Es war ein Schauspiel, das einmal mehr deutlich macht, wie wenig Platz wir Menschen wilden Tieren noch lassen: Eine Schildkröte hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (25.7.) an einem Strand auf Mallorcas Nachbarinsel Ibiza ihre Eier abgelegt. Und zwar nicht an irgendeinem, sondern direkt an der viel besuchten Platja d'en Brossa.

Strandbesucher hatten die Karettschildkröte gegen 2 Uhr nachts in unmittelbarer Nähe eines Bootsanlegers entdeckt und die Notrufzentrale 112 benachrichtigt. Als die Polizisten eintrafen, fanden sie eine große Menge an Schaulustigen vor. Einige von ihnen versuchten sogar, das Tier zu berühren. Die Beamten riegelten den betreffenden Strandabschnitt daraufhin ab.

Das Tier konnte so tatsächlich seine Eier ablegen, wobei es, wie ein Video zeigt, immer mal wieder von grellem Taschenlampen-Licht irritiert wurde. Nach etwa einer Stunde kroch die Schildkröte zurück ins Meer. Die Polizisten sicherten die Eier in einem Pappkarton und übergaben sie Spezialisten der balearischen Naturschutzbehörde. Andernfalls wären sie wohl zertrampelt oder geklaut worden.

Obwohl von Verschmutzung und Überfischung bedroht, sind Meeresschildkröten im Meer rund um Mallorca und seine Nachbarinseln keine Seltenheit. Ungewöhnlich ist, dass sie hier auch ihre Eier ablegen. Laut Studien stammen ein Großteil der vor Ibiza lebenden Schildkröten aus Florida (USA), und normalerweise kehren diese Tiere zur Eiablage dorthin zurück, wo sie selbst geschlüpft sind.

Etwa ein halbes Dutzend versuchter oder sogar erfolgter Eiablagen an Stränden in Andalusien, Valencia sowie Ibiza und Formentera sind in den vergangenen Jahren bekannt geworden. Warum die Tiere diese Orte aufsuchen, ist unklar: Eine viel zitierte Erklärung ist, dass sie durch die vom Klimawandel bedingte Meereserwärmung immer nördlichere Brutgebiete aufsuchen, wo das Wasser kühler ist. /ck

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