Manche Dinge brauchen eben zwei Anläufe. Vor ein paar Jahren hat der Webdesigner und Programmierer Dirk-Hendrik Peeters im Auftrag eines im Rollstuhl sitzenden Kunden angefangen, eine Internetplattform zu entwickeln. Auf der Seite sollten barrierefreie Restaurants, Hotels, Strände, Arztpraxen, Behörden, Dienstleister oder Freizeiteinrichtungen der Insel aufgelistet werden. Doch der damalige Auftraggeber verstarb überraschend, sodass die Idee wieder in Vergessenheit geriet. Bis Peeters, der seit sechs Jahren in Vilafranca lebt, vor einigen Wochen in einem Bericht der MZ wieder über das Thema stieß.

Auf der Doppelseite wurde das Informationsdefizit beschrieben, das rollstuhlfahrenden Einheimischen aber auch Urlaubern das Zurechtkommen auf der Insel erschwert. Peeters setzte sich an den Computer. „Diese Informationen sollten nicht gebündelt angeboten werden, sie müssen es", sagt Peeters, der inzwischen die Betaversion der eigens programmierten Website mallorca-wheelmap.com online gestellt hat.

Mit nur wenigen Einträgen ist der Informationsgehalt bisher noch gering, doch der 56-Jährige hat große Pläne. Um die Seite zu füttern, hofft er auf die Kooperationsbereitschaft der Hotelverbände ebenso wie die der Gemeinden oder der Stadt Palma. Ein Treffen mit Bürgermeister José Hila steht bereits im Terminkalender. „Er scheint sehr ­interessiert", berichtet Peeters. Schließlich biete seine rollstuhlgerechte Mallorca-Karte die Möglichkeit, als Reiseziel eine zusätzliche Zielgruppe zu erschließen. Neben ideellen sucht er für sein Vorhaben vor allem aber auch finanzielle Unterstützer - private Geldgeber, Sponsoren aus der Wirtschaft und Tourismus­branche oder auch das balearische Sozial­ministerium schweben Peeters vor. Sie alle müssen jetzt nur noch davon überzeugt werden, dass sein Angebot einen „klaren Mehrwert für den Tourismus auf Mallorca" bedeute.

Dass es mit wheelmap.org bereits ein ganz ähnliches, aber international angelegtes und außerdem ehrenamtliches Projekt gibt, das der Berliner Verein „Sozialhelden" vor fünf Jahren aus der Taufe gehoben hat, war Peeters durchaus bewusst. Die auch im MZ-Bericht vom 10. September erwähnte Website hat er sich auch angeschaut und festgestellt, dass Mallorca noch weitgehend ein weißer Fleck ist. Allerdings schwebte ihm von Anfang an ein anderes Konzept vor: Im Gegensatz zum Berliner Projekt, das als Open Map gestaltet ist, in die jeder Nutzer Informationen eintragen kann, setzt Peeters auf Kontrolle. „Ich bin zwar jederzeit offen für Empfehlungen, möchte die jeweiligen Orte aber wertfrei überprüfen, ob sie tatsächlich barrierefrei sind", erklärt er. So wolle er unter anderem die Gefahr unterbinden, dass Restaurantbesitzer die Plattform als Werbemittel nutzen, womöglich aber gar nicht zu 100 Prozent rollstuhlgerecht sind.

Andi Weiland, der Pressesprecher der „Sozialhelden", ist angesichts der Mallorca-Wheelmap geteilter Meinung. „Wir schätzen es prinzipiell natürlich sehr, dass es mehr Angebote gibt, die sich mit der Zugänglichkeit von Orten beschäftigen." Zugleich stellt er sich die Frage, warum nicht die bereits bestehende Plattform genutzt werde, auf der man unkompliziert Orte markieren, Bilder und Beschreibungen hinzufügen und sogar den Toilettenstatus (rollstuhlgerecht oder nicht) ­bewerten könne. Und die - wie erst beim Rein-Zoomen zu erkennen ist - schon über mehrere Hundert Einträge verfügt. „Wer Informationen zu unserer Wheelmap hinzufügt, baut an der weltweit größten Datenbank zum Thema Zugänglichkeit mit", betont Weiland. Während ihm die Namensähnlichkeit der beiden Seiten wegen möglicher Verwirrungen Sorge bereitet, sieht es Peeters gelassen: „Da gibt es keinerlei Probleme, ich tue nichts Verbotenes und wir befinden uns schließlich in einer freien Marktwirtschaft."

mallorca-wheelmap.com; wheelmap.org