Es ist schon was dran, wenn den ein oder anderen Urlauber die Anordnung der Straßenschilder auf der Insel oder deren Abwesenheit zuweilen an den Rand des Wahnsinns treiben: Laut einer am Dienstag (23.7.) veröffentlichten Studie des katalanischen Automobil-Clubs RACC verdient die Beschilderung auf der Ferieninsel nur drei von möglichen fünf Sternen. Bereits vor Jahren hat der RACC ein Punktesystem von 0 bis 100 ersonnen, aufgrund dessen die Sterne vergeben werden. Mallorca erreichte in der Gesamtwertung 58 Punkte. Das ist zwar keine Katastrophe, aber suboptimal ist es trotzdem.

Die Experten stellten sich bei ihrer im April erstellten Unter­suchung vier Fragen, wobei sie 107 GPS-unterstützte Routen testeten und bewusst auch Nebenstraßen benutzten: Wird der Autofahrer per Beschilderung verlässlich und kontinuierlich zu seinem Ziel geführt? Wie sieht es mit der Verständlichkeit aus? Wurde alles gut sichtbar installiert? Werden die Straßenschilder zureichend gepflegt?

Kartause im Nirgendwo

In diesem Zusammenhang ist die Zielführung über lange Distanzen das größte Problem, und das unter anderem bei wichtigen Touristenattraktionen (48 von 100 Punkten). Laut RACC ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, die berühmte Kartause des polnischen Komponisten Frédéric Chopin im schönen Gebirgsdorf Valldemossa zu finden, wenn man nicht ortskundig ist. Das letzte Straßenschild befinde sich „sehr weit entfernt vom Zielort", im Dorf selbst suche man dergleichen vergebens.

Die gleiche Malaise gelte für die idyllische Playa de Muro im Norden der Insel: Wer sich allein auf die Schilder verlässt, könne in Teufels Küche kommen. Fast haarsträubende Defizite in dieser Hinsicht wurden auch auf den Straßen nach folgenden Urlaubs- und Ausflugs-Orten festgestellt: Colònia de Sant Jordi, die Höhle von Artà, der Ferienort Cala d´Or und - wenn auch noch in erträglicherem Rahmen - die Playa de Palma. Und auch, wer zur Kathedrale der Hauptstadt möchte, stoße - wenn er die Schilder beachtet - nicht notwendigerweise auf das imposante Gebäude. Wobei in diesem Fall ein Blick aus dem Autofenster ausreichen dürfte, um sich die dürftige Beschilderung wegzudenken.

Unschön: kaputte Schilder

Erhebliche Probleme gibt es der Untersuchung zufolge auch bei der Instandhaltung und Pflege der Straßen­schilder. Diesbezüglich wurden 58 von 100 Punkten erreicht: Viele Schilder seien mit Graffiti besprüht, andere durch Wind und Wetter zum Teil erheblich beschädigt. Besonders im Umkreis der Playa de Palma lasse der Zustand der Schilder extrem zu wünschen übrig. Das gelte auch für die Gegend um den Hafen von Palma und Alcúdia. Bestens in Schuss seien die Schilder dagegen beispielsweise in Cala Millor, Capdepera oder Colònia de Sant Jordi.

Was die Verständlichkeit anbelangt, so ist die erreichte Punktzahl 64 zwar löblich, aber letztendlich nicht unbedingt überzeugend zu nennen. Die Tester nervte in dieser Kategorie vor allem die Angewohnheit, neue Mini-Schilder über alten zu platzieren, sodass an manchen Stellen völlig unübersichtliche Schilderwälder entstanden - etwa an der Westeinfahrt nach Sa Pobla, im Norden von Inca oder in Cala d´Or. Zuweilen wurde festgestellt, dass Schilder in Abständen von deutlich weniger als 100 Metern installiert wurden - etwa, wenn man von Palma aus kommend in Manacor, Mallorcas zweitgrößter Stadt, einfahren will. So etwas stiftet auch bei der Einfahrt nach Capdepera Verwirrung.

Am besten schneidet Mallorca in der Kategorie Sichtbarkeit der Schilder ab: Es wurden 72 Punkte erreicht. Klar, das ein oder andere Schild verbirgt sich zum Teil hinter Bäumen oder Strauchwerk. Aber das sind Ausnahmen. Was die Touristen­ziele anbelangt, so schnitten hier lediglich die Kathedrale und die Drach-Höhle schlecht ab.

Alles in allem befindet sich Mallorca mit seinen 58 Punkten in bester Gesellschaft: Die Costa Daurada in Katalonien erhielt mit 56 sogar noch weniger, und die Costa Brava mit 65 etwas mehr. Als Lichtblick gilt Valencia mit vier Sternen.

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