„Der wichtigste Tipp, den ich Flugpassagieren in Bezug auf ihr Gepäck geben kann, ist dass sie ihre Flug­dokumente, also vor allem die Bordkarte und den Gepäckabschnitt nicht gleich wegwerfen nach dem Flug", erklärt Rosalie Richter im Gespräch mit der MZ. Und sie muss es wissen, denn sie ist Sprecherin für Dolfi 1920, also ein Unternehmen, das die Gepäckreklamationen für rund 80 Fluggesellschaften entgegennimmt. Zu den Kunden gehören zum Beispiel Lufthansa, Iberia, Air Berlin, Condor, Niki und Vueling. Für alle Reklamationen verlangen die Airlines neben der Flugnummer immer auch die Bordkarte und den Gepäckabschnitt, mit denen der Passagier beweisen muss, dass er tatsächlich im Flugzeug saß und dass er ein Gepäckstück abgegeben hat.

Theoretisch hat jeder Passagier das Recht, Schäden an Gepäck­stücken bis zu sieben Tage nach dem Flug zu reklamieren. Es sei aber immer einfacher, einen Schaden zu beweisen, wenn man sich direkt nach der Entgegennahme des defekten Koffers an den Lost-&-Found-­Schalter bei den Rollbändern wende. Dort wird ein Schadensbericht erstellt. Häufig wird dem Fluggast dann ein Ansprechpartner mit Telefonnummer und Mail zugewiesen, zum Beispiel von Dolfi 1920 oder direkt bei der Fluggesellschaft. Der Passagier ist verantwortlich, den Schaden dort ebenfalls zu melden. „Viele denken, dass wir uns bei ihnen melden müssen, aber wir wissen zu dem Zeitpunkt noch gar nichts von dem Schaden", erklärt Richter.

Am häufigsten gehen Reißverschlüsse, Rollen, Teleskop- oder Haltegriffe kaputt. „Und die meisten Schäden können repariert werden", weiß Richter. Wenn der Kunde lange genug auf der Insel ist und das Gepäckstück einen gewissen Wert hat, lassen manche Flug­linien das Stück vor Ort reparieren. Manche Airlines verlangen vom Kunden, dass er den Kostenvoranschlag für eine Reparatur persönlich bei einem Fachgeschäft einholt. Bei Totalschaden wird nur der Zeitwert des Gepäcks ersetzt, also nach ein paar Jahren nur noch rund die Hälfte des Anschaffungswerts.

Reparieren lohnt sich zum Beispiel häufig bei Kinderwagen, deren Neupreis oft mehrere hundert Euro beträgt. „Fast alle Flughäfen bieten auch Leihkinderwagen für die Zeit an, in der der Wagen nicht genutzt werden kann", erklärt Richter. „Die Kosten dafür übernimmt die Flug­linie und die Reparatur kann dann im Heimatland nachgeholt werden.

Viele Kunden beschweren sich, dass die Schäden am Kinderwagen dadurch entstehen, dass der Wagen zwar bis zum Gate mitgenommen wird, dann aber nur schlecht zusammengefaltet und bei Ankunft am Zielflughafen zusammen mit den anderen Koffern und Taschen aufs Gepäckband gelegt wird. Und das, obwohl manche Stewardessen fälschlich versprechen, die Eltern könnten ihren Wagen am Ausgang des Flugzeugs entgegennehmen, weiß eine Mitarbeiterin auf dem Flughafen zu berichten.

„In der Praxis hängt das meist davon ab, ob ein Flugzeug an einer Gangway andockt oder nicht", heißt es bei der spanischen Flughafen­gesellschaft Aena. Und Air Berlin erklärt auf Nachfrage: „In Palma können Familien ihren Kinderwagen immer bis zum Flugzeug mitnehmen, wo er von unseren Mitarbeitern in Empfang genommen und verladen wird. Bei der Ankunft in Palma werden Buggys und Kinderwagen grundsätzlich bei der Gepäckausgabe zurückgegeben." Es empfiehlt sich also, den Wagen immer fachgerecht zusammenzufalten.

Schuhe ausstopfen und wichtige Dinge ins Handgepäck

Wir nutzen die Gelegenheit, die wahren Koffer-Fachleute zum richtigen Packen zu befragen. Wichtig sei die richtige Reihenfolge, heißt es bei Dolfi 1920. Was am leichtesten verknittert, kommt in einem Hartschalenkoffer möglichst weit nach unten. Das heißt, das Packen beginnt mit den Hemden. Die Ärmel werden dabei nach innen zur Mitte hin gefaltet, die Hemden anschließend halbiert, sodass ein rechteckiges Päckchen entsteht. Darauf kommen die T-Shirts und danach die Hosen. Tops werden ungefaltet daraufgelegt.

Leicht knitternde lange Kleider am besten zu Beginn des Packprozesses ungefaltet auf eine glatte Oberfläche im Koffer drapieren und die überstehenden Teile heraushängen lassen. Darauf die Hemden, Hosen, Röcke und anderen Kleidungsstücke legen. Über diesen Stapel am Ende die Enden der überstehenden Kleider umschlagen. Krawatten werden locker zusammengerollt, nie gefaltet.

Socken gehören in die Schuhe gestopft. Das spart nicht nur Platz, sondern stabilisiert auch empfindliches Schuhwerk. Jedes Paar wird - am besten Sohle nach außen und die Spitzen jeweils in entgegengesetzte Richtungen zeigend - in einen separaten Beutel gesteckt und am Rand des Koffers verstaut.

Die häufigste Beschädigung von Kleidungsstücken entsteht durch auslaufende Flüssigkeiten aus dem Waschbeutel. Deswegen lohne es sich grundsätzlich, diesen in eine zusätzliche Plastiktüte zu stecken.

Gegenstände, die dringend am Zielort gebraucht werden - zum Beispiel Medikamente, der Datenträger mit der Präsentation für das Geschäftsmeeting am Abend oder die Reservierungsbestätigung des Hotels - sollten besser im Handgepäck mitgeführt werden. So kann ein verspäteter Koffer nicht so leicht zu großen Problemen führen. Auch unentbehrliche Toilettenartikel werden im Zweifelsfall besser im Handgepäck mitgeführt. Allerdings sind hier die Vorschriften zur Mitnahme von Flüssigkeiten und Cremes zu beachten.