Wie lange im Jahr kann man auf Mallorca im Meer baden? Stimmt es wirklich, dass es insgesamt nur 30 Tage im Jahr regnet? Wie ist das Wetter um Weihnachten herum? Und ist das Wetter überhaupt vorhersehbar?

Wer einen Urlaub auf der Insel plant oder hier lebt und seinen Freunden und Verwandten zuverlässige Tipps zur besten Reisezeit auf Mallorca geben will, stellt sich diese und andere Fragen. Wenn sie jemand zuverlässig beantworten kann, dann ist es María José Guerrero. Sie arbeitet seit 36 Jahren als Meteorologin beim spanischen Wetterdienst Aemet, die vergangenen 30 Jahre war sie in der Niederlassung auf den Balearen tätig. Seit 2012 leitet sie die Delegation der Inselgruppe mit Sitz in Porto Pi in Palma. Wir haben ihr die Fragen gestellt, die auch uns häufig zu Ohren kommen.

María José Guerrero. Ramon

Frau Guerrero, warum fühlt sich die Hitze hier ganz anders an als in Deutschland, und viele Touristen sind erst einmal platt, wenn sie im Sommer hier ankommen?

Die Temperaturen auf Mallorca sind sowohl tagsüber als auch nachts hoch. Dafür sorgen mehrere Faktoren: Die Tage hier sind lang, das bedeutet auch längere Sonneneinstrahlung, durch die der Boden und die ihn umgebende Luft aufgewärmt wird. Die Nächte hingegen sind kurz. Es ist also wenig Zeit, damit die Erde und die sie umgebende Luft wieder abkühlt. In Deutschland sind die Tage kürzer, die Nächte länger. Es bleibt also weniger Zeit, um überhaupt hohe Temperaturen zu erreichen. Durch die südlichere Lage im Vergleich zu Deutschland kommen nach Mallorca zudem deutlich öfter warme Luftmassen aus Afrika. Und dann spielt beim deutlich stärkeren Wärmeempfinden auch die Feuchtigkeit eine Rolle. Mallorca ist als Insel komplett vom warmen Mittelmeer umgeben und wird also viel mehr dem Wasserdampf ausgesetzt. Dadurch ist die relative Luftfeuchtigkeit höher. Zudem entkommt man ihr hier an keinem Ort. Man schwitzt hier viel stärker. Es ist keine trockene Hitze wie in Deutschland, wo sich außerdem auch große Landesteile im Inneren befinden. Einige liegen allenfalls an einem Fluss, und die Nord- und Ostsee sind ohnehin kalte Gewässer. Das Gebiet wird also weniger Dampf ausgesetzt.

Wann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht regnet, denn am höchsten?

Im Sommer, Juni, Juli, bis Mitte August. In dieser Zeit regnet es für gewöhnlich sehr wenig, im Juni und August jeweils zwei bis drei Tage, im Juli, wenn überhaupt, zwei Tage. Der Juli ist der Monat mit den wenigsten Niederschlägen. Und wenn etwas vom Himmel kommt, ist es allenfalls ein Schauer, der oft Sahara-Staub mit sich bringt. In Ausnahmefällen kann es aber bereits zu einer gota fría kommen (sintflutartige Regenfälle zum Herbstbeginn, Anm. d. Red.) oder zu einem Sturm mit Starkregen.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Monat am Flughafen von Palma (Zeitraum 1981-2010). Dörr / Aemet.es

Urlauber kennen das Phänomen der „gota fría“ in der Regel nicht. Wie kommt es genau zum „kalten Tropfen“?

Es entsteht, wenn warme und kalte Luftmassen aufeinanderstoßen. Zum Ende des Sommers hin ist das Meer und damit die Luft in niedrigeren Ebenen sehr warm. Weiter oben kann die Lufttemperatur, etwa durch einen Sturm, aber deutlich niedriger sein. Durch das Aufsteigen der warmen Luft türmen sich in bis zu zehn Kilometern Höhe gewaltige Wolken auf. Es kommt zu starken Stürmen, Starkwind und Starkregen. Im Winter haben sich das Meer und die Luftmassen bereits abgekühlt. Es kann also ebenfalls regnen, aber niemals so stark wie bei einer gota fría.

In welchen Monaten regnet es am meisten?

Normalerweise im November. Das Gebiet, in dem es am meisten Niederschläge gibt, ist generell die Tramuntana. Lässt man sie aber außer Acht, wird auf Mallorca im Oktober am meisten Regen gemessen, zwischen 65 und 70 Litern pro Quadratmeter. Pro Jahr sind es etwa 425 Liter pro Quadratmeter, im Gebiet von Lluc dagegen 1.514 Liter pro Quadratmeter.

Stimmt es tatsächlich, dass es auf Mallorca nur 30 Tage im Jahr regnet?

Ich weiß nicht, wie jemand das gezählt haben soll. In unseren Statistiken taucht diese Ziffer jedenfalls nirgends auf. Im Süden der Insel regnet es im Jahresverlauf 70 bis 80 Tage, im Norden sind es 80 Tage, im Osten circa 60 Tage und im Gebiet der Tramuntana zwischen 90 und 100 Tage. Die Gebirgskette ist jedoch ein Spezialfall, da sich die wenigsten Urlauber auf 500 Metern Höhe aufhalten. Die Tramuntana ausgenommen ergibt sich ein Durchschnitt von 70 Regentagen pro Jahr auf der Insel. Ob es fünf Minuten regnet oder 24 Stunden, macht bei der Zählung übrigens keinen Unterschied.

