Die Insel braucht mehr Bienenstöcke: Das findet auch das erst kürzlich gegründete Balearische Institut für Bienenzucht (Instituto Balear de l’Abella, IBA) mit Sitz in Son Macià. Federführend dabei war Jaume Pou, der schon seit zehn Jahren als Imker praktiziert und beim Bauernverband (Unió de Pagesos) bereits viele Kurse für Bienenzüchter und solche, die es gern werden möchten, gegeben hat. Eine der Teilnehmerinnen dieser Kurse war Alexandra Petzold, Tochter einer mallorquinischen Mutter und eines deutschen Schauspielers. Heute haben die beiden nicht nur eine Tochter, sie besitzen außerdem 600 Bienenstöcke, um die sie sich an 50 auf der ganzen Insel verteilten Standorten kümmern. Der Dritte im Bund ist Joaquín García, der künftig die administrativen Aufgaben des Instituts übernehmen wird.

Ausbildung

Zur Gründung des Instituts kam es, nachdem die drei Mallorquiner auf Schwierigkeiten beim Start ihrer Kollegen in die Imkerpraxis gestoßen sind. „Es gibt so einiges an Kursen über Theorie und Praxis“, berichtet Pou. Danach investierten die Teilnehmer häufig rund 2.000 Euro in ihr Equipment und glaubten dann, alles richtig gemacht zu haben. Doch nicht selten ginge etwas schief, etwa dass der Imker nach einer Woche seine Bienenstöcke besucht und feststellen muss, dass eines seiner Bienenvölker nicht überlebt hat.

Die Verantwortlichen des Institut für Bienenkunde wollen solche Anfängerfehler vermeiden helfen. Der Imker wird direkt bei seinen (Bienenstöcken) von einem professionellen Bienenzüchter und einem Veterinär beraten, damit er nach den ersten Schritten in dieser Zunft auf die Beine kommt. Mit dem Service des Instituts soll sowohl der Einstieg in das Imkerhandwerk erleichtert als auch den Hobbyimkern ermöglicht werden, die Bienenzucht langfristig als Hauptberuf zu betreiben. Denn „es gibt viel Interesse, aber leider zu wenig kundige Imker auf der Insel“, berichtet Pou.

Königinnen in ihren Zellen: Auch zu diesem Thema werden Züchter beraten. | FOTO: PETZOLD

Feinde und Fälscher

Dabei ist die Nachfrage nach Inselhonig groß, denn auf den Wochenmärkten und den Fachgeschäften der Insel sind die Gläser mit einheimischen des laufenden Jahres jeweils schon im Sommer ausverkauft. Derzeit stehen 6.000 Bienenstöcke auf der Insel, um die sich 360 Imker kümmern. Doch sie sind zu wenige, um ihre Interessen zu vertreten und gemeinsam Probleme zu lösen. Diese sind, um nur die wichtigsten zu nennen, neben tierischen Feinden wie der Varroa-Milbe und der Asiatischen Hornisse, die immer weniger werdenden Niederschläge, der Einsatz von Schädlingsvernichtungsmitteln sowie die landwirtschaftlichen Monokulturen.

Gegen die Fälscher, die Honig von irgendwoher in Gläser abfüllen, auf die sie dann eine erfundene Inseladresse kleben, könnte ein Herkunftssiegel helfen. Doch auch für die Beantragung der „Indicación Geográfica Protegida“(IGP) ist eine größere Anzahl Imker sowie mehr Honigproduktion nötig. Derzeit sind die Kosten unerschwinglich, weil sie auf zu wenige Beteiligte umgelegt würden.

Schwierig erweist sich zudem die Beantragung von Subventionen. Obwohl der Insektenschutz bei der EU zu den wichtigen Zielen des Umweltschutzes gehört, werden Subventionen nur an Landwirte vergeben, die eine größere Produktion vorweisen, als es sie derzeit gibt. Deshalb müssen sie sich mit spärlichen nationalen Hilfen zufriedengeben.

„Dies sind Schwierigkeiten, mit denen sich die Imker konfrontiert sehen, doch gemeinsam können wir sie lösen“, meint Pou. Das Institut will künftig in Zusammenarbeit mit dem Verband der Ökolandwirte (APAEMA) und dem balearischen Imkerverband (ABA) dafür sorgen, dass es auch für die Bienenzüchter eine Lobby gibt, die ihre Interessen vertritt.

Selbstversorgung

Das war früher nicht nötig. Pou berichtet, dass schon sein Großvater Bienenzüchter war. Wer nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs zwei Bienenstöcke besaß, hätte immer Süßes für Naschwerk und Hausmedizin zur Verfügung gehabt. Zucker, so erzählte der Großvater, hätte es gar nicht oder nur kaum bezahlbar von Schmugglern gegeben. Auch danach hätten Bienenstöcke zur Selbstversorgung der Fincabewohner gehört. „Es gab genügend Bienenstöcke auf der Insel, um die gesamte Vegetation zu bestäuben“, erzählt Pou. Doch die Zeiten änderten sich und viele landwirtschaftlichen Flächen wurden versiegelt.

Zukunft der Imker

Auch das Handwerk der Imker hat sich verändert. Ein Blick auf die kalifornischen Mandelplantagen gleicht dem Horrorszenarium aus einem Katastrophenfilm: Dort fahren Imker Hunderte von Bienenstöcken zu riesigen Plantagen, auf denen die Mandelbäume ihre Blüten geöffnet haben. Mit dem Nektar schlürfen die Insekten dann häufig Pestizide in unverträglichen Mengen.

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Da die US-amerikanischen Imker mehr Geld durch die Bestäubung als mit dem Honig verdienen, nehmen sie ein Massensterben in Kauf. „Das kann auf der Insel nicht passieren“, sagt Alexandra Petzold. Die Felder wären vergleichsweise klein, man karre die Bienenstöcke nicht zu den Feldern. Umso wichtiger wäre es jedoch, dass es mehr Bienen auf der Insel gebe, die flächendeckend die Felder und Gärten bestäuben, und viel mehr Imker, die ihr Handwerk verstehen.

Info: institutbaleardelabella@gmail.com