Das spanische Netzbetreiber REE plant die Verlegung eines zweiten Stromkabels, das das Festland mit den Balearen verbindet. Es soll bis 2026 zwischen Fadell in der Region Valencia und Mallorca installiert werden. Im Gegensatz zum ersten Stromkabel wird es allerdings laut den Plänen nicht bis zur Küste von Santa Ponça, sondern bis zum Umspannwerk Sant Martí in der Gemeinde Alcúdia verlegt. Insgesamt hat der spanische Ministerrat für das Gebiet der Balearen Investitionen in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro im Bereich des Energietransports beschlossen - so viel wie in sonst keiner Region Spaniens.

Ziel sei es, den Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch auf den Balearen bis 2026 auf 67 Prozent zu steigern, heißt es in einer Pressemitteilung von REE. Dabei spielt die Überlegung eine Rolle, dass dank der Verbindung vom Festland auch Strom der dortigen Wind-, Sonnen- und Wasserkraftanlagen auf den Inseln genutzt werden. Schon jetzt kommt rund ein Viertel der verbrauchten Energie über das bestehende Stromkabel. Zwar werden derzeit verstärkt Fotovoltaikanlagen auf Mallorca gebaut, ihr Anteil an der Produktion liegt aber noch im einstelligen Prozentbereich. Wind- und Wasserkraft sind nicht auf Mallorca vertreten, ein Großteil der Energie wird mit Gas-Dampf-Kombikraftwerken gewonnen.

Das neue Kabel soll über eine Länge von 389 Kilometern am Meeresgrund verlaufen, an Land kommen weitere 16 Kilometer hinzu - 11 davon auf Mallorca. Verlegt wird das Kabel in einer Tiefe von bis zu 1.613 Metern. Während der Netzbetreiber auf die Vorteile des Projekts hinsichtlich Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit verweist - es ist eine Voraussetzung, dass das als Dreckschleuder bekannte Kohlekraftwerk Es Murterar bei Alcúdia ganz abgeschaltet werden kann -, stoßen die Pläne im Rathaus von Alcúdia auf Kritik. Man fühle sich übergangen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung aller Parteien. Man befürchte einen landschaftlichen Eingriff im Gebiet der Halbinsel Victòria und der Bucht - ein solcher müsse bei der Umsetzung der Pläne verhindert werden. Die balearische Umweltkommission hatte sich vergangenes Jahr für eine Verlegung über die Bucht von Palma de Mallorca ausgesprochen.

Die Pläne des Netzbetreibers sehen zudem eine verstärkte Anbindung zwischen den Balearen-Inseln vor. Außerdem sollen auf Menorca und Ibiza neuartige Speichereinheiten geschaffen werden, um so weniger von den lokalen Gas- und Dieselturbinen angewiesen zu sein, wie es bei REE heißt. Die neuen Speichereinheiten kämen erstmals im spanischen Netz zum Einsatz.

Energieproduktion auf den Balearen

Die Hauptlast der Energieproduktion auf den Inseln liegt auf Gas-Dampf-Kombikraftwerken, von denen mit Cas Tresorer und Son Reus praktisch zwei baugleiche auf Mallorca existieren. Beide gehören dem Energiekonzern Endesa. Verfeuert wird das im Vergleich zur Kohle umweltfreundlichere Erdgas , das in einer Pipeline vom spanischen Festland nach Mallorca gelangt. Die Anlagen sind vergleichsweise neu, sie gingen rund um das Jahr 2005 ans Netz, Cas Tresorer wurde zudem 2010 erweitert. Neben den heute vier Gasturbinen verfügt die Anlage über zwei Dampfturbinen, die mit den heißen Abgasen der Gasturbinen betrieben werden. Der Wirkungsgrad steigt so von 33 auf rund 50 Prozent.

Nicht zu verwechseln ist das Kombikraftwerk Son Reus mit der gleichnamigen Recycling- und Müllverbrennungsanlage - diese wird, ebenfalls neben der Landstraße nach Sóller gelegen, vom Konzern Tirme unter Aufsicht des Inselrats betrieben. Energie in vergleichsweise geringem Umfang liefert Tirme auf dreierlei Weise, mit einer Biogas-Anlage, mit der Verbrennung von Restmüll sowie mit der Nutzung der Abwärme.

Endesa betreibt auch die kleineren Turbinenkraftwerke auf Menorca und Ibiza. Drei von fünf Dieselturbinen auf Ibiza wurden1919 vom Netz genommen, die restlichen zwei sollen nur im Notfall zum Einsatz kommen, falls die vier Gasturbinen des Kraftwerks nicht ausreichen. Möglich wurde die Abschaltung durch das Stromkabel zwischen Mallorca und Ibiza. Das Gasturbinenkraftwerk im menorquinischen Maó unterdessen ist über ein Unterseekabel über Alcúdia ebenfalls mit Mallorca verbunden. Ein wenig Energie steuern hier zudem der Solarpark Son Salomó und das Windkraftwerk Es Milà bei. /ff