Ob auf Wander- und Gehwegen, Spielplätzen, in Parks oder Gärten: Seit Kurzem sind auf ­Mallorca wieder die lästigen Prozessionsspinner-Raupen (procesionarias, span.) auf Wanderschaft. In diesem Jahr ­klettern sie gerade wieder aus ihren Nestern in den Kronen der Aleppo-Kiefern (pinus halepensis, bot.) und ­kriechen gen Boden. So manchem Passanten fallen sie auch deshalb auf, da sie sich gern zu langen Ketten oder „Prozessionen" aneinanderreihen - daher auch ihr Name.

"Durch das Sturmtief Blas im Herbst / Winter letzten Jahres, als es geregnet und geregnet hat, laufe der Entwicklungsprozess der Prozessionsspinner-Raupen teils langsamer ab und sie tauchen erst etwas später auf", hat Luis Nuñez vom balearischen Umweltministerium beobachtet. Einige Exemplare, die er im Dezember gesichtet habe, seien damals noch verhältnismäßig klein gewesen, was den Experten überrascht habe.

Das Umweltministerium sorgt etwas jedes Jahr dafür, dass die Kiefern in den Erholungsgebieten (áreas recreativas) und an den öffentlichen Wegen wie etwa der Finca Son Real und damit auch Wanderer vor den Prozessionsspinner-Raupen geschützt werden. Auf Formentera und Ibiza sind die Umweltschützer in diesem Jahr auch aus der Luft gegen die lästigen Tiere vorgegangen.

Unfreiwillige Begegnung mit den Tieren

Trotzdem kommen manche Menschen den Tieren ungewollt so nahe, dass sie Spuren bei ihnen hinterlassen - genauer gesagt ihre Härchen. „Je windiger es ist, desto mehr Härchen lösen sich und können auf unserer Haut oder in den Augen landen - oder noch schlimmer: Wir atmen sie ein", so Beatriz Bartolomé, Hautärztin im Krankenhaus in Inca. Dann wird's ungemütlich: Starker Juckreiz, Pickelchen, geschwol­lene und gereizte Augen, ein geschwollener Mund und in ganz schweren Fällen Atemnot und Unwohlsein zeigen, dass man den fiesen Tierchen zu nahe gekommen ist.

Juckreiz aushalten, Kleidung ausziehen, waschen und ab in die Dusche!

Wer sich dann aus Reflex kratzt, riskiert, dass die für das bloße Auge unsichtbaren Härchen noch tiefer in die Haut gelangen, so die Dermatologin. Stattdessen sollte man versuchen, den Juckreiz auszuhalten und sofort handeln: die Kleidung ausziehen, gut schütteln und waschen. Am besten direkt unter die Dusche, ohne sich den Körper abzureiben, empfiehlt Bartolomé. Auch die Haare waschen! Wer dann noch Juckreiz verspürt, sollte eine Kortisonsalbe auf die betroffenen Stellen auftragen. Die Ärztin empfiehlt etwa Betametasona.

Breiten sich die geröteten Stellen weiter aus oder betreffen eine große Fläche, sollte man einen Arzt aufsuchen. Auch bei geschwollenen Augen oder anderen Körperteilen ist der Gang in die Notaufnahme ratsam. Wer den Juckreiz nicht aushält, kann ein Antihistaminikum einnehmen. „Gut zu bekommen und preisgünstig ist etwa Cetirizin", so Bartolomé. Auch Polaramine könne eine Alternative sein. „Es macht allerdings schläfrig. Für jemanden, der gerade beim Wandern ist und danach noch heimfahren muss, eignet es sich eher nicht", so die Fachfrau. Cortison könne in einigen schwereren Fällen auch oral eingenommen werden, etwa das Präparat Urbason.

In leichten Fällen halten die Symptome nur einige Stunden an, in schweren können es schon einmal bis zu zehn Tage sein.

Hunde an der Leine halten

Um den Kontakt mit den lästigen Tierchen zu meiden, sollten sich Insulaner vor allem an windigen Tagen nicht in der Nähe von Kiefern aufhalten. Auch spielende Kinder und Hunde sollten unbedingt von den procesionarias ferngehalten werden. „Hunde schnuppern bekanntlich an allem. Sehen sie die Raupen, nähern sie sich ihnen mit ihrer Nase", so ­Bartolomé. Schon wenig später würden auch sie sich wie verrückt kratzen. Ein Besuch beim Tierarzt ist dann Pflicht. Damit die Hunde erst gar nicht auf die Idee kommen, die scheinbar flauschigen Tiere zu fressen, sollten Besitzer ihr Haustier in diesen Monaten immer an der ­Leine halten, empfiehlt Luis Nuñez.

Egal, wie sehr die Sonne auch scheint: Wer derzeit draußen unterwegs ist, ist zudem gut beraten, stets etwas Langärmeliges zu tragen sowie seinen Hals und alle anderen Stellen des Körpers zu bedecken, an die Härchen gelangen könnten. Wanderer können sich neben einer Brille auch mit einer Mütze schützen und sollten ihre gesamte Kleidung in jedem Fall später gut ausschütteln, so Bartolomé.

Die Tiere nur im Notfall mit einem Stock entfernen!

Wer auf die lästigen Tierchen aufmerksam wird, sollte das Weite suchen und sie in keinem Fall anfassen - im absoluten Notfall mit einem Stock vorsichtig entfernen, falls sie einem etwa auf den Schoß gekrabbelt sind, so Nuñez. Wer sie aus Versehen angefasst hat, sollte, wenn möglich, umgehend Wasser über seine Hände laufen lassen. Auch hier die Hände bitte nicht aneinanderreiben!

Wäsche lieber drinnen trocknen

Wer auf dem Land wohnt, sollte in den „heißen Monaten" der lästigen Raupe (etwa Januar bis April) darauf achten, gewaschene Wäsche nicht direkt in der Natur auf die Leine zu hängen. Sonst können sich die Härchen der Raupen in der Kleidung verfangen - und beim nächsten Anziehen erlebt der Träger eine böse Überraschung. Und wenn der Platz im Garten noch so schön ist: Wer dort einmal eine oder mehrere Raupen gesehen hat, sollte sich auf keinen Fall dort niederlassen und stattdessen einen Gärtner zu Rate ziehen.

Die Prozessionsspinner-Raupen, die im Mittelmeerraum recht häufig vorkommen, wurden erstmals 1942 auf Mallorca entdeckt. Sie wurden vom spanischen Festland eingeschleppt. Auf Menorca sind erstmals 1970 Exemplare aufgetaucht, auf Ibiza sogar erst im Jahr 1975.

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Nützliche Links:

Unter http://www.caib.es/sites/sanitatforestal/es/pagina_inicial-36590/?campa=yes hat das balearische Umweltministerium Material zum Umgang mit den Raupen zusammengestellt. Für Hausbesitzer, die öfter mit den Raupen zu tun haben, empfehlen sich die Karten unter http://www.caib.es/sites/sanitatforestal/es/calendario_de_actuaciones-23616/. Sie zeigen, wann wie gegen die Tiere anzukämpfen ist. Weitere Ratschläge sowie eine Telefonnummer der zuständigen Abteilung des Umweltministeriums gibt es unter http://www.caib.es/sites/sanitatforestal/es/indicaciones_y_recomendaciones-3438/. Bilder von Raupen sowie auch Haustieren, die mit ihnen in Kontakt waren, finden sich hier.