47 Meeresschildkröten sind am Donnerstag (1.7.) am Strand von Sa Mesquida nahe Maó auf Menorca, der Nachbarinsel von Mallorca, in die Freiheit entlassen worden. Die Tiere der als gefährdet eingestuften Unechten Karettschildkröte (caretta caretta) wurden im Sommer 2020 an diesem Strand geboren. Der balearische Landwirtschaftsminister Miquel Mir sprach bei der Freilassung der Tiere von einem "Meilenstein" für das Management der Artenvielfalt auf den Inseln.

Man dürfe aber nicht vergessen, dass dieses Ereignis eine Folge des Klimawandels sei, mahnte der Minister. Meeresschildkröten sind auf den Balearen in den vergangenen Jahren aufgrund der Erwärmung des Mittelmeers - so die Meinung der Wissenschaftler - mehr und mehr aufgetaucht. Allein 82 Wasserschildkröten wurden im Jahr 2020 im Meer oder an den Küsten der ­Balearen gefunden - noch vor einigen Jahren waren es im Schnitt 42 Exemplare, wie die Statistiken des Palma Aquarium zeigen, das sich um die Erhaltung der im Mittelmeer vorkommenden Arten kümmert.

Während die Meeresschildkröten bereits seit einigen Jahren im östlichen Mittelmeerraum, etwa Griechenland, Zypern oder der Türkei aktiv und werden, werden im westlichen Mittelmeerraum erst seit 2014 Eiablagen beobachtet - etwa in Valencia, Alicante, Barcelona oder an Stränden in Andalusien. 20 Prozent der in den Balearen-Gewässern ­vorkommenden Schildkröten stammen aus dem östlichen Mittelmeerraum. Die übrigen 80 Prozent haben sich mithilfe der Meeresströmungen von Mexiko oder Kuba durch den ­Atlantik bis ins Mittelmeer treiben lassen.

Ein erstes Bad für diese Schildkröte. CAIB

Die in Sa Mesquida ausgesetzten Schildkröten wurden vor ihrer Freilassung mit einem Chip versehen, um sie später wieder identifizieren zu können. Eines der Tiere bekam ein System zur Geolokalisierung eingesetzt, um seine Reisen auch weiterhin nachverfolgen zu können.

Die freigelassenen Tiere waren laut der Zeitung "Última Hora Menorca" im Durchschnitt 20 Zentimeter lang und wogen 1,2 Kilogramm. Vor ihrer Freilassung wurde das Geschlecht der Tiere festgestellt. Demnach sind 79 Prozent der Schildkröten männlich und 21 Prozent weiblich. Die deutliche Mehrheit der männlichen Exemplare ist kein Zufall: Je höher die Temperatur in der Brutstätte der Tiere ist, desto geringer die Chance, dass Weibchen schlüpfen.

Neben Sa Mesquida gibt es auf Menorca in der Cala Nova und der Cala Pilar noch zwei weitere Brutstätten für Schildkrötenbabys. Diese werden in der nächsten Zeit ins Meer entlassen. Insgesamt wurden auf den Balearen seit 2019 fünf Brutstellen für Meeresschildkröten entdeckt, die ersten wurden auf Ibiza ausfindig gemacht. /jk