Es ist eine Begegnung, die einigen Strandbesuchern in Magaluf oder Santa Ponça erst kürzlich wieder einen gehörigen Schreck verpasst hat: Als sich plötzlich eine Schlange durch den Sand wand, brachten sich viele Besucher als erste Reaktion erst einmal in Sicherheit. „Dass sich Menschen erschrecken, ist normal. Wir sind an die Tiere hier eben nicht gewöhnt. Dabei sind Hufeisennattern, die am häufigsten auf Mallorca vorkommen, weder giftig noch gefährlich“, sagt Vanesa Rubio von der balearischen Artenschutzbehörde Cofib. Von sich aus greifen die Schlangen Menschen nicht an, sie beißen höchstens in Einzelfällen, um sich zu verteidigen.

Für das Ökosystem auf den Inseln jedoch sind die eingeschleppten Hufeisennattern (Hemorrhois hippocrepis, lat.; culebra de herradura, span., serp ferradura, kat.) eine echte Gefahr. Sie bedrohen heimische Arten, fressen ihnen die Nahrung weg und bringen das Ökosystem aus dem Gleichgewicht. „Die Schlangen haben hier im Gegensatz zum Festland keine natürlichen Feinde, daher müssen wir diese Rolle übernehmen“, erklärt Rubio.

Um die Vermehrung in Grenzen zu halten, stellen Mitarbeiter der Artenschutzbehörde auch derzeit wieder inselweit Fallen mit Mäusen auf. Damit der Eindämmungsplan aufgeht, sind jedoch auch die Insulaner gefragt. Noch immer wüssten nicht genügend Menschen darüber Bescheid, welchen Schaden die Schlangen anrichten können. Immer wieder würden die Cofib-Mitarbeiter aufgestellte Fallen vorfinden, die beschädigt oder geöffnet wurden. „Manchmal wurden die Mäuse auch freigelassen“, erzählt Rubio, die zu den genauen Orten der knapp 120 derzeit aktiven Fallen daher lieber keine Angaben machen will.

Mit diesen Fallen geht die Artenschutzbehörde neuerdings gegen die Schlangen vor. Cofib

Vor allem ein noch recht neuer Fallentyp habe sich beim Eindämmen der Hufeisennatter als effektiv erwiesen: Holzkästen mit einem engmaschigen Gitter an der Vorderseite, die im Inneren zweigeteilt sind. „Auf der einen Seite lebt eine Hausmaus, die Nahrung bekommt und versorgt werden muss. Da die Tiere keine Feinde haben, haben sie auch keinen Fluchtinstinkt“, erklärt Rubio. Die lebendige Maus dient der jagenden Schlange als Köder. „Die Schlange riecht sie, kriecht im besten Fall in die Falle und bleibt dann in dem von der Maus abgetrennten Teil gefangen, da sich nach dem Durchkriechen die Gitterklappe schließt“, so die 41-Jährige. Die Fallen sind sehr leicht aufzustellen, eignen sich daher auch gut für den privaten Gebrauch.

Fincabesitzer beispielsweise, die in ihren Gärten und Pools schon Schlangen angetroffen haben, können die Fallen gegen eine Leihgebühr von 20 Euro beim Cofib bekommen. Das Geld bekommen sie später wieder zurück. Die Fallen inklusive Mäuse können nur mit Vorabtermin im Cofib abgeholt werden, vor Ort gibt es dann noch eine kurze Einführung zum Gebrauch der Fallen und dem Versorgen der Mäuse. Unter anderem bei der Vereinigung Aproscom in Manacor gibt es die Fallen auch zu kaufen. Wer sie selbst nachbauen will, findet auf der Seite des Umweltministeriums eine Bauanleitung (Link siehe unten).

Auf Mallorca kommen neben den Hufeisennattern in Einzelfällen auch andere Schlangenarten vor, etwa die Nordafrikanische Kapuzennatter (Macroprotodon mauritanicus, lat.; culebra de cogulla, span.; serp de garriga, kat.), eine heimische, unter Schutz stehende Art. „Auch Vipernattern (Natrix maura, lat.; culebra de agua, span.; serp d’aigua, kat. Anm. d. Red.) müssen wieder aus den Fallen freigelassen werden“, so Rubio.

Damit Laien die Schlangenarten unterscheiden können und wissen, ob sie die gefangene Art auch tatsächlich töten sollten, hat das balearische Umweltministerium in Zusammenarbeit mit Umweltschützern vor Kurzem einen Infoprospekt herausgebracht (Link siehe unten). Derzeit gibt es ihn nur auf Katalanisch. Wer Spanisch kann, sollte jedoch das meiste durch die zahlreichen Illustrationen verstehen.

Was tun nach Schlangenfund?

Und wer am Strand eine Schlange findet und keine Falle parat hat? „Wer sich traut, kann sie mit einem Eimer oder einer Tüte einfangen und dann die 112 oder uns anrufen und zusätzlich ein Foto schicken. So können wir dann schnell feststellen, um welche Art es sich handelt“, sagt Rubio. Obwohl das Meer nicht ihr gewöhnlicher Lebensraum ist, sei es nichts Neues, dass Hufeisennattern ab und an auch im Wasser oder in Wassernähe gesehen werden. „Wir mutmaßen, dass sie übers Wasser an andere Orte mit Nahrung gelangen wollen“, so Rubio. In Gebieten mit unbewohnten Felsinseln sorgen sich die Tierschützer daher besonders, dass die Schlangen sie besiedeln und sich dort unbemerkt ausbreiten könnten.

Während der vergangenen Jahre sei die Zahl der Schlangen auf Mallorca zwar nicht gewachsen, die serpientes hätten sich jedoch mehr auf der Insel verteilt, wurden also auch an Orten gefunden, an denen es vorher keine Schlangen gab, etwa in den Gemeinden Ses Salines und Felanitx oder in Cala Sant Vicenç. Rubio und ihre Kollegen mutmaßen, dass die Pandemie eine Rolle gespielt haben könnte. „Die Tiere sind zwar von Grund auf stets in Bewegung“, so die Biologin. „Da es aber weniger Verkehr gab, wurden etwa auch deutlich weniger Exemplare überfahren.“

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Hier gibt's Fallen und Infos:

http://www.caib.es/sites/proteccioespecies/ca/portada-46282/?campa=yes („Serps introduïdes a Mallorca. 2020.“ und „Instruccions fabricació gàbies serps al·lòctones“) oder auch http://www.unacaza.es/documentos/serpientes%20baleares.pdf, Cofib: Tel. 653-57 41 45 Mo.–Fr. 9–14 Uhr