Heiß – besser kann man diesen Sommer auf Mallorca wohl nicht in einem Wort beschreiben. Zahlreiche Hitzerekorde wurden in den vergangenen Wochen gebrochen, und auch an wirklichem Regen mangelt es seit Monaten. Die extremen klimatischen Bedingungen hinterlassen Spuren auf der Insel. Was die vergangenen Monate angerichtet haben – und was uns noch bevorsteht.

Heiß, heißer, am heißesten

Das Wochenende vom 13./14. August war so etwas wie die Krönung eines ohnehin schon hitzegelähmten Inselsommers. Gleich zum dritten Mal in dieser Jahreszeit wurde die Insel von einer Hitzewelle erfasst – ein Phänomen, das normalerweise nur zwei Mal pro Sommer auf den Balearen auftritt. Der heißeste aller heißen Tage war der Samstag (13.8.). Fast überall wurden die bisherigen Höchsttemperaturen des Jahres geknackt: Während es am 25. Juli in vielen Inselorten knapp über 40 Grad waren, gingen die Werte auf dem Thermometer jetzt noch weiter nach oben. Petra kam am Samstag auf 42,9 Grad, Pollença auf 42,7. In Palma wurden laut spanischem Wetterdienst Aemet Höchstwerte von 41,9 Grad gemessen.

Nein, die absolute Balearen-Rekordtemperatur, die Muro im Juli 1994 mit 44,2 Grad aufstellte, wurde auf Mallorca diesmal nicht geknackt. Dafür stellte die Nachbarinsel Formentera einen neuen Archipel-Rekord mit 44,5 Grad auf.

Auch die Nächte waren heißer

Auch nachts wurde es heißer als bislang in diesem Sommer. Von Samstag auf Sonntag (13./14.8.) schafften es Palma und Banyalbufar noch nach Mitternacht auf 32 Grad, in Sóller wurden 30 Grad gemessen, in Capdepera 28 Grad.

Doch es sind nicht nur einzelne Tage, die aus der Reihe tanzen. Schon den gesamten Juli über lag die Durchschnittstemperatur mit 26,8 Grad ganze 2,2 Grad über den für diese Jahreszeit üblichen Temperaturen. „Und das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, schon ein Grad kann zu vielen Problemen führen“, so Physikprofessor und Ex- Aemet-Leiter Agustí Jansà.

Das letzte Mal war es im Jahr 2003 so lange so warm. „Und eigentlich hatte man damals gedacht, dass sich so ein heißer Sommer nicht so schnell wiederholen würde“, so Meteorologe Duncan Wingen, der den Klimawandel als Ursache sieht. Dass die Menschen gerade besonders unter der Hitze stöhnen, habe mehrere Gründe: „Die Tropennächte erschweren erholsamen Schlaf in der Nacht. Zudem begann die Wärme schon im Mai. Durch den ungewöhnlich warmen Frühling kommt einem der Sommer sehr lange vor.“

Zu viel oder zu wenig Regen

Dass es seit Wochen kaum geregnet hat – die kurzen Schauer von Montag und Mittwoch (15.8. & 17.8.) dürften nur buchstäbliche Tropfen auf dem heißen Stein gewesen sein –, führt zu immer mehr Problemen. Laut dem balearischen Wasserwirtschaftsamt Abaqua sind die Grundwasserreserven auf Mallorca derzeit nur noch zu 49 Prozent gefüllt. „Das Problem ist, dass es auch im Frühling kaum geregnet hat. Ein trockener Sommer ist auf Mallorca normal, aber die lang anhaltende Dürre hat Auswirkungen auf die Umwelt“, so Meteorologe Iván Domínguez. Damit sich das ändert, brauche es lang anhaltende Regenfälle. „Im Idealfall sollten sie nicht zu heftig sein, sprich: nicht zu viel Wasser auf einmal herunterkommen. Nur so kann es angemessen in die Erde eindringen“, so ein Abaqua-Sprecher. Das sei essenziell, um den Grundwasserpegel zu heben.

Starker Regen – der Gedanke daran bereitet auf Mallorca spätestens seit der Flutkatastrophe vom Oktober 2018 vielen auch Sorgen. Müssen wir – auch wegen der hohen Meerestemperatur – nun vor orkanartigen Zuständen wie um Miami fürchten? „Nicht unbedingt“, so Wetterexperte Jansà. Statistisch gesehen kommen zwar die meisten Starkregen im September vor. Ab dem 15. August beginnt die Risikophase. „Es stimmt, dass das Meer sehr warm ist, aber das ist nicht die einzige Zutat für starke Unwetter.“ Vielmehr bedürfe es auch einer großen Kaltluftfront, um sturzbachartige Regenfälle im großen Stil auf Mallorca zu verursachen.

Notbremse in einigen Gemeinden

Aktuell sind es aber noch die Trockenheit und die Hitze, die den Landwirten zu schaffen machen. In einigen Orten ist die Wasserknappheit besonders drastisch. Wie ein Sprecher der Bewässerungsvereinigung im Sóller-Tal erklärte, seien einige der Quellen bereits weitgehend erschöpft. Dadurch gelange das zum Bewässern benötigte Grundwasser nicht mehr in alle Teile der bewirtschafteten Flächen. Auch einige Orangenplantagen seien in ernsthafter Gefahr.

Nach den Gemeinden Campos und Deià hat nun auch das Rathaus von Artà konkrete Maßnahmen ergriffen, um gegen die Wasserknappheit vorzugehen. In allen drei Gemeinden dürfen bis auf Weiteres private Pools nicht mehr mit Trinkwasser aus dem Hahn gefüllt, die Gärten nicht mehr gegossen und Autos oder Terrassen nicht mehr mit dem Gartenschlauch abgespritzt werden.

Und der nächste Sommer?

Werden nun alle künftigen Sommer auf Mallorca so heiß und trocken wie der jetzige? Nein, glaubt Wetterexperte Jansà: „Vermutlich werden die kommenden Sommer wieder etwas kühler.“ Wahrscheinlich sei allerdings auch, dass der nächste Hitze-Sommer nicht allzu lange auf sich warten lasse. Was früher lediglich alle 40 oder 50 Jahre vorkam, ereigne sich jetzt wohl alle 15 oder 20 Jahre. Und vielleicht bald sogar alle 5 Jahre.