Großzügig bringt er im Kinderlied „Die Vogelhochzeit“ der Braut ’nen Blumentopf, nun kann er sich selbst über einen Lorbeerkranz freuen: Deutschland hat den Wiedehopf (Upupa epops) zum Vogel des Jahres 2022 gewählt. Als Manolo Suárez vom mallorquinischen Umweltschutzverband GOB im Telefonat mit der MZ vom Wahlsieg des Wiedehopfs hört, kann er es kaum glauben: „Das ist ja kurios, man trifft den Wiedehopf doch mehr im Süden von Europa an“, wundert sich der Experte. „Er gehört zu einer kleinen Gruppe von spektakulär farbenfrohen Vögeln, die eher afrikanisch als europäisch anmuten, die aber gut an das Leben hier angepasst sind.“

Mit seiner punkigen, aufrichtbaren Federhaube, dem orangeroten Gefieder und dem dunklen bis zu sechs Zentimeter langen gebogenen Schnabel ist der auffällige Zugvogel zweifellos ein Prachtkerl. Nach Blumen(töpfen) duftet er übrigens nicht: Bei Gefahr verschrecken die Weibchen und Jungvögel ihre Feinde mit einem übel riechenden Sekret, das aus ihrer Bürzeldrüse stammt. Da die Menschen sich früher den Gestank dadurch erklärten, dass der Vogel wohl sein Geschäft im eigenen Nest verrichte, prägte der Wiedehopf zu Unrecht den Namen „Nestbeschmutzer“.

800 bis 950 Brutpaare in Deutschland

In Deutschland gilt die Population des hübschen „Stinktiers“ als gefährdet. Ein Grund dafür sind die schrumpfenden Lebensräume, denn der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene Landschaften, in denen sich viele Insekten tummeln – der hohe Pestizideinsatz in der Landwirtschaft macht diese Lebensräume immer seltener. Immerhin: Laut dem NABU haben gezielte regionale Schutzmaßnahmen Wirkung gezeigt, sodass in Deutschland heute wieder 800 bis 950 Paare brüten.

Dass das Verbreitungsgebiet des Vogels wächst, liegt auch am Klimawandel: Der Wiedehopf liebt nämlich die Wärme und das damit zusammenhängende, üppigere Nahrungsangebot. In Deutschland fühlt er sich daher nur in bestimmten, sehr milden Gefilden wie dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg wohl und verbringt den Winter in Afrika.

Auf der Insel hört er auf den Namen puput

Auf Mallorca hingegen trifft man die abubillas (so der spanische Name) das ganze Jahr über an – auch wenn im Sommer mehr Exemplare gesichtet werden können. Ob die mallorquinischen Wiedehopfe tatsächlich überwiegend Vollzeit-Residenten sind, sei noch nicht zweifelsfrei geklärt, sagt Manolo Suárez: „Das scheint so zu sein, aber uns fehlen dazu Daten. Es könnte auch möglich sein, dass ein Teil der Inselpopulation noch weiter in den Süden fliegt und dass wiederum hier Exemplare aus anderen Teilen Europas überwintern – vielleicht sogar aus Deutschland.“

Auf der Insel hört der Vogel auf den besonders putzigen Namen puput: Die lautmalerische Bezeichnung im Katalanischen hat gewiss mit seinem Balzruf zu tun, einem dreisilbigen „upupup“. Ist die Brautwerbung geglückt, nistet der Wiedehopf bevorzugt in Ast- oder Felshöhlen. Und das tut er auf der Insel in zufriedenstellendem Maße: „Die Population auf Mallorca ist stabil, es ist eine recht häufig vorkommende Art“, erklärt Manolo Suárez. Genaue Zahlen der Brutpaare habe er allerdings nicht. „Man trifft den Vogel hier praktisch überall an, abgesehen von den Bergregionen.“

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Wer auf der Insel einen Wiedehopf erspähen möchte, dem rät der Experte, einfach ein beliebiges Feld oder einen Garten aufzusuchen, die Augen offen zu halten und auf das Glück zu hoffen, dass gerade einer vorbeifliegt. Besonders gut stünden die Chance im Feuchtgebiet s’Albufera. Suárez schwärmt: „Wenn der Wiedehopf fliegt, sieht er aus wie ein gigantischer Schmetterling!“ Und wer den Vogel jetzt noch nicht restlos ins Herz geschlossen hat, den dürfte folgender Fakt zu einer Ode an den puput hinreißen: Er frisst gern die Puppen des Prozessionsspinners, bevor dieser uns mit seinen giftigen Härchen geißeln kann.