Für viele junge, unerfahrene Greifvögel, etwa Habichtsadler (Aquila fasciata, lat., águila de Bonelli, span.), endet der Versuch, auf Mallorca aus einem Wasserbecken oder Teich zu trinken, auf Mallorca oft tödlich. Da Wasserspiegel und Beckenrand oft nicht auf derselben Höhe liegen, ertrinken die Tiere. Die Vögel können nicht schwimmen. „Sie fallen ins Wasser und kommen dann nicht mehr heraus", sagt Cristina Fiol. Sie koordiniert für die Funda­ción Natura Parc das von der EU finanzierte Projekt Aquila a-Life, an dem auch die balearische Artenschutzbehörde beteiligt ist. Dessen Ziel ist es, mit verschiedenen Strategien die Populationen der Habichtsadler zu vergrößern.

Balearenweit gibt es lediglich auf Mallorca Exemplare der vom Aussterben bedrohten Art und auch hier nur rund 40 Stück. Daher bitten die Tierschützer nun um die Mithilfe der Bevölkerung. Wer auf seinem Finca-Gelände einen ungenutzten Pool, einen Teich oder ein Wasserbecken hat, kann darauf eine Konstruk­tion aus Holzpaletten anbringen lassen. „Auf die bis zu 1,20 x 1,20 Meter großen schwimmenden Paletten können sich die Habichtsadler dann aus dem Wasser retten, sich ausruhen und ihre Federn trocknen lassen, um später mit weniger Gewicht weiterzufliegen", erklärt Iván Ramos von der balearischen Artenschutzbehörde. Besonders artgerecht sei es, auf die Plattform zusätzlich einen dickeren Ast zu legen.

Ganz neu ist das Projekt nicht. Schon vor über zehn Jahren hätten Tierschützer Bretter in Teichen und Wasserbecken ausgelegt, sagt Cristina Fiol. Viele Menschen auf der Insel sind dennoch hilflos, wenn sie einen verunglückten Greifvogel auf ihrem Gelände finden. „Wir können auch aus Datenschutzgründen nicht an jeder Tür klopfen und die Menschen auf das Thema aufmerksam machen", so Fiol. Also versuchen sie das Projekt nun in größerem Rahmen über die sozialen Netzwerke und Medien bekannt zu machen.

Wer ein totes Tier findet, ruft am besten die 112 an. „Es ist wichtig, dass wir auch von solchen Fällen mitbekommen, da wir jedes Jahr Daten zu dieser und anderen Spezies sammeln und sie auswerten", so Fiol. Residenten, die sich eine der schwimmenden Plattformen auf ihrem Finca-Gelände anbringen lassen wollen, können sich unter der Telefonnummer 747-77 15 50 bei der Fundación Natura Parc melden. Die Verantwortlichen fragen dann etwa ab, wie groß der jeweilige Teich oder das Wasserbecken ist, und ob die Finca-Besitzer eine frei schwimmende Konstruktion oder eine mit Befestigung anbringen wollen. „Die Plattform, die von da an, bis sie kaputt geht, in dem Gewässer schwimmen kann, soll niemanden stören", sagt Fiol. Die plataformas könnten neben Habichtsadlern etwa auch Zwergadler oder Rotmilane vor dem Ertrinken retten.

Nicht nur einige Wasserbecken stellen für die Tiere eine große Gefahr da. Habichtsadler lassen sich auch gerne auf Stromleitungen nieder, da sie potenzielle Beute von dort aus besser im Blick haben. Auch hier sind die Tierschützer dabei, oft von den Tieren aufgesuchte Leitungen isolieren zu lassen. Die Informationen dafür bekommen sie durch die Sender, mit denen der Großteil der Habichtsadler ausgestattet ist. Sie übermitteln ständig Signale zum Aufenthaltsort der Tiere. Wenn die Tierschützer sehen, dass sich die águilas de Bonelli mehrere Tage nicht von der Stelle bewegen, können sie sie so ausfindig machen und verletzte Tiere möglicherweise in eine Auffangstation bringen.

Dank dieser Ortungsdaten weiß man zudem, dass es sowohl in der Serra de Tramuntana als auch in Pollença, Porreres, Lloseta oder Andratx Habichtsadler gibt. Bis 2011 gab es lange Zeit gar keine. „In den 70er-Jahren sind diese Greifvögel hierzulande ausgestorben. Vor zehn Jahren wurde die Art dank eines Schutzprojekts dann wieder auf der Insel angesiedelt", sagt Fiol. Seither untersuche man auch wieder verstärkt ihren Einfluss auf das hiesige Ökosystem. „Die Habichtsadler sind Super-Räuber und stehen an der Spitze der Nahrungspyramide", so Fiol. Zu ihrer Beute gehören etwa Möwen, Kaninchen oder Hühner. Deswegen sind sie bei Bauern und Jägern nicht gern gesehen. Wenn deren Hühner etwa nicht gut eingezäunt sind, können sie den Adlern schon einmal zum Opfer fallen. „Die

Jäger wiederum sehen sie als Konkurrenz", so Fiol. „Dabei nehmen ihnen die Habichtsadler nur einen ganz kleinen Teil ihrer Beute weg und helfen viel mehr, zu große Populationen von Tieren einzudämmen. Zudem waren

sie viel früher da als wir. Das muss man den Menschen erst einmal erklären", sagt Iván Ramos.

Schwimmende Retter

Tel. 747-77 15 50, E-Mail:

fnpaquila@gmail.com

www.aquila-a-life.org