Die Landesregierung auf Mallorca will schnell vor den Wahlen noch den Naturschutz eintüten

Erweiterung des Naturparks Parc de Llevant und neuer Parc de Ponent: Die Politik übertrifft sich kurz vor der Wahl mit Projekten

Die Erweiterung des Naturparks Llevant in rosa, die bisherige Ausdehnung schraffiert.

Die Erweiterung des Naturparks Llevant in rosa, die bisherige Ausdehnung schraffiert. / CAIB

Ziemlich genau drei Monate sind es noch bis zu den Regional- und Kommunalwahlen auf den Balearen Ende Mai. Und die Balearen-Regierung wirft momentan mit Ankündigungen um sich wie am Rosenmontag die Narren auf dem Mainzer Karnevalsumzug mit Bonbons. Kein Wunder, denn so viel Zeit ist dafür nicht mehr. Nur noch bis 6. April dürfen neue Projekte bekannt gegeben werden. Danach beginnt aus Fairnessgründen eine sechswöchige Phase, in der keine weiteren Erfolgsmeldungen der amtierenden Regierung kurz vor dem Urnengang erlaubt sind.

Noch bequem im Zeitrahmen hat die Landesregierung dieser Tage mehr Landschaftsschutz auf der Insel angekündigt. Zum einen wurden vergangene Woche Pläne für einen neuen Naturpark Ponent im Gemeindegebiet Calvià vorgestellt, zum anderen am Montag (20.2.) die lange angekündigte Erweiterung des Parc de Llevant beschlossen.

Zehnmal so groß wie bisher

Die wichtigsten Rahmendaten: Allein an Land soll sich die geschützte Fläche im Nordosten der Insel bald über 10.917 Hektar erstrecken. Hinzu kommen 6.194 Hektar geschützte Meeresfläche. Bisher stehen nur 1.658 Hektar unter Schutz, also nur etwa ein Zehntel.

Der Naturpark wächst damit künftig deutlich über die Grenzen des Gemeindegebiets Artà hinaus und umfasst unter anderem auch den beliebten Naturstrand Cala Agulla bei Cala Ratjada und die Cala Mesquida in der Gemeinde Capdepera. Der Parc de Llevant wird auf diese Weise zum größten Naturpark der Insel. Nur der Nationalpark Cabrera auf der gleichnamigen Inselgruppe südlich von Mallorca ist noch größer.

Jaume Matas hatte den Park zusammengestutzt

Eigentlich war der Parc de Llevant von Anfang an sehr viel größer konzipiert. Doch die konservative Regierung von Jaume Matas (2003–2007) stutzte die Pläne drastisch. Wie das künftig viel größere Gebiet nun im Einzelnen geschützt werden soll und welche Auflagen dort gelten werden, ist in einem Nutzungsplan festgelegt, der im balearischen Gesetzesblatt (BOIB) veröffentlicht wurde.

Da steht nun zum Beispiel, wo und wie Ausritte mit Pferden oder auch Klettern und Campen erlaubt sind. Noch genauer definiert werden muss, in welchem Rahmen zum Beispiel Felsenklettern erlaubt wird. Konsequenzen hat die Erweiterung auch für den beliebten Hundestrand Son Bauló in Can Picafort: Dort dürfen Hunde ab sofort nur noch an der Leine geführt werden – wenn es denn von jemandem kontrolliert werden sollte. Auch im restlichen Naturpark dürfen die Haustiere nur noch mit Leine und nur auf ausgewiesenen Wegen unterwegs sein.

Ehemaliger Parkleiter kämpft schon Jahre für Erweiterung

Seit 2016 kämpfte der langjährige Parkleiter und Biologe Cristian Ruiz bereits dafür, auch die an das bisherige Gebiet angrenzenden Flächen in den Parc Natural zu integrieren. Ruiz verspricht sich durch die Eingliederung dieser Landstriche einen einheitlichen Schutz, der künftig auch leichter zu kontrollieren sei.

Nicht zuletzt für die Artenvielfalt sei der Parc de Llevant wichtig, betonte Umweltminister Miquel Mir nun. Unter anderem beheimate der Naturpark den eigentlich auf Menorca heimischen Schmutzgeier (miloca). Auch der Mönchsgeier (voltor negre) habe bereits begonnen, in den Bergen hinter Artà zu nisten. Teil des Naturparks sind auch 116 Hektar Dünenlandschaft, die wiederum wichtig für den Küstenschutz seien, gerade in Zeiten des Klimawandels, so Mir.

Der geplante Naturpark Ponent.

Der geplante Naturpark Ponent. / CAIB

Sechs Prozent der Fläche von Calvià

Noch Zukunftsmusik ist der Naturpark Ponent, mit dem der letzte große unbebaute Küstenstreifen der Gemeinde Calvià, der sich von El Toro bis Portals Vells erstreckt, stärker geschützt werden soll. Damit hätten die Balearen insgesamt acht Naturparks. Die acht Quadratkilometer des Parc de Ponent machen sechs Prozent der Gesamtfläche von Calvià aus. Zu dem Parc Natural wird auch das Meeresschutzgebiet von El Toro und Malgrats gehören, das im vergangenen Jahr ausgeweitet wurde.

Unklar ist noch, ob es die Ausweisung als Naturpark mit sich bringt, dass Wanderern offiziell erlaubt wird, das Militärgelände von Rafaubeig zu durchqueren. Die Armee nutzt dieses Gebiet immer wieder für Manöver. Theoretisch ist der Zutritt für Zivilisten verboten, aber in der Praxis durchqueren zahlreiche Ausflügler das Militärgelände.

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