Es ist ein Phänomen, das scheinbar die Gesetze von Angebot und Nachfrage außer Kraft setzt: Die Insel bricht alle Urlauber-Rekorde - und dennoch sind die Flüge derzeit so erschwinglich wie schon lange nicht mehr. Oder gerade deswegen? Wer bei Airlines wie Air Berlin, Eurowings oder Ryanair nach Flügen gen Deutschland sucht, wird überrascht sein, wie günstig ein Hin- und Rückflug von Palma nach Deutschland sein kann (von Deutschland nach Palma ist es etwas teurer).

Ein Beispiel: Air Berlin bietet vom 16. bis 23. Juli Flüge nach Düsseldorf und zurück für 118 Euro an (ohne Gepäck). Auch Ryanair kann mit 154 Euro für Hin- und Rückflug nach Dortmund preislich mithalten. Nach Flügen gesucht hat die MZ in der zweiten Juniwoche, also rund einen Monat vor Abflug. Im April war eine Buchung für den gleichen Zeitraum noch deutlich teurer.

Gilt also die Prämisse „Der frühe Vogel fängt den Wurm" in Sachen Flugbuchung nicht mehr? Ganz so einfach ist es nicht. „Die Preise können sich jederzeit in beide Richtungen ändern", sagt der unabhängige Luftfahrtexperte Cord Schellenberg aus Hamburg. Im Juni und Juli machten sich die Fluggesellschaften gegenseitig stark Konkurrenz mit niedrigen Preisen. „Die Gesellschaften beobachten die Flugpreise der anderen minutengenau und können dementsprechend reagieren", sagt Schellenberg.

Billiges Kerosin wird nicht auf den Endverbraucher umgelegt

Dass viel Wettbewerb die Preise nach unten drückt, lässt sich auch bei Flügen aufs spanische Festland beobachten. Nach Barcelona kostet die Reise im Juli weniger als 80 Euro, nach Madrid ist es ähnlich günstig. Fluggesellschaften wie Ryanair oder Vueling unterbieten sich gegenseitig. Schlecht schneiden noch immer Ziele im Norden Spaniens ab. Nach Bilbao kostet ein Hin- und Rückflug etwa 190 Euro. Auch die Flüge nach Alicante sind preislich wieder gestiegen. Dort fehlt Konkurrenz, um die Preise nach unten zu drücken.

Weniger ausschlaggebend sieht Schellenberg die niedrigen Kerosinpreise. „Das legen die Fluggesellschaften meist eher nicht auf die Preise um, sodass es dem Endverbraucher nicht zugute kommt." José Espartero, Verkaufschef von Ryanair in Spanien, sieht das etwas anders: „Der Erdölpreis ist niedrig. Deswegen konnten wir mit den Preisen ­heruntergehen."

Die höheren Preise bei einer frühen Buchung erklärt Schellenberg mit der hohen Nachfrage auf das Reiseziel Mallorca. Wegen der unsicheren Lage etwa in der Türkei oder in Tunesien weichen viele Urlauber auf andere Ziele aus. Das komme Spanien und besonders den Balearen zugute. „Weil die Fluggesellschaften mit hoher Nachfrage rechneten, haben sie ihre Preise

dementsprechend hoch angesetzt", sagt der Experte.

Kreuzfahrer treiben Preise in die Höhe

Auch die Kreuzfahrer spielen eine Rolle bei der Preisgestaltung der Flüge. Schellenberg: „Die Reiseveranstalter haben ein Kontingent an Sitzplätzen für ihre Kreuzfahrtkunden reserviert. Das treibt den Preis für alle anderen Mitflieger zunächst in die Höhe." