So sieht also Schweinsgalopp aus: Riesige Ohren flattern hin und her, die Tiere strecken die Ringelschwänze in die Höhe und rennen steifbeinig um die Wette. Alle haben es eilig, den Maulbeerbaum zu erreichen, um die süßen Beeren auf dem Boden zu futtern.

Dabei hatte ihnen Xisco Menguiano das Frühstück bereits serviert. In einem Nebengebäude der Finca Can Frau in Son Espanyol, direkt neben der Universität der Balearen, mixte er mit Wasser aus verschiedenen Getreidesorten einen Brei. Als er mit den Eimern zu den Koben kam, warteten die weißen, acht Monate alten Jungtiere bereits eng gedrängt und aufgeregt am Gatter auf ihn. Hinter einem weiteren Gatter tobten sieben schwarze Ferkel, die im März geboren worden sind. Sie sprangen in die Höhe und veranstalteten mit ihrem Quieken ein ohrenbetäubendes Konzert.

Zu dem Protest war es gekommen, weil die weißen Schweine zuerst gefüttert worden sind. Mittendrin standen die MZ-Autoren, und um sie herum 14 hungrige, umherrennende und wild quiekende Borstentiere. Nachdem sie den ersten Bissen verdrückt hatten, bemerkten sie die Besucher, um sie dann mit ihren Rüsseln zu beschnüffeln und Breireste auf Hosen und Schuhen zu hinterlassen. Gänzliche Sicherheit, dass sie nicht beißen, gab es nicht, obwohl ihr Hüter versicherte: „Sie sind als Ferkel hier geboren und an Menschen gewöhnt." Er spreche viel mit ihnen und bürste ihre Haut regelmäßig, damit sie sich wohlfühlen. Während des Gesprächs fährt er den Tieren immer wieder mit der Hand über Bauch und Rücken und tätschelt sie liebevoll.

Gutes Leben auf Zeit

Der Grund für den Schweinsgalopp waren jedoch nicht nur die süßen Maulbeeren. Die Tiere hatten es auch eilig, um dort ausgiebig zu urinieren. Denn Schweine mögen es sauber, so der Züchter. Sie bemühten sich, ihren Schlafplatz nicht zu verunreinigen. Im Schlamm suhlten sie sich nur, weil er vor Ungeziefer und Sonnenbrand schützt. Denn weiße Schweine hätten eine sehr dünne Haut, die auf UV-Strahlen empfindlich reagiere.

Nach dem Halt am Maulbeerbaum schwärmt die Herde auf die Weide unter den Obstbäumen aus, frisst Gras und wühlt mit den Rüsseln in der Erde. Die gute Laune ist am Wedeln der Ringelschwänze zu erkennen. Das wird bis Ende des Sommers so bleiben. Doch dann ist Schluss, denn ihre Bestimmung ist es, Lieferanten für Fleisch zu sein, das zu Sobrassada, Butifarró und Paté verarbeitet wird.

Die Tradition

Auf der Finca Can Frau hielt schon der Urgroßvater mütterlicherseits Schweine für den Hausgebrauch. Auch der Großvater und der Vater - er stammte vom spanischen Festland - stellten Wurst selbst her. Als der Vater in den Ruhestand ging, besorgte sich Xisco Menguiano die notwendigen Genehmigungen für Zucht, Registrierung, Wurstproduktion sowie den Direktverkauf und richtete neben dem Wohnhaus eine moderne Wurstküche ein.

Die Schweine hält er so, wie es in der Familie schon immer Brauch war. „Die Herstellung hochwertiger Wurstwaren ist ein traditionelles Handwerk, vieles hat sich bewährt", sagt er. So mischt er das Getreidefutter selbst, weil er beim Fertigfutter nicht wisse, was drin ist. Kürbisse aus dem eigenen Gemüsegarten kommen mit dazu, im Sommer Feigen und viel Grünzeug. Geschlachtet wird ausschließlich im Herbst und Winter, im Frühjahr ist alles ausverkauft, und die Kunden warten auf den Herbst. Genauso wie sie auch auf seine Ramallet-Tomaten warten, die an rund 700 Stauden ab Juli im Gemüsegarten reif sind.

Das Mutterschwein

Auf einer dicken Schicht Stroh steht im Stall die riesige weiß-rosa Muttersau, von ihrem Nachwuchs auf der Weide will sie nichts mehr wissen. Sie ist zwei Jahre alt und wiegt rund 300 Kilo. Vor einem Monat wurde sie besamt. Die Trächtigkeit wird drei Monate, drei Wochen und drei Tage dauern, die Geburt bewältigt das Tier allein. Damit die Riesin ihre Neugeborenen nicht erdrückt, bringt der Züchter den Wurf, wenn er nicht gerade saugt, in einer gepolsterten Kiste unter.

Weiße Schweine werden auf der Insel gezüchtet, weil sie viel Fleisch und wenig Fett liefern. Die schwarzen porcs negres dagegen liefern weniger, aber dafür sehr schmackhaftes Fleisch. Für die nächste Generation Ferkel wird der Züchter das Mutterschwein mit den Samen eines schwarzen Ebers decken lassen.

Hofverkauf

Can Frau, Embutits casolans, Camí de Ca´n Frau, 4, 07120 Son Espanyol, Tel.: 677-51 04 03, im Juli und August Ramallet-Tomaten aus eigenem Anbau. Im Herbst und Winter Sobrassada, Butifarró und Paté.