Das ist eine gute Nachricht für Toni Seguí: Die acht neuen Mitgliedern bei der Vereinigung zum Schutz des mallorquinischen Roten Schafs sind alle unter 30. „Ihnen wird es gelingen, die einheimische Schafrasse vor dem Aussterben zu bewahren", sagt der 29-Jährige. Rund 4.000 Böcke, Mutterschafe und Lämmer dieser Rasse leben zurzeit auf der Insel. Die „Asociación de Ganaderos de la Oveja de Raza Mallorquina Roja" zählt insgesamt 40 Mitglieder, Seguí ist ihr Vorsitzender.

Er selbst besitzt 600 Rote Schafe. Nur ein Teil seiner riesigen Herde trottet willig am Morgen nach dem Melken und Füttern hinter ihm her auf die Weide. Die Tiere grasen am Fuß von Incas Hausberg, dem Puig de Santa Magdalena, wo unter blühenden Mandelbäumen Frühjahrskräuter auf sie warten. Ihre Herdenkollegen sind in der Nähe auf mehrere Weiden verteilt. Hier befindet sich etwa die Hälfte der insgesamt 300 Hektar Land, die zum Anwesen der Familie Seguí gehört. Die andere Hälfte liegt quer über die Insel verteilt, dort wird Futter angebaut, das getrocknet in Silos bei den Ställen bei Inca lagert.

Gemeinsam mit seiner Schwester Marga hat Toni den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern übernommen. Die Geschwister sind die vierte Generation in der Familie, die von den Erträgen ihrer Felder lebt. Vor rund 30 Jahren stellten die Eltern in Madrid als eine der ersten auf der Insel den Antrag für das Öko-Zertifikat. Damals wurden zunächst Schafe für die Fleischgewinnung gezüchtet. 2007 wurde das Rote Schaf als einheimische Inselrasse offiziell anerkannt, ein Jahr später begannen die Eltern mit der Züchtung.

Zu den ersten Züchtern auf der Insel zählte außer ihnen Llorenç Payeras in Binissalem (MZ berichtete). Er schreibt in seinem Buch über Käseherstellung, dass der formatge von Schaf und Ziege zu den Lebensmitteln zählte, die Inselbewohner schon vor vier Jahrtausenden verzehrten. Doch die Käseherstellung geriet in Vergessenheit und mit ihr die ovella roja (kat.). Neu gezüchtet wurde das Schaf unter anderem, weil es Milch und Fleisch liefert.

Genügsame Tiere

Das Rote Schaf war ursprünglich eine Kreuzung aus nordafrikanischen und südeuropäischen Schafen. „Man hielt sie früher bevorzugt in der Marina de Llucmajor, im extrem trockenen Inselsüden", sagt Seguí. Weil die Weiden dort felsig sind, entwickelten sie sich zu sehr genügsamen Tieren, die sogar mit stachligen Macchia-Sträuchern zufrieden sind. Die Tiere befreien Weiden und Wälder dauerhaft von halbhohen und niedrigen Stauden, die Brände begünstigen, und düngen gleichzeitig den Boden. Die Schafe sind es obendrein gewohnt, dass auf Zeiten, in denen eine Fülle von Futter zur Verfügung steht, solche mit Entbehrungen folgen. Die Tiere sind in der Lage, Fett auf dem Rücken und im Schwanz zu speichern.

„Wenn man will, dass sie reichlich Milch geben und jedes Jahr ein Lamm austragen, müssen sie aber gut im Futter stehen", sagt Seguí. Ein weiterer Vorteil dieser Rasse sei, dass die Tiere von ausgesprochen ruhigem Wesen sind. Auch das geht auf Futterknappheit zurück, denn Nervosität verbraucht viel Energie, die Schafe vermeiden sie deshalb instinktiv. Im Gegensatz zu den weißen Schafen versuchten sie nur sehr selten, aus ihren Weiden oder Ställen auszubüxen, berichtet der Züchter.

