Gurren, Rascheln und hin und wieder ein panisches Auffliegen von Dutzenden der grauen Tiere auf einmal – Tauben gehören in das Bild jeder Stadt. Und praktisch jede Stadt versucht, sie loszuwerden. Die Tiere sind unhygienisch, haben den Ruf, Krankheiten zu übertragen, stören mitunter beim netten Flanieren über größere Plätze. Und auch wenn Vogelschiss angeblich Glück bringt, will ihn niemand auf der Kleidung oder dem Auto haben. Historische Statuen und Gebäude leiden unter den aggressiven Exkrementen der Vögel und müssen zum Teil deswegen restauriert werden.

Neue Strategie: Palma de Mallorca setzt auf Verhütungsmittel

Palma versucht seit Langem mit einem Fütterungsverbot, der Taubenpopulation Einhalt zu gebieten. Weil das allein über die Jahre keinen Erfolg hatte, verfüttert die Stadt inzwischen Verhütungsmittel an die Tiere und baut jetzt auch einen Taubenschlag.

Die Stadt hat es geschafft, die Gesamtpopulation der Tauben im vergangenen Jahr um fast die Hälfte zu reduzieren. Während 2020 noch genau 21.907 Vögel gezählt wurden, waren es 2021 dann 11.611. Grund dafür ist wohl, dass die Stadt im vergangenen Jahr an neun verschiedenen Stellen Futter mit Verhütungsmittel ausgab. Die Futterspender sind nach Angaben von Rathaussprecherin Marta Medrano an erhöhten Stellen wie Dachvorsprüngen angebracht, damit weder Kinder noch Hunde davon essen. Gleichzeitig kontrolliert eine Kamera, ob andere Vögel als Tauben sich an dem Futter bedienen. Das sei bisher noch nicht passiert, sagt Medrano. Deswegen setze man weiter auf das Verhütungsfutter.

Das Problem: Die Strategie reicht noch nicht. Das städtische Gesundheitsamt räumt ein, dass die bisherigen Maßnahmen nicht genug sind. Das liege an den Menschen, die Tauben fütterten, und auch den vielen Nistplätzen, die es in der Stadt verteilt gibt. An manchen ist die Taubenpopulation zwar merklich gesunken. 2020 hatte der Par de Ses Fonts mit 322 Tieren die meisten Tauben, ein Jahr später waren dort noch 217. An anderen Orten sind dafür weiterhin viel zu große Mengen an Tauben. 2021 sammelten sich zum Zeitpunkt der Zählung an der Plaça d’Espanya 518 Tauben. Die Stadt vermutet, dass es dort besonders viele gibt, weil es sich um den einzigen Ort handelt, an dem Tauben gefüttert werden dürfen.

In Palma de Mallorca ist das Füttern von Tauben streng verboten

Ansonsten gilt in Palma seit 2003 ein Fütterungsverbot. Allerdings hat das Verbot nicht den gewünschten Effekt. Vor dem Verhütungsfutter nahm die Zahl der Tauben nicht ab, und auch jetzt leben außerhalb der Plaça d’Espanya immer noch viele Tauben. Am Parc Son Peretó wurden 2021 beispielsweise 378 gezählt, am Parc de Ses Estacions 259.

Wer gegen das städtische Fütterungsverbot verstößt, muss in Palma mit einer ordentlichen Geldstrafe rechnen. Zwischen 100 und 300 Euro kostet das Vergehen nach Angaben Stadtverwaltung. Im Gesundheitsamt der Stadt Palma wird betont, dass in solchen Fällen die Mitarbeit der Bürger entscheidend sei: Durch Anrufe von Nachbarn im Rathaus werden Menschen beim Füttern der Tiere erwischt. Die Zahl der Beschwerden wegen „Taubenfütterer“ sei 2021 aber im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent zurückgegangen. Nur etwa zehn Mal sei im vergangenen Jahr ein Bußgeld verhängt worden.

Palmas Tauben bekommen ein neues Zuhause

Allerdings müssen Tauben in einer Großstadt nicht gefüttert werden, um an Futter zu kommen. Die Tiere finden genug Essensreste auf dem Boden und im Abfall, um zu überleben. Je mehr Fast Food und Müll sie essen, desto ungesünder werden sie. Ihr Kot wird außerdem aggressiver, und die Tiere werden anfälliger für Krankheiten und somit auch eine größere Gefahr für die Allgemeinheit.

Um die Taubenpopulation weiter zu reduzieren, geht die Stadt deshalb jetzt neue Wege: Sie plant eine Design-Unterkunft für die ungeliebten Untermieter. Der Bau eines mobilen Taubenschlags ist inzwischen für 15.730 Euro ausgeschrieben. In dem Häuschen soll es nach dem Plan der Stadt Futter, Wasser und Platz für 200 Tauben haben. Außerdem muss es stabil genug sein, dass zwei Personen hineinklettern können. Das Design des Taubenschlags soll sich außerdem in die Parklandschaft einfügen.

So soll der Taubenschlag aussehen.

So soll der Taubenschlag aussehen. Rathaus

Die Strategie: Tauben verbringen den größten Teil ihrer Zeit an dem Ort, an dem sie ihr Futter finden. Ein Taubenschlag führt damit dazu, dass rund 200 Tauben aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Außerdem sollen die Eier der Tauben entfernt oder durch Kalkeier ersetzt werden. Auch dadurch dürfte die Zahl der Tauben zumindest dem Plan nach weiter abnehmen.

Das könnte Sie interessieren:

Wenn alles läuft wie geplant, werden weitere Häuschen folgen. Die Methode mit kontrollierten Taubenschlägen wird bereits in vielen Städten angewandt. In Deutschland gilt Augsburg mit mehr als 20 Jahren Erfahrung bei dem Thema als Vorreiter, aber auch größere Städte wie München haben inzwischen Taubenschläge aufgestellt.