Nein, der Stich der Tigermücke ist weder "tödlich", noch "sehr gefährlich". Dennoch kann das Insekt, das sich auf Mallorca immer weiter ausbreitet und gerade in den Sommermonaten sehr aktiv ist, durchaus Krankheiten übertragen, mit denen nicht zu spaßen ist, erklärt Fernando de la Calle, Sprecher der Spanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und klinische Mikrobiologie.

Unter anderem können sich Menschen, die von der Tigermücke gestochen werden, mit dem Dengue-Virus, dem Zika-Virus oder dem Chikungunyafieber infizieren, wenn das Tier zuvor Kontakt mit Erkrankten hatte. Vor allem zwischen Juni und Oktober sind die Insekten auf Mallorca weit verbreitet. Sie vermehren sich vor allem in kleinen, stehenden Wasserlachen, beispielsweise in Wassereimern, Plantschbecken oder Blumenuntertöpfen. Laut dem Insektenforscher Roger Eritja von "Mosquito Alert" sei in diesem Jahr ein leichter Anstieg der Population in Spanien zu verzeichnen.

Grund dafür könnte die Ausgangssperre wegen der Coronaepidemie sein. "Viele Zweithäuser standen in der Zeit leer und wurden nicht instand gehalten", so Eritja. Durch angesammeltes Regenwasser hätte sich die Tigermücke so ungehindert weiterverbreiten können. In Alarmbereitschaft ist man auf Mallorca deshalb aber nicht. "Wir haben bisher keinen besonderen Zwischenfall in Zusammenhang mit der Tigermücke verzeichnet", so Miguel Ángel Miranda, Zoologieprofessor an der Balearen-Universität.

Um sich vor den Stichen weitestgehend zu schützen, sollten die Anwohner vermehrt darauf achten, keine Wasserlachen auf ihren Grundstücken oder im Haus offen stehen zu lassen. Zudem helfen Mosquito-Netze und Insektenspray, das die Tiere abstößt. Infos darüber, welche Bestandteile ein geeigneter Spray aufweisen sollte, sind auf der Website des spanischen Gesundheitsministeriums aufgelistet.

Einmal gestochen, kann ein Antihistaminikum aus der Apotheke helfen, sollte die Einstichstelle sich stark verändern oder entzünden, so Fernando de la Calle. "Dort können sonst Bakterien eintreten, die das Immunsystem schwächen." Man solle daher auf jeden Fall vermeiden, die Stiche aufzukratzen.

Neben der privaten Vorsorge sind auch die Gemeinden bemüht, Brutherde so gut es geht einzudämmen. Vielerorts werden Insektizide in die Abwasserleitungen gespritzt. Eine effektivere, aber aufwendigere Technik ist es, männliche Mosquitos zu züchten und zu sterilisieren, damit sie sich nicht weiter fortpflanzen können. "Sollte sich diese Anwendung auf Mallorca durchsetzen, könnte die Spezie, die ohnehin nur auf die Insel eingeschleppt worden ist, eventuell sogar ausgerottet werden." /somo