Angriffe von Wölfen auf Schafe oder Pferde machen in Deutschland immer wieder Schlagzeilen. Während deshalb wiederholt Obergrenzen für Wölfe gefordert werden, macht man sich in Spanien Sorgen wegen wildernder Hunde. Zuletzt wurden Ende Januar mehrere Dutzend Tiere einer Herde in der Gemeinde Llucmajor von Hunden gerissen.

Die Tragweite der Wolfsangriffe in Deutschland ist durchaus nicht zu unterschätzen. So wurden allein im Jahr 2020 in Deutschland 942 Wolfsübergriffe mit 3959 getöteten, verletzten oder vermissten Nutztieren registriert, wie es in einem Bericht der Tagesschau heißt. Doch über die Gefahr, die von Hunden ausgeht, wird kaum berichtet. Und das, obwohl sie zumindest in Schleswig-Holstein für mehr Todesfälle von Schafen verantwortlich sind als Wölfe. Allein 2016 wurden laut der Zeitung "SHZ" 21 Nutztiere in Schleswig-Holstein von wildernden Hunden gerissen, nur vier dagegen von Wölfen. Auch in anderen Teilen Deutschlands werden immer wieder Angriffe von Hunden auf Herden gemeldet. Zuletzt drei Angriffe in Bayern. In dem Fall wurden Rehe angegriffen und einige dabei getötet.

Attacke auf Schafsherde in Llucmajor

Zuletzt sorgte auf Mallorca der Angriff auf eine Schafsherde in der Gemeinde Llucmajor für Aufsehen. Drei Hunde rissen 60 zum Teil trächtige Schafe sowie 35 Lämmer. Weitere 20 Tiere der Herde wurden verletzt. Der Viehzüchter Toni Barceló wurde am 31. Januar gegen 5.30 Uhr von einem Nachbarn alarmiert, dass seine Herde mit 300 Schafen angegriffen werde. Der Nachbar griff aus Angst vor den Hunden allerdings nicht ein.

Der Schaden lässt sich noch nicht beziffern, beläuft sich aber auf mindestens 5.000 Euro. Da auch ungeborene Lämmer dem Angriff zum Opfer fielen, könnten es nach Aussagen des Forstbeamten Jaume Garau gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" auch 10.000 Euro sein. Das Ostergeschäft sei für den betroffenen Landwirt gelaufen. Zwei Jahre dürfte es brauchen, bis sich der Herdenbestand vollständig erholt habe.

Angriffe durch Hunde häufen sich

Nach Einschätzungen des Landwirts Jaume Coll Bennassar, der seit zehn Jahren für die Rechte der Bauern kämpft, war die Attacke bei Llucmajor weder ein Einzelfall noch ein Unfall. So etwas passiere praktisch wöchentlich. Außerdem sei es ein strukturelles Problem, da die Haltung von Hunden nicht ausreichend gesetzlich geregelt sei. Die Tiere treffe keine Schuld. Es liege an Haltern, denen das nötige Wissen über ihre Hunde fehle.

Seit 2018 sind Angriffe von Hunden die häufigste Todesursache bei der Schafszucht auf Mallorca. Laut Tierärzten starben allein in dem Jahr mehr als tausend Tiere. Mit Ausbruch der Pandemie habe sich das Problem noch ausgeweitet, so der Präsident des Jagdverbands in Alcúdia, Jaume Buades, gegenüber der Lokalzeitung "Última Hora". So fand man Mitte Januar im Gebiet von La Victòria eine Ziege und ein Zicklein, die zu Tode gebissen worden waren. Besonders am Wochenende häuften sich Besuche von Hundebesitzern, die ihre Haustiere frei herumlaufen ließen. "Viele Besitzer glauben, dass ihre Hunde sehr zahm sind und frei herumlaufen können", erklärt Buades. Dabei seien die Tiere alles andere als harmlos. Hinzu komme, dass Hunde nach einem Angriff infolge ihrer Instinkte häufig weitere Tiere rissen.

Einer der drei Hunde gefunden

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Inzwischen wurde das Problem der Hunde-Attacken auf Schafe auch bei einem Treffen von Vertretern der Landesregierung und des Verbands der Gemeinden am Montag (7.2.) thematisiert. Eine Einigung sieht unter anderem verstärkte Inspektionen vor. So sollen die Chips von Hunden kontrolliert werden und Strafen bei Verstößen höher ausfallen, auch Sensibilisierungskampagnen sind vorgesehen. Andererseits sollen aber auch die Sicherheitsmaßnahmen auf den Feldern erhöht werden, wo die Schafe gehalten werden.

Am Mittwoch wurde einer der drei Hunde, die beim Angriff in Llucmajor beteiligt waren, ausfindig gemacht. Das Tier zeigte sich aggressiv und versuchte, einen der Hundefänger zu beißen. Zuvor soll es fünf Enten gerissen haben. Der Hund hatte keinen Chip, sodass es schwierig sein wird, den Besitzer auszumachen.