Wer häufig zwischen Deutschland, Spanien und vielleicht noch anderen europäischen Ländern hin und her reist, brauchte bislang mehrere Handyverträge oder musste sich mit hohen Telefongebühren abfinden. Das könnte sich nun langsam ändern.

E-Plus prescht vor

Einen ersten Schritt in Richtung europäische Telefonie hat jetzt die deutsche Firmengruppe E-Plus (E-Plus, Base, Aldi-Talk, Ay Yildiz, blau Mobilfunk, Simyo u. a.) gewagt. Für Prepaid-Kunden hat sie die Roaminggebühren im europäischen Ausland ab April abgeschafft. Vertragskunden können mit einer monatlichen Pauschale von drei Euro ebenfalls den Roaming-Gebühren entkommen.

Wer allerdings mit dem deutschen Handy nach Spanien reist und spanische Nummern wählt, spart sich zwar die Roaming-Gebühr, muss aber dennoch den Auslandstarif (von Deutschland, wo das Handy gemeldet ist, nach Spanien) zahlen. Auch dieser Kostenfalle kann man entgehen, indem E-Plus-Kunden einen zwei-Euro-Aufschlag zahlen, der dann in der ganzen EU Telefonieren zu einheitlichen Gebühren ermöglicht.

Die E-Plus-Konkurrenz in Deutschland hat bislang noch nicht auf die Offensive reagiert, doch es wird erwartet, dass Telekom, Vodafone und O2 bald mit ähnlichen Angeboten nachziehen werden.

Damit bewegt sich also etwas auf dem europäischen Markt. Die EU-Kommission hat die hohen Roaming-Gebühren schon lange im Visier. Bis Mitte 2015 sollten zunächst die Gebühren für eingehende Gespräche entfallen. Vergangene Woche schlug die Kommission nun eine Regelung vor, die sämtliche Kosten für Roaming innerhalb der EU bis Ende 2015 abschaffen soll. Eine Entscheidung darüber soll im April fallen. Es ist also davon auszugehen, dass es mittelfristig für die Telefonrechnung keine Rolle mehr spielen wird, ob man sich mit dem Handy im In- oder im europäischen Ausland befindet. Und das soll sowohl für die Telefonate als auch für den Datenverkehr mit dem Smartphone gelten.

Sprach- und Datenpakete Zusätzlich werben deutsche Unternehmen mit EU-Sprach­paketen. E-Plus und Aldi-Talk bieten zum Beispiel für fünf Euro 100 beziehungsweise 120 Minuten in alle europäischen Netze. Wer mit dem Handy das Internet nutzen möchte, kann für denselben Preis das EU Internet-Paket kaufen (100 MB in allen EU-Ländern).

Spanier stellen auf Durchzug

Die spanischen Mobilfunk­anbieter sind unterdessen noch weit davon entfernt, die Roaming-Gebühren abzuschaffen. Wer keinen Zusatztarif in Anspruch nimmt und mit dem spanischen Handy nach Deutschland reist, zahlt bei Movistar, Orange oder Vodafone gleichermaßen rund 30 Cent pro Minute an Roaming-Gebühren bei einem Gespräch nach Spanien.

Einen Anruf entgegenzunehmen kostet rund 10 Cent pro Minute. Wer gar in ein Land außerhalb der EU telefoniert, zahlt bis zu 4,83 Euro pro Minute zusätzlich zu den normal anfallenden Telefongebühren. Es ist also dringend davon abzuraten, das spanische Handy bei einem Kurzbesuch in Deutschland ganz normal weiter zu benutzen.

Alle drei Unternehmen bieten zusätzliche Euro-Tarife an, die darin bestehen, pro Tag im Ausland eine Gebühr von zwischen 2 bis 5 Euro zu zahlen, die dann jeweils eine bestimmte Dauer von Gesprächsminuten, Kurznachrichten und/oder ein Surfvolumen von den Roaming-Gebühren befreien. Da diese Kosten täglich anfallen, ist dies nach wie vor ein ziemlich teures Unterfangen.