbst die Vorsitzende der Hausverwaltervereinigung in Palma, Pau Bonet, zeigte sich zwar grunsätzlich positiv angesichts der neuen Regelung, gibt aber zu bedenken, dass die Beschwerden der Nachbarn wegen Haustieren insgesamt realtiv selten seien. „Wer weiß, wie man ein Tier richtig hält, macht meistens keine Probleme." Weniger überraschend die Kritik der Oppositionspartei PP: Die Verordnung sei eine unzulässige „Einmischung in das private Leben der Bürger", so Fraktionssprecherin Marga Durán.

Im zuständigen Ökologie-Dezernat der Stadt ruderte man am Freitag (22.2.) als Reaktion auf die breite Ablehnung bereits zurück. Das Rathaus werde die Tierhalter nicht dazu zwingen, anzugeben, wie viele Vierbeiner sie halten. Auch müssten nicht pauschal Lieblinge abgegeben werden. „Wir werden nur in den Fällen überprüfen, ob die Höchstgrenze an Tieren überschritten wird, in denen uns Anzeigen wegen Ruhestörungen oder mutmaßlichen Tieresmissbrauchs vorliegen", so eine Sprecherin. Gleichzeitig rechtfertigte sie das Vorhaben damit, dass zahlreiche Anwohnerverbände eine Höchstgrenze gefordert hätten. In Inca gelte bereits seit 2016 eine identische Gesetzeslage, auch Städte wie Madrid oder Granada setzten auf Haustier-Limits.

Weniger Widerstand riefen die Klauseln der neuen Verordnung hervor, die besagen, dass Hundehalter in Palma künftig höhere Geldstrafen erwarten, wenn sie die Exkremente ihrer Vierbeiner im öffentlichen Raum nicht beseitigen. Fällig werden 750 statt bisher 300 Euro. Wer Katzen, die die Wohnung verlassen, nicht ordnungsgemäß sterilisieren lässt, muss bald bis zu 3.000 Euro Strafe zahlen. Zudem behält sich der Stadtrat im Artikel 3 der neuen Verordnung „die Möglichkeit einer Haustiersteuer" vor. Man wolle diese Möglichkeit zunächst aber nicht in Anspruch nehmen, so die Dezernats-Sprecherin jetzt.

Tierfreundin Maria Antònia hat nicht vor, sich von der Regelung aus der Ruhe bringen zu lassen. „Meine Lieblinge bleiben, ganz klar. Mal sehen, ob sie mir eines Tages noch vorschreiben, wie viele Fische ich halten darf."