Man hört die Mallorca-Liebhaber förmlich aufjaulen: Windräder vor der Küste des geliebten Eilands, die womöglich den Blick aufs Meer für immer verschandeln? Das hat nach Corona und Benimmregeln für die Playa de Palma ja gerade noch gefehlt. Die Pläne des Ministeriums für die Energiewende der Balearen haben tatsächlich das Zeug zu einem veritablen Aufstand unter ausländischen Besuchern und einheimischen Landschaftsschützern.

Doch gemach, schauen wir mal genauer hin. Zunächst einmal muss ganz nüchtern festgestellt werden, dass auf der Insel und auch rund um die Insel an vielen Tagen eine steife Brise weht. Selbst im heißen Hochsommer legt normalerweise spätestens am frühen Nachmittag der Embat los und verschafft Abkühlung. Damit ist die Windenergie neben der Solarenergie durchaus eine Option, um den Ausstieg aus der Kohle voranzutreiben.

Bisher keine Windparks auf Mallorca vorgesehen

Das Problem an der Sache ist, dass auf Mallorca bisher keine Windparks vorgesehen sind. Der Energiewirtschaftsplan verbietet eine Installation in der windreichen Serra de Tramuntana. Daher die Idee des balearischen Ministeriums für Energiewende: Man könnte doch die Windräder auch im Meer vor Mallorca installieren. Der Minister für Energiewende auf den Inseln, Juan Pedro Yllanes (Linkspartei Podemos), hat nun einen ersten Vorstoß in diese Richtung unternommen und einen Brief an die beiden Staatssekretäre des Umwelt- und des Energieministeriums in Madrid verfasst. In dem Schreiben richtet er die Bitte an die Zentralregierung, die Meeresgebiete rund um Mallorca dementsprechend zu regulieren.

Die beiden Ministerien mögen untersuchen, wo Windräder unproblematisch anzubringen wären und Gebiete ausweisen, in denen derartige Installationen erlaubt sind. Entsprechende Informationen der Zeitung „Última Hora“ bestätigte der MZ ein Sprecher des balearischen Energiewende-Ministeriums.

Zunächst im Kanal von Menorca

„Wenn wir nicht anfangen, die Optionen zur Stromgewinnung auszuweiten, schaffen wir den Ausstieg aus der Kohle nicht“, sagt der Sprecher. Die Windräder könnten, so denn die Zentralregierung das Projekt gutheißen sollte, zunächst im Nordosten von Mallorca im Kanal von Menorca errichtet werden. Das ist derzeit das einzige Gebiet rund um die Insel, in dem bereits derartige Installationen erlaubt wären. Keine Sorge, die Propeller werden nicht direkt vor Ihrem Handtuch am Strand in den Himmel ragen. Vielmehr soll der Abstand der Windräder zur Küste nach den bisherigen Planungen des Ministeriums mindestens 20 Kilometer betragen. Die Anlagen sind also vom Ufer aus kaum zu erkennen – und das ohnehin nur bei komplett klarer Sicht.

Auch an anderen Stellen als im Kanal von Menorca seien Standorte für Windräder denkbar, heißt es beim balearischen Energiewende-Ministerium. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass sie nicht über Neptungraswiesen oder in Schiffsrouten installiert werden, erklärte der Sprecher. Wie viele Windräder installiert werden könnten, dazu wollte er sich noch nicht genauer äußern. Dafür sei es noch zu früh.

Höhe von 70 bis 100 Metern

Die Anlagen könnten eine Höhe von 70 bis 100 Metern haben, sollen aber nicht fest installiert werden, sondern im Meer schwimmend mit Gewichten am Platz festgehalten werden. Auf diese Weise werde der Eingriff in die Natur so gering wie möglich gehalten, die Windräder könnten so auch einfach wieder abgebaut werden.

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Bis der Plan Wirklichkeit werden könnte, dürfte noch viel Zeit ins Land gehen. Zunächst müssen die Balearen eine Antwort aus Madrid abwarten. Dafür gibt es keine vorgegebene Frist. Erfahrungsgemäß zieht sich das sehr lange hin. Sollte die Antwort positiv ausfallen, müsste das gesamte Projekt erst einmal geplant werden.