Zu erkennen sind die Tiere an ihrer rotbraunen Haut an Kopf, Beinen und Bauch. Rücken und Schwanz sind dagegen mit feinem, cremefarbenen Haar bedeckt. Nach der Schur im Mai haben es die Schafe im Sommer kühl, ihre Wolle wird von einigen Handwerkern gesponnen. Der Körperbau des Roten Schafs ist größer als der des weißen, ein weibliches Tier wiegt zwischen 50 und 60 Kilogramm, das weiße im Durchschnitt zehn Kilogramm weniger. Vor allem die Köpfe der Machos sind groß, die Nase gebogen, ein Widder kann ohne weiteres 110 Kilogramm auf die Waage bringen.

Nachwuchs für die Herde

Die Schafe, die heute Morgen ihrem Besitzer auf die Weide folgten, sind alle weiblich, sie werden derzeit morgens und abends gemolken. Für die Paarung der gesamten Herde sind sechzehn Böcke zuständig. Sie weiden getrennt. Seguí beteuert, dass es auch bei ihnen völlig friedlich zugeht und sie bestens miteinander auskommen. Immer im Mai öffnet er die Tore und treibt die Herden zusammen. Die Anwesenheit der männlichen Tiere löse bei den Muttertieren den Zyklus aus, sodass nach der Paarung fast alle trächtig sind.

Fünf Monate später kommen die Lämmer zur Welt, häufig werden Zwillinge oder Drillinge geboren. Ein Lamm wiegt nach der Geburt zweieinhalb bis fünf Kilogramm. Das ist zu groß, um als Milchlamm verspeist zu werden. Dazu sind weiße Lämmer geeignet, die eineinhalb bis drei Kilogramm schwer auf die Welt kommen.

Einen Monat bleibt der Nachwuchs den halben Tag bei ihren Müttern, in der anderen Tageshälfte werden die Mutterschafe gemolken. In dieser Zeit schauen sich die Jungenbei den Alten ab, welche Kräuter und Gräser für ihre Mägen die richtigen sind und wie man sich in der Herde verhält. Im zweiten Lebensmonat können sie sich selbst ernähren, dann werden sie von ihren Müttern getrennt. Bis zur erneuten Trächtigkeit kann man diese dann zwei Mal am Tag melken.

Die weiblichen Lämmer rücken in die Herde der Mutterschafe nach, sie müssen eineinhalb Jahre alt sein, bevor sie erstmals gedeckt werden dürfen. Sechs bis sieben Jahre geben die Mutterschafe Milch, danach gebären sie noch Lämmer, bis sie rund zehn Jahre alt sind.

Die männlichen Tier verkauft Seguí an einen Betrieb, wo sie noch weiter Fett ansetzen, bevor sie in die Pfanne kommen. Auch hier gibt es wieder einen Vergleich zum Lamm der weißen Schafe. „Dieses nimmt bis zu einem Gewicht von dreizehn bis fünfzehn Kilogramm beharrlich zu, dann legt es eine Pause ein, frisst aber unentwegt weiter", sagt der Mallorquiner. Beim Lamm vom Roten Schaf sind solche Pausen nicht bekannt, das Fleisch bleibt obendrein bis zu einem Lebendgewicht von 35 Kilogramm aromatisch.

Die Milchprodukte

Auf dem Weg zum Kloster Santa Magdalena weist ein Schild zur Formatgeria Son Jover. Neben der Halle, in der gemolken und gefüttert wird, befindet sich die Käserei. Hier hat Toni Seguís Schwester Marga das Sagen. „Seit Kurzem besitzen wir für unser Logo die Genehmigung des Ministeriums für Landwirtschaft in Madrid." In großen Bottichen wird die Milch mit Lab zu Käse, der unterschiedlich lang in Reifekammern lagert.

Mit der Rohmilch vom Schaf werden folgende Käsesorten gewonnen: der semi benötigt zwei Monate bis zur Reife, der würzigere curado drei bis vier Monate und der gran reserva sechs bis zwölf Monate. Aus pasteurisierter Milch wird Frischkäse und Joghurt hergestellt. Neu auf dem Markt ist die fuet, die von der Firma Agromart mit Lammfleisch von Son Jover geräuchert und mit dem gleichen Logo verkauft wird. Den Bio-Käse kann man auf dem Weg zum Kloster Santa Magdalena kaufen, ebenso auf der Plaça dels Patins in Palma de Mallorca dienstags und samstags von 8 bis 14 Uhr.