Hat man die „Zapfsäule" erst einmal gefunden, ist alles kinderleicht: Karte dran halten, einen der drei verfügbaren Anschlüsse auswählen, ins Auto stecken, auf dem Bildschirm der Ladestation auf Start drücken - und sich erst einmal entspannen. Knapp eine halbe Stunde dauert es, bis der zuvor auf ein Fünftel entleerte Akku des Nissan Leaf wieder aufgeladen ist und wir laut Wagenanzeige des Elektroautos wieder 148 Kilometer weit fahren können.

In der Zwischenzeit kann man zum Beispiel seine E-Mails checken - so der Vorschlag des Endesa-­Vertriebsdirektors Martín Ribas - oder aber - unser Vorschlag - sich die neue Ausgabe der Mallorca Zeitung genauer anschauen. Auf jeden Fall ist man gegenüber den bisherigen Ladevorgängen schon einen großen Schritt weiter: In der Garage daheim oder an den wenigen herkömmlichen Ladesta­tionen auf der Insel würde der ganze Vorgang Stunden dauern.

Sechs dieser Schnelllade-­Stationen hat der Stromversorger Endesa nun auch offiziell in Betrieb genommen. Sie stehen in Palma, Palmanova, Sóller, Ullaró (an der Autobahn zwischen Palma und Alcúdia), Manacor und Campos. Um sie zu nutzen, muss man zuvor eine eCar-Kundenkarte für einmalig 39 Euro erwerben. Jede Ladung kostet von da an 6 Euro, abgebucht wird das Geld am Monatsende.

Es ist das erste solche Netz in Spanien, und es ist kein Zufall, dass es auf Mallorca aufgebaut wird. Die Insel mit ihren überschaubaren Distanzen und vielen Miet­wagen gilt schon seit Jahren als ideales Einsatzgebiet für Elektroautos. Dass ihre Zahl dennoch weiterhin überschaubar ist (es dürften zurzeit gerade mal an die 250 sein, inklusive der eher an Scooter erinnernden Renault Twizys) liegt neben den immer noch vergleichweise hohen Anschaffungskosten (der von der Mietwagenfirma Goldcar der MZ zur Verfügung gestellte Nissan Leaf zum Beispiel kostet derzeit inklusive staatlichen Zuschüssen rund 25.000 Euro) vor allem an den fehlenden Ladestationen.

Und solange es nicht genügend Lademöglichkeiten gibt, ist die Anschaffung eines Elektroautos wenig attraktiv. „Mal sehen, ob die Henne kommt, wenn wir das Ei legen", beschreibt Martín Ribas die Strategie bildlich. Der Strom­versorger habe etwa eine halbe Million Euro investiert, die Hardware sei dabei zu 30 Prozent mit EU-Geldern bezuschusst worden.

Die sechs Ladestationen, verspricht Ribas, ermöglichen es nun, mit einem Elektro­auto an jeden Ort der Insel zu gelangen - und auch wieder zurückzukommen. Dank einer Handy-App kann vorab in Erfahrung gebracht werden, wo sich die sechs Zapfsäulen genau befinden und ob sie gerade frei sind. Wer mag, kann sich auch ein Zeitfenster für den Ladevorgang reservieren. „Ein wenig Planung könnte schon vonnöten sein", sagt Ribas.

Dass sich vor den Zapfsäulen lange Schlange bilden, ist angesichts der wenigen derzeit zugelassenen Elektroautos dennoch unwahrscheinlich. „Bis sich diese Technologie auf breiter Front durchsetzt, ist es noch ein langer Weg", sagt Ribas realistisch. Auf Mallorca kommt dabei besonders den Mietwagenfirmen eine große Rolle zu. Mehrere von ihnen haben bereits Elektroautos in ihre Flotte aufgenommen, vermieten sie aber - wegen der Ladeproblematik - bislang nur in Ausnahmefällen. Auch das könnte sich mit dem Endesa-Vorstoß ändern: Die Firmen können ihren Kunden nun eine Tankkarte zur Verfügung stellen. ­„Idealerweise übernehmen sie dann auch die Kosten für die Ladungen, um ein möglichst unbeschwertes Elektro-Fahrerlebnis zu ermöglichen," sagt Ribas.

Darüber hinaus vermarktet Endesa auch die Installation konventioneller Aufladestationen: „Eine Standardinstallation, bei der jetzt nicht der ganze Garten umgegraben werden muss, ist schon ab etwa 1.200 Euro zu haben", sagt Ribas. Der Stromversorger setzt dabei nicht nur auf Privathaushalte, sondern vor allem auf die Dienstleister wie Hoteliers oder Freizeitpark-Betreiber.

Weitere Infos im Internet: www.endesavehiculoelectrico.com