Worin unterscheidet sich eine bayerische von einer mallorquinischen Geranie? Die Antwort ist einfach: Auf den bayerischen Balkonen erfreuen Blüten in vielen Farben, gut gegossen und durch Nährstoffe aufgepeppt, Urlauber und Einheimische. Nach den ersten Frösten kommen die Balkongewächse auf den Kompost oder überwintern in Kellern. Nicht so die mallorquinische Geranie. Sie hat ein langes Leben und steht ganzjährig im Freien – in Reihen in lauter gleich großen Töpfen auf den Einfassungen der Terrassen. Oder die Pflanzen wachsen in Beeten als Stauden heran, die bis zu einem Meter und höher werden können.

Dass sich die Geranie auf der Insel wohlfühlt, liegt zum einen daran, dass ihre wild wachsenden Vorfahren aus der Kapregion Südafrikas stammen, aus einem Klima das dem mediterranen sehr ähnlich ist. Zudem kommen auf der Insel entfernte wild wachsende Verwandte vor. Britische Botaniker gaben der Pflanzengattung, die zur Familie der Storchenschnäbel (Geraniaceae) gehört, den Namen Pelargonium (pelargonio span., pelargoni kat.).

Alte Sorten

Betagte Mallorquiner erinnern sich, dass die Geranien als Sträucher mit meist granatroter Blüte Mitte des 20. Jahrhunderts in den Patios der Fincas neben den sequías standen. Die Wasserkanäle, die zur Zisterne führten, versorgten die Pflanzen mit Feuchtigkeit, so konnten sich viele der Stauden nebeneinander entwickeln. Man erzählt sich sogar, dass die Pflanzen auch neben Außenklos gepflanzt worden sind, weil ihre weichen behaarten Blätter in Notzeiten als Ersatz für Klopapier dienten.

Tomas Vibòt, Buchautor und Experte für alte Landgüter, berichtet, dass die Geranie eine der ersten Zierpflanzen in den Fincas des 20. Jahrhundert war. „Als die Patios ihre ursprüngliche Nutzung für Karrentransporte mit Oliven oder Mandeln verloren hatten, begann man, sie zu dekorieren.“ Wahrscheinlich sind die damaligen Pelargonien durch Stecklinge vermehrt und weitergegeben worden, denn zu dieser Zeit gab es auf Mallorca noch keine Gärtnereien.

Bei der alten Sorte handelt es sich um die Gartengeranie (Pelargonium hortorum). Magdalena Vicens, Botanikerin im Jardí Botànic in Sóller, sagt über sie: „Es gibt so viele Sorten, dass sie schwer auseinanderzuhalten sind, aber diese kam am häufigsten auf der Insel vor.“ Allerdings wurden die weichen Blätter und die hohlen, dicken Stängel der Sorte zum Verhängnis. Der Pelargonien-Bläuling (Cacyreus marshalli), ein blinder Passagier, der 1989 erstmals auf den Balearen entdeckt worden ist, legte seine Eier in die Stängel, die gefräßigen Raupen machten sich über die zarten Blätter her, bis die Stauden aus den Patios verschwanden. Mittlerweile ist der Schädling in mehreren Ländern Europas verbreitet, und Züchter suchen resistente Sorten.

In Gärtnereien werden die alten Gartengeranien heute als Pelargonium zonale angeboten. „Diese und viele andere der neuen Zuchtsorten eignen sich sowohl für Töpfe als auch für Beetstauden“, erklärt Mateo Morro von der Gärtnerei Vivers Santa María. Er empfiehlt beim Kauf darauf zu achten, dass der Pflanzenwuchs kompakt ist. Manche Sorten würden für die Aufzucht in Töpfen klein gehalten. Morro weist auch darauf hin, dass bei alten Sorten Vorsicht vor Schädlingen geboten ist.

Duftende Blätter

Duftpelargonien haben dagegen selbst Strategien gegen Ungeziefer entwickelt. Bei ihnen kommt es nicht so sehr auf die Blüten an, vielmehr die Blätter haben es in sich: Sie sind an der Oberfläche von Drüsenhaaren besetzt. Bei Berührung oder aber durch Wind und Regen geben sie ätherische Öle frei, mit denen sie Insekten und andere Fressfeinde abwehren.

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Besonders häufig anzutreffen ist auf der Insel die Zitronenpelargonie (Pelargonium crispum bot., geranio limón span., gerani llimona kat.). Sie wurde oft mit anderen aromatischen Kräutern in Küchennähe zur Abwehr von Mosquitos angepflanzt. Heute sind Blätter und Blüten eine beliebte Zutat für Salate, Duftkissen und Kräuterpotpourris.

Alle derzeit in den Gärtnereien vorgeblühten Pelargonien können also im Topf und im Beet wachsen. Sie sind einfach zu pflegen: Gelegentlich sind trockene Blätter zu entfernen. Nach der Blüte erfolgt der Schnitt, bei dem die buschige Form zu unterstützen und Verholzung zu vermeiden ist. Und im März ist Zeit für Stecklinge: Frische Triebe, in ein Glas Wasser gestellt, entwickeln schnell Wurzeln.