Zu welcher Zeit im Jahr ist das Meer am wenigsten aufgewühlt und das Wasser am klarsten, weil es keine Stürme gibt?

Im Sommer gibt es zumindest nur wenige. Man sollte dennoch stets die Wettervorhersage prüfen, ob sich etwa eine Schlechtwetterfront nähert. Sie sorgt für Wellen, die wiederum Algen auftreiben können. Auch Schmutz im Meer wird so an die Küsten geschwemmt. Weht der Wind etwa aus Norden, wird das Wasser an den nach Norden ausgerichteten Küsten schmutzig sein. Also geht man besser an einen Strand im Süden. Kommt er aus Süden, fährt man eben in den Norden oder Osten. Man findet im Sommer fast immer ein Gebiet, in dem das Meer sauber ist – je nach örtlichen Gegebenheiten. Zu Abwässern kann ich natürlich nichts sagen, dafür sind andere Institutionen zuständig.

Die monatliche Durchschnittstemperatur im repräsentativen Zeitraum 1981-2010 am Flughafen Palma. Dörr / Aemet.es

Ab wann nach dem Sommer beginnen die Temperaturen zu sinken?

Zwischen Mitte Juli und Mitte August werden im Jahresverlauf die höchsten Temperaturen gemessen. Danach sinken sie allmählich, bis schließlich im Januar und Februar Minimalwerte erreicht werden.

Wie lange kann man im Meer baden, ohne dass es unangenehm wird?

Das hängt von jedem Einzelnen ab. Im August ist das Meer mit 26 Grad Durchschnittstemperatur am wärmsten. Teilweise können sogar 28 Grad Wassertemperatur erreicht werden. September ist mit durchschnittlich 25 Grad der zweitwärmste Monat. Es folgen Juli mit 24 Grad und Oktober mit 22. Im Juni schafft es das Wasser immerhin auf 21 Grad. Im November hat das Meer 19 Grad Durchschnittstemperatur, im Mai 18 Grad. Einheimische gehen für gewöhnlich, von Mai bis Oktober baden. Da mag das Wasser anfangs noch etwas kalt sein, aber wenn das Wetter an dem jeweiligen Tag gut ist, kann das Bad angenehm werden.

Gibt es einen Zeitpunkt im Jahr, in dem das Wetter in Deutschland besser ist als auf Mallorca?

Die Ausdrücke „besser“ oder „schlechter“ sind sehr subjektiv. Manche mögen wechselhaftes Wetter, andere gleichbleibendes. Die Phasen, in denen das Wetter stabil bleibt, sind auf Mallorca jedenfalls länger als in Deutschland. Dafür sorgt das maritime Klima bei uns, das Meer mit seiner stabilen Temperatur mildert Ausschläge stärker ab. Zudem erreichen durch die südlichere Lage weniger Sturmtiefs die Inseln. Dass die Temperaturen in Deutschland mal höher sind als hier, kommt – wenn überhaupt – nur ganz punktuell vor.

Inwiefern können Sie feststellen, dass sich das Klima auf Mallorca im Laufe der vergangenen Jahren verändert hat?

In tieferen Lagen sieht man immer seltener Schnee, der Winter ist kürzer. Mittlerweile gibt es zudem fast jedes Jahr eine Hitzewelle, während der die Höchsttemperaturen mehrere Tage die 40-Grad-Marke überschreiten. Auch die Zahl an Tropennächten auf der Insel ist infolge des Klimawandels gestiegen.

Gab es in diesem Jahr einen Rekord?

Wir werten die Daten für den Bericht über den Sommer gerade noch aus. Im Juli und August wurde während der beiden Hitzewellen jeweils die 40-Grad-Marke geknackt. Ansonsten gab es ziemlich viele Tropennächte, in denen die Tiefsttemperaturen nicht unter 25 Grad gesunken sind. Bald veröffentlichen wir unsere Vorhersage für den diesjährigen Herbst.

Wie ist das Wetter zu Weihnachten?

Wechselhaft, es kann tageweise zu Sturm kommen oder auch mal regnen. Die Temperaturen sind trotzdem milder und angenehmer als in Deutschland. Und es schneit hier natürlich nicht oder nur sehr wenig.

Hat man auf Mallorca trotzdem, außer auf dem Puig Major, die Chance, Schnee zu sehen, oder kann es sein, dass man die Scheiben seines Autos vom Eis freikratzen muss?

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Es gefriert nur an sehr wenigen Tagen. Ich musste mein Auto noch nicht freikratzen. In der Serra schneit es an etwa acht Tagen im Jahr, in tieferen Ebenen deutlich weniger. Zwischen Meeresebene und 100 Metern Höhe ist es gerade einmal ein Schneetag pro Jahr, zwischen 100 und 300 Metern sind es zwei, zwischen 300 und 600 Metern vier. In den vergangenen Jahren hat es etwas weniger geschneit.

Mehr Infos: aemet.es („servicios climáticos“,  „datos climáticos“ oder „vigilancia del clima“) oder hier.