Er ist ein komischer Vogel, der Seeregenpfeifer. Jedes Jahr kehrt der chorlitejo patinegro (lat. Charadrius alexandrinus) zum selben Strand zurück, wo sich Männchen und Weibchen zu einem kurzen Liebesakt treffen. Dann legt das Weibchen seine drei Eier in eine Dünenkuhle und scharrt sie gut zu. Während der vier Wochen des Brütens versuchen die Eltern, Fressfeinde mit falschen Fährten im Sand in die Irre zu führen.

Der Seeregenpfeifer, so findet der Ornithologe Maties Rebassa, zählt zu den kuriosesten Arten auf der Insel. Dass es sein Lieblingsvogel ist, darauf will sich der 47-Jährige nicht festlegen, denn sein Herz gehört der gesamten avifauna der Balearen. Rebassa ist über die Grenzen der Inseln hinaus als Experte anerkannt. Seit 2003 leitet er den Naturpark s´Albufera, zuvor hatte er Biologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der UIB studiert. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen, unter anderem mitverantwortlich für den 2008 erstmals erschienenen und mittlerweile in dritter, bearbeiteter Auflage in deutscher Übersetzung erhältlichen „Vogelführer für Mallorca".

Wandern und Beobachten

Maties Rebassa koordinierte die Arbeit an diesem in Farbe gedruckten Buch, auch der Text stammt von ihm. Es enthält 26 leichte Wandertouren, die meisten von ihnen sind kurz, sodass auf den Wegen genügend Zeit bleibt, das Fernrohr, die Kamera sowie Stift und Block auszupacken und sich intensiv der Vogelbeobachtung zu widmen. Rebassa beschreibt insgesamt 250 Vogelarten und erklärt auch, ob diese während der Touren im Frühjahr und Sommer oder im Herbst oder Winter in den insgesamt 17 Habitaten beobachtet werden können.

Besucht werden selbstverständ­lich die Feuchtgebiete der Insel, s´Albufera, s´Albufereta und ­Salobrar de Campos - hier halten sich bekanntlich viele einheimische Arten sowie Zugvögel auf. Weitere Touren führen zu den Klippen, wie im Inselsüden vom Cap Blanc bis zur Punta de Llobera oder ins Serra-de-Tramuntana-Tal von Mortitx nach Ses Basses sowie in landwirtschaftliche Gebiete wie Es Blanquer bei Maria de la Salut.

Wo es in den für ihre Artenvielfalt bekannten Habitate entlanggeht, zeigen großformatige, übersichtliche Landkarten, die aus der Feder von Josep Manchado stammen. Neben dem Streckenverlauf sind die Aussichtspunkte eingezeichnet, die für das birdwatching besonders empfehlenswert sind. Spektakulär sind außerdem die 80 farbigen Fotos des auf Ornithologie spezialisierten Fotografen Sebastià Torrens.

Maria Carmen Oriola (sie ist mit Rebassa verheiratet) zeichnet für das übersichtliche Layout verantwortlich, Listen ermöglichen es, die wichtigsten Vogelarten, denen man auf der Tour begegnen kann, auf einen Blick zu erkennen. Der Band ist großzügig gestaltet und wird jeden Naturliebhaber ansprechen - im Rucksack allerdings kann sich das Format als sperrig erweisen.

Einen anderen Ansatz wählt Rebassa mit dem kürzlich auf Spanisch erschienenen, handlicheren „Cuándo y dónde ver aves en Balea­res" (Wann und wo man auf den Balearen Vögel sehen kann). In dem in Schwarz-Weiß gedruckten Bändchen gibt Rebassa Monat für Monat Empfehlungen für Vogelliebhaber mit unterschied­lichen Vorkenntnissen. Die ­meisten ­Vogelarten sind im April, September und Oktober auf der Insel. „Dann kommen zu der Vielfalt der einheimischen Arten die Zugvögel dazu, die auf der Insel Rast machen", erklärt Rebassa.

Die Bilder seien nicht so sehr zur Bestimmung der Vögel, sondern zur Illustration gedacht. „Vogelbeobachter besorgen sich zuallererst ein Bestimmungsbuch über Vögel Spaniens oder Europas", sagt Rebassa. Sein Buch sei als lokale Ergänzung für die Balearen gedacht und konzentriere sich darauf, zu welchem Zeitpunkt sich die jeweiligen Vogelarten an welchen Orten aufhalten. „Das Buch ist auch für Anfänger geeignet und soll allen etwas

bieten", sagt der Mallorquiner.

Nun live: die Alpenbraunelle

Jetzt im Januar, so erfahren wir, halten sich in den Feuchtgebieten viele Enten- und Möwenarten auf, aber auch Fischreiher, Sumpfläufer und Flamingos. In der Serra de Tramuntana kann man hingegen mit etwas Glück der Alpenbraunelle begegnen, einem Hochgebirgsvogel, den es, wenn die Gipfel der Alpen verschneit sind, in den Süden zieht. In den Tälern halten sich die Heckenbraunelle, die Rotdrossel und das Wintergoldhähnchen, einer der winzigsten Vögel Europas, auf.

Um Wasservögel zu beobachten, empfiehlt der Autor im Januar die cabos, wie beispielsweise das Cap Formentor oder das Cap de ses Salines. Hier lassen sich mit Ferngläsern und Geduld Balearensturmtaucher und Basstölpel entdecken. Brandsee­schwalben oder Krähenscharben aus der Familie der Kormorane sind hingegen eher in den Häfen anzutreffen.

Als Leiter des Naturparks s´Albufera ist Rebassa mit viel Bürokratie geplagt. Wenn ihn das zu sehr stresst, packt er in seiner Freizeit seine Sachen und geht ins Freie. „Es gibt für mich keine größere Entspannung, als den Vögeln auf den Feldern, Klippen und Bergen zuzusehen", berichtet er.