Wenn man Pepi und Lucy aus ihren Zwingern lässt und spazieren führt, blühen sie förmlich auf vor Freude. Die beiden Hündinnen wohnen derzeit im Tierheim Son Reus in Palma de Mallorca - Aufenthaltsdauer: unbestimmt. Eigentlich hatten sie bereits eine neue Familie gefunden, bei der sie bleiben können. Doch die brachte die beiden Mischlings-Schwestern nach wenigen Monaten wieder zurück: Sie seien gezwungen gewesen, umzuziehen, versicherten die Halter. Und in der neuen, kleineren Wohnung sei weder Platz für die Hunde, noch seien Haustiere erlaubt. Auch Pepi und Lucy waren somit indirekt zu Opfern der Wohnungsnot auf Mallorca geworden.

Damit, so die freiwilligen Helfer des Tierheims Son Reus, seien sie keine Ausnahme. Es gebe immer mehr Fälle von Haustieren, die abgegeben werden, weil ihre Frauchen und Herrchen wegen der steigenden Mieten umziehen müssen. „Wir kennen zum Beispiel einen Mann, der einen Welpen vom Züchter aufgenommen hatte. Dann wurde sein Mietvertrag nicht verlängert. Er suchte monatelang nach Wohnungen, fand aber keine für weniger als 1.100 Euro, in der Hunde erlaubt waren", berichtet Lynda Commons, die Vorsitzende des Hilfsvereins Peluditos de Son Reus. „Für seinen kleinen Sohn war es ein Trauma, seinen geliebten Hund abzugeben, die Familie war ganz verrückt nach dem Tier."

„Um einen Hund zu adoptieren, wird es immer wichtiger, dass der zukünftige Halter eine eigene Immobilie hat oder zumindest ein stabiles Mietverhältnis", stimmt auch Tierschützerin Loretta Falasco zu, die ebenfalls regelmäßig Hunde in Son Reus ausführt. Und das schränke die Zahl so dringend gesuchter Halter erheblich ein. Auch Maxi Lange von Baldea, dem Dachverband der balearischen Tierschutz­vereine, bestätigt: „Es gibt immer mehr Fälle unfreiwilliger Abgaben der Tiere, weil den Familien keine andere Wahl bleibt. Oft bricht es ihnen das Herz - schließlich ist der Hund ein Familienmitglied."

Die Tierschützer von Peluditos de Son Reus raten Hundehaltern, von sich aus mit Angeboten auf die Immobilienbesitzer zuzugehen: „Man kann ihnen zum Beispiel vorschlagen, eine Versicherung abzuschließen, eine Art Garantie, damit die Vermieter sich sicher sein können, dass die Kosten für alle Schäden, die möglicherweise durch einen Hund entstehen können, gedeckt sind", so Lynda Commons. Zudem solle man auch das Kleingedruckte ganz genau lesen, bevor man einen Mietvertrag unterschreibe. Oft enthalte der nämlich eine Standardklausel, die Haus­tiere erst einmal generell untersagt, ohne dass das Thema vorher angesprochen worden ist. „Wenn man dann ­unterschrieben hat, gibt es kein zurück mehr", so Tierschützerin Falasco. Je früher man das Thema Hund anspreche, desto besser. Wichtig sei es zudem, die Hunde so gut wie möglich zu erziehen. Bellende Hunde oder solche, die Schwierigkeiten haben, allein zu bleiben, oder gar Nachbarn im Treppenhaus anfallen, hätten erst recht keine Chance, beim Vermieter zu punkten.

Gerade jetzt, im Sommer, kommen täglich Neuzugänge in Palmas Tierheim an. Weil dann der Immobilienmarkt durch die touristische Vermietung besonders angespannt ist - und natürlich auch aus altbekannten Gründen: weil der Hund in den Ferien lästig wird, oder weil die Kinder ihres Weihnachtsgeschenks überdrüssig geworden sind.

Im schlimmsten Fall, wenn die Zwinger aus allen Nähten platzen und auch Tierschützer nicht mehr wissen, wohin mit all den Hunden, wartet dann die Einschläferung auf die Vierbeiner. Im vergangenen Jahr fanden so sechs Hunde in Son Reus den Tod. Noch gebe es einige freie Zwinger. Lynda Commons: „Aber im August werden wir sicherlich wieder an unsere Grenzen stoßen."