Geht es nach Agustí Torres, sollen Haie die neuen Werbebotschafter für Mallorca sein. Der Präsident der NGO Shark Med filmt seit drei Jahren die Tiere in den balearischen Gewässern. Eine Urlauberattraktion soll den Menschen die Angst vor den Lebewesen nehmen.

Nachdem Torres einen Dokumentarfilm mit dem renommierten Haiexperten Eric Clua im Pazifik gedreht hat, fragte er sich, warum es keine Forschungsprojekte über die Tiere auf Mallorca gibt. "2017 habe ich daher die NGO gegründet, mit der wir die Haie in ihrem natürlichen Lebensraum filmen wollen." Bislang konnte Shark Med auf die Unterstützung der Balearen-Uni und der Universität von Perpiñan - der Heimatuni von Eric Clua - setzen. Mit der NGO Fundación Marilles ist nun ein Sponsor hinzugekommen, der das Projekt auf eine neue Ebene heben soll. Bei einer Pressekonfernz am Dienstag (16.6.) haben die Organisationen die Partnerschaft verkündet.

Bislang operierte Torres mit einer Kamera, die er an verschiedenen Punkten anbrachte. "In den vergangenen drei Jahren haben wir 14 Aufnahmen - 13 vor Mallorca, eine vor Menorca - gemacht, die zwischen sieben und zehn Tagen dauerten." Die Forscher wollten herausfinden, ob die Haie zu bestimmten Jahreszeiten oder in bestimmten Gebieten besonders aktiv sind.

Die Haie werden mit einem Köder angelockt, damit sie vor der Kamera entlangschwimmen. "Bei manchen Aufnahmen gingen wir leer aus. Andere Male haben wir bis zu vier Exemplare gefilmt." Insgesamt hat Torres 14 Blauhaie dokumentiert. "Es waren immer unterschiedliche Exemplare. Die Haie sind nie zurückgekehrt. Das macht sie unvorhersehbar."

Die Daten reichen zwar noch nicht für eine fundierte Analyse aus, erste Schlüsse kann der Forscher aber schon ziehen. "Die meisten Haie haben wir Mitte Juni an der Nordküste Mallorcas entdeckt. Dort waren sogar mehr als im Naturschutzgebiet Cabrera zu sehen."

Durch die Unterstützung der Fundación Marilles soll die Anzahl der Aufnahmen nun deutlich steigen. 30.000 Euro investiert die NGO in das Projekt, das vorerst für ein Jahr angesetzt wird. Shark Med macht nun fast wöchentlich Aufnahmen mit vier Kameras: zwei vor Mallorca, eine vor Menorca und eine vor Ibiza und Formentera.

"Wir wollen den Menschen zeigen, dass der Hai im Meer vor Mallorca keine Gefahr darstellt, sondern selbst in einer bedrohten Situation ist", sagt Torres. Die Hälfte der gesichteten Exemplare wies Verletzungen durch Angelhaken auf, die meist durch die Fischerei mit Langleinen entstehen. "Wir fordern, dass diese Art der Fischerei verboten wird", sagt Torres.

Um Fürsprecher in der Öffentlichkeit zu finden, sollen Urlauber für dieses Thema sensibilisiert werden. "Im Baskenland und auf den Kanaren gibt es Tauchgänge mit Haien. Das soll den Menschen die Angst nehmen. Laut einer Studie kann so eine Aktivität bis zu 3 Millionen Euro Einnahmen generieren und 100 Arbeitsplätze schaffen." Den Tieren würde diese Aufmerksamkeit nicht schaden. "Da nicht immer mit dem gleichen Exemplar getaucht wird, ist Stress kein Problem. Zudem ist es im Umgang mit Haien wichtig, dass man Ruhe bewahrt. Denn einen gewissen Respekt vor den Tieren sollte man schon haben."