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Flaschenpfand auf Mallorca: „Die Bedingungen sind ideal“

Das Mehrwegsystem für Weinflaschen nimmt Form an. So schätzt es ein deutscher Experte ein

Mehrweg-Weinflaschen im baden-württembergischen Schwaigern. Auch auf Mallorca sollen Winzer nun Pfandflaschen nutzen.

Mehrweg-Weinflaschen im baden-württembergischen Schwaigern. Auch auf Mallorca sollen Winzer nun Pfandflaschen nutzen. / BERND WEISBROD/DPA

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die Balearen sind nach wie vor weit entfernt von einem generellen Mehrwegsystem für Flaschen. In näherer Zukunft soll es aber zumindest für Weinflaschen ein Rücknahmesystem geben. Um dafür Anstöße zu geben, haben sich auf Initiative der katalanischen Umweltstiftung Rezero am Montag (13.10.) Mehrwegexperten aus verschiedenen Ländern in Inca getroffen, darunter auch der Deutsche Tobias Bielenstein. Er ist Prokurist der Genossenschaft Deutscher Brunnen in Bonn. Dieser Einkaufsgemeinschaft gehören 180 Mineralwasserbetriebe an. Unter anderem teilen sie sich die Anschaffung der Pfandflaschen.

„Jahrgang 2026 bereits  in Pfandflaschen“

Mehrwegexperte Tobias Bielenstein. / privat

Was genau haben Sie als Vertreter des deutschen Mehrwegsystems hier gemacht?

Rezero brachte bereits vor Längerem die Idee auf, ein Mehrwegsystem für Weinflaschen in der Hotel- und Gaststättenbranche auf den Balearen zu etablieren. Und da ich auch Vizepräsident des europäischen Mehrwegverbandes bin und wir als Genossenschaft deutscher Brunnen das größte Mehrwegsystem in Europa managen, wurde ich eingeladen, Ideen einzubringen.

Welchen Eindruck haben Sie von den Rahmenbedingungen auf Mallorca?

Die Bedingungen sind ideal. Ich kann mir keinen besseren Fall ausmalen als hier auf einer Insel in einem klar abgesteckten geografischen Rahmen in einer fest definierten Branche, dem Hotel- und Gaststättenbereich, ein eng definiertes Produkt aufzubauen. Sprich: ein Mehrwegsystem für Weinflaschen aus den verschiedenen Bodegas auf der Insel. Wir haben zusätzlich den Vorteil, dass es das System in der Branche bereits für Bier und Erfrischungsgetränke gibt. Es muss also gar nichts neu erfunden werden. Und das, was bisher in dem Bereich geschieht, sieht schon ziemlich gut aus.

Wie haben Sie die Tagung erlebt?

Es war eine extrem konstruktive Runde, auch viele Winzer waren dabei. Sie waren zunächst skeptisch, ob durch das Mehrwegsystem und die Reinigung der Flaschen nicht Mehrkosten auf sie zukommen. Diese Sorgen kann man zum Glück schnell ausräumen: Die Kosten für die Winzer gehen zwar nicht direkt am Anfang deutlich nach unten, aber doch spätestens mittelfristig. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Winzer dem Vorhaben sehr aufgeschlossen gegenüberstehen.

Wie soll das System auf Mallorca genau funktionieren?

Die Details müssen noch ausgearbeitet werden. Aber klar ist wohl jetzt schon, dass es auf der Insel einen zentralen Ort für die Reinigung aller Flaschen geben wird. Denn wie bisher die Scherben der Flaschen aufs Festland zu schippern und dort einzuschmelzen, ist ökologisch unsinnig. Vielleicht wird auch eine eigene Balearen-Flasche geschaffen, um ein stärkeres Identifikationsmerkmal zu bekommen.

Und wann soll es so weit sein?

Wenn alles perfekt läuft und die Politik unterstützt, dann könnte der Jahrgang 2026 bereits in Pfandflaschen abgefüllt werden. Das ist optimistisch, aber möglich. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Politik hinter dem Thema her ist. Von der Regionalregierung war ein Vertreter aus dem Landwirtschaftsministerium da und auch der Generaldirektor, der für die Kreislaufwirtschaft zuständig ist.

Wein in Pfandflaschen ist ja gut und schön, aber seit vielen Jahren wird auf Mallorca auch über ein generelles Pfandsystem gesprochen, ohne dass sich sichtbar etwas tut. Welchen Eindruck haben Sie dahingehend?

Wir haben seit Anfang des Jahres eine neue europäische Verpackungsordnung. Und hier lautet ganz klar eine der wichtigsten Maßnahmen zur Abfallvermeidung: Einführung eines Mehrwegsystems. Da wird sich in Europa die nächsten fünf bis zehn Jahren sehr vieles verändern. Und wie bereits beschrieben, die Rahmenbedingungen auf Inseln wie Mallorca sind eigentlich ideal für ein Mehrwegsystem. Auch in Deutschland ging das Pfandsystem übrigens von einzelnen Regionen aus. So ähnlich sollte das in Spanien auch laufen. Ich denke, das wird in den nächsten Jahren kommen. Die Zuständigen auf der Insel müssen ihre Hausaufgaben machen, und ich bin sicher, wir werden weiter in den Prozess eingebunden.

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