In der Unterwasserwelt zwischen Mallorca und Ibiza, dem sogenannten Canal de Mallorca, fiept, pfeift und klickt es mehr als erwartet, die Geräusche stammen zudem von einer breiteren Masse und Vielfalt an Meeressäugern als bisher angenommen: Das ist das Ergebnis der neuesten, auf zwei Jahre angelegten Studie der Meeresschutz-Organisation Tursiops.

Die Aktivisten zählten dabei unter anderem an den drei Tiefseebergen Emile Baudot südlich von Cabrera, Monte Olivas nahe Ibiza und Ausiàs March östlich von Formentera ganzjährig eine bedeutende Anzahl an Pottwalen (cachalotes). Da sich die im Mittelmeer tummelnden Riesen-Meeressäuger regelmäßig zwischen den drei Tiefseebergen hin- und herschwimmen und dabei große Strecken hinter sich legen, wollen die Tierschützer die drei Gebiete um die montes submarinos herum nun zu einem größeren zusammenlegen und die Tiere so besser schützen.

„Dadurch könnten künftig mehr Pottwale davor bewahrt werden, etwa mit Tankschiffen zusammenzustoßen", sagt der Tursiops-Vorsitzender Txema Brotons. Auch den Unter-Wasser-Lärmpegel könnte man dadurch vermindern, etwa indem strengere Beschränkungen für die Fahrtgeschwindigkeit von Schiffen festgelegt oder diese auf andere Routen umgeleitet werden.

Die Chancen, dass neben den montes selbst auch das Meer zwischen ihnen als ein Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung (Lugares de Importancia Comunitaria, LIC) bald besser geschützt sind, stehen laut Brotons gut. Dafür spreche auch die Vielfalt der Delfine und Wale, die die Forscher bei ihren Expeditionen im Canal de Mallorca ausfindig gemacht haben.

Dank Unterwasser-Mikrofonen und der Analyse der modulierten Geräuschsignale konnten sie weitere fünf Meeressäuger in diesem Gebiet bestimmen: den Blau-Weißen Delfin oder auch Streifendelfin (span. delfín listado, lat. Stenella coeruleoalba), den Gemeinen Delfin oder Gewöhnlichen Delfin (span. delfín común, lat. Delphinus delphis), den Großen Tümmler (span. delfín mular, lat. Tursiops truncatus) sowie den Rundkopfdelfin oder Risso-Delfin (span. calderón gris, lat. Grampus griseus) und den Grindwal (span. calderón, lat. Globicephala melas).

Am häufigsten machten die Forscher im Untersuchungszeitraum sowohl am Monte Olivas (23,85 Prozent) als auch am Ausiàs March (18,09 Prozent) den Blau-Weißen Delfin ausfindig. Auf Platz zwei schaffte es mit 11,61 Prozent am Monte Olivas und 10,26 Prozent bei Ausiàs March der Große Tümmler. Alle anderen Arten tauchten nur gelegentlich auf.

Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, hatten die Forscher im ersten Jahr zunächst das Vorkommen der Meeressäuger am Monte Olivas mittels eines Unterwassermikrofons, im zweiten Jahr dann am Auxiàs March gemessen. Die dort gewonnenen Daten wurden dann mit weiteren von Emile Baudot verglichen. „An den ersten beiden Tiefseebergen hatten wir jeweils ein Jahr lang hidrófonos platziert die uns alle halbe Stunde jeweils vier Minuten lang die aufgenommenen Klänge sendeten. Die haben wir uns dann angehört und auf ihrer Basis ausgerechnet, wie viele Exemplare welcher Art jeweils an den beiden Orten vorkamen", sagt Txema Brotons.

Besonders fieberten die Forscher dabei in den Momenten mit, als die 13.000 Euro teuren Geräte aus einer Tiefe von 300 Metern mit allen Daten wieder unbeschädigt an der Oberfläche auftauchen sollten. „Das sind wahre Momente der Freude", so Brotons.