Tote Katzenbabys, tote Enten, tote Hühner. Unbeachtet liegen sie auf dem Boden, zwischen Dreck und Unrat. Dutzende Wachteln, eingepfercht in Einkaufswagen aus Metall. Verdreckte, abgemagerte Hunde vor einer leeren Wassertränke. Die Fotos, die Monika Schmidt (Name von der Redaktion geändert) vor sich ausgebreitet hat, sind schockierend. Ebenso wie die Schilderungen der Deutschen.

Sie beobachtet schon seit Langem, wie ein Mallorquiner auf seinem nahe gelegenen Grundstück bei Santa Margalida im Norden von Mallorca Haus- und Nutztiere vernachlässigt und, wie sie sagt, teilweise sogar quält. „Es war schon immer schlimm, aber diesen Sommer ganz besonders“, sagt sie. Behörden wie Anwohner sähen tatenlos zu. Auch sie selbst hat – aus Angst vor Repressalien – keine Anzeige bei der Polizei gestellt, dafür aber den Tierschutzverband Baldea eingeschaltet.

Müll und Unrat überall: Das Gelände bei Santa Margalida ist offensichtlich verwahrlost. Sophie Mono

Ein halbes Jahr pausenlos an der Kette

„Der Mann amputiert Katzen den Schwanz und lässt Hunde teilweise ein halbes Jahr lang pausenlos an der Kette“, berichtet Schmidt. Einen Border Collie habe sie selbst heimlich von dem ländlichen Grundstück gerettet, auf dem der Mann auch Schweine, Ziegen, Schafe und zahlreiches Federvieh hält. „Der Hund hatte eine riesige Beule am Kopf, das waren alles Würmer“, schildert Schmidt. Und dann die Verwahrlosung. „Oft liegen Kadaver monatelang unbeachtet herum. Und wenn man den Mann darauf anspricht, behauptet er, alles sei in Ordnung.“

Als in diesem Rekordsommer der Halter die Wassertränken für die noch lebenden Tiere nicht mehr auffüllte, wandte sich die Deutsche an den Tierschutz-Dachverband Baldea, der wiederum Anzeige bei der Guardia Civil und ihrer Tierschutz-Einheit Seprona stellte. Weitere Anzeigen stellten eine Tierärztin aus Muro und eine Tierschützerin aus Can Picafort.

Drei Mal kam die Guardia Civil

Drei Anzeigen also, und drei Mal seien die Beamten der Guardia Civil dann auch gekommen. Dabei hätten sie festgestellt, dass die Gebäude auf dem Grundstück teilweise illegal und schlecht gebaut und dass ein Hund und zwei Katzen nicht gechippt waren. „300 Euro musste der Mann deswegen zahlen und versprechen, dass er die Zustände auf der Finca bessert, aber getan hat sich seitdem gar nichts, und die Beamten sind nie wieder gekommen“, sagt Monika Schmidt.

Tatsächlich fallen auch beim MZ-Besuch vor Ort – das Gelände ist von außen an einigen Stellen einsehbar – der Unrat und die Verwahrlosung der Finca auf. Tote Tiere oder offensichtliche Tierquälerei sind jedoch nicht zu beobachten. „Es ist ein grenzwertiger Fall, zumindest rechtlich gesehen.

"Nicht dramatisch genug"

Als Tierfreund hat man natürlich das Gefühl, hier geschehe Unrecht, aber die Zustände auf der Finca sind nicht dramatisch genug, als dass der Mann strafrechtlich dafür belangt werden kann“, sagt die Baldea-Koordinatorin Maxi Lange. Es gebe auf Mallorca etliche ähnliche Fälle von Vernachlässigung, die nur administrativ geregelt werden könnten, wobei nicht immer so viele Tiere davon betroffen seien. Das Unrecht sei aber nicht eklatant genug, um dagegen in den sozialen Netzwerken eine erfolgreiche Kampagne starten zu können, bewertet die kürzlich mit dem MZ-Preis für soziales Engagement ausgezeichnete Biologin.

Weiter Druck bei der Gemeinde und bei der Guardia Civil macht Baldea dennoch. Lange hakt immer wieder nach, damit der Fall nicht zu den Akten gelegt wird. „Das alles ist sehr mühselig und kann sich lange hinziehen, allerdings ist das meines Wissens nach in Deutschland nicht anders“, sagt die Tierschützerin. „Es ist nicht schön, was dort passiert, aber es ist schwer, dagegen vorzugehen.“

Gemeinde äußert sich nicht

Gegenüber der MZ wollte sich die Gemeinde Santa Margalida, die in erster Instanz dafür zuständig ist, dass jegliche Missstände auf dem Gelände beseitigt werden, nicht konkret äußern. Man gehe allen Anzeigen nach, die von der Guardia Civil an das Rathaus weitergeleitet würden, so die unverbindliche Stellungnahme eines Mitarbeiters im Umweltdezernat. Für die Anwohnerin Monika Schmidt ist das bürokratische Schneckentempo nur frustrierend. „Man stößt hier ständig an Grenzen. Und die Leidtragenden sind und bleiben die Tiere.“

Sie wollen den Tierschutz auf Mallorca unterstützen? Die Dachorganisation Baldea ist stets auf Spenden angewiesen. Kontoinhaber: Plataforma balear para la defensa dels animales, Bankinstitut: Banca March, IBAN: ES34 0061 0126 1900 4496 0118 , mehr Infos zu Baleda auf www.baldea.org