Wer am 30. April auf Mallorca schnell mal zum Tanken fahren will, muss sich auf eine Schlange vor der Zapfsäule einstellen: Im Mai tritt auf den Balearen eine neue Benzinsteuer in Kraft, die dabei helfen soll, die derzeitige Haushaltskrise in den Griff zu bekommen. Dann kostet der Liter 4,8 Cent mehr – und der Unterschied zwischen deutschen und spanischen Spritpreisen schrumpft weiter.

Neue Steuern, höhere Transportkosten, steigende Rohölpreise, mangelnder Wettbewerb – die Preisschraube bei Mallorcas Tankstellen ist nicht zu stoppen. Pünktlich zu Ostern wurde erstmals der Spitzenpreis von 1,50 Euro pro Liter fällig. Nirgendwo in Spanien ist der Sprit so teuer wie auf den Balearen: Das spanische Energieministerium stellte zuletzt für Februar Unterschiede von knapp 2 Cent im Vergleich zu Tankstellen auf dem Festland fest.

Schuld seien die Transportkosten, sagt Salvador Servera, Geschäftsführer der Vereinigung der Transportunternehmen auf den Balearen (FEBT). Die Preissteigerung der vergangenen zwei Jahre beziffert er auf rund 30 Prozent. Die Transportfirmen hätten besonders darunter zu leiden. So betragen die Spritkosten beim Warentransport laut Servera 22 bis 30 Prozent der Betriebskosten, beim Personentransport 20 bis 22 Prozent. Da diese Mehrkosten meist nicht an den Kunden weitergegeben werden könnten, bleibe nur, die Auslastung zu optimieren und beim Einkauf zu verhandeln.

Die neue Benzinabgabe auf den Balearen ist nur ein weiterer Schritt in Sachen Besteuerung. So mussten die Abgaben in Spanien schrittweise bis 2011 an europäische Mindeststandards angepasst werden. Die spanische Mineralölsteuer (Impuesto Especial de Hidrocarburos) beträgt derzeit 0,401 Euro pro Liter. Hinzu kommt eine Einzelhandelsabgabe (IVMDH) mit einem spanienweiten Anteil von 2,4 Cent pro Liter. Des Weiteren darf jede Region die Steuer anteilsmäßig erheben – wie jetzt auch die Balearen-Regierung –, die Abgabe steigt somit auf Mallorca auf insgesamt 7,2 Cent. Da das Geld für die Subventionierung des Gesundheitssystems gedacht ist, heißt die Steuer céntimo sanitario. Und auch die Mehrwertsteuer, deren Satz im Juli 2010 von 16 auf 18 Prozent stieg, trägt mit zur Verteuerung bei.

Der Benzinpreis vor Steuern ist in Spanien sogar höher als in Deutschland – das Energieministerium weist für Februar eine Differenz von 3 Cent aus. Ein Sprecher der Wettbewerbsbehörde CNC erklärt dies gegenüber der MZ mit einem schwächer ausgeprägten Wettbewerb in Spanien. So gebe es hohe bürokratische Hürden bei der Eröffnung neuer Tankstellen, neue Anbieter etwa aus den USA und England kämen nur schwer zum Zug. Einen konkreten Verdacht auf Preisabsprachen gebe es aber derzeit nicht, im Gegensatz zu Deutschland sei kein Verfahren anhängig.

Bei der spanischen Vereinigung der Mineralölkonzerne (AOP) hat man dagegen eine andere Erklärung für die Preisdifferenz. So würden bei dem EU-Vergleich Preisverzerrungen wie beispielsweise Rabatte an Großabnehmer nicht berücksichtigt. Diese seien in der Statistik nur für den spanischen Preis bereits eingerechnet.

Im Transportsektor wird außerdem eine einseitige Anpassung der Endkundenpreise beklagt. „Wenn der Rohölpreis steigt, wird das sofort umgelegt", so Servera von der FEBT. „Umgekehrt dauert es dagegen deutlich länger." Die Mineralölkonzerne halten ihrerseits die meist an der Referenzölsorte Brent ausgerichteten Vergleiche für unzulässig. So verweist ein Sprecher von Repsol darauf, dass auch die Handelspreise für einzelne Ölprodukte berücksichtigt werden müssten. Gerade hochwertige Ölsorten würden meist deutlich teurer gehandelt.

Auch dieses Themas will sich die Wettbewerbsbehörde annehmen. Dort ist von einem „Raketen-Feder-Effekt" die Rede – die Preise würden rasant nach oben angepasst, aber bei sinkenden Rohölpreisen nur allmählich wieder gesenkt, so der Sprecher mit Verweis auf einen in Kürze erscheinenden Bericht.

Die aktuellen Preise der Insel-Tankstellen finden Sie unter:

http://geoportal.mityc.es/hidrocarburos/eess/

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 19. April (Nummer 624) lesen Sie außerdem:

- Sparen an Bildung: Klassenzimmer werden voller

- Al-Kaida-Spur auf Mallorca

- Master büffeln

- Neues Palma-Logo umstritten

Hier geht's zum E-Papier: epaper.mallorcazeitung.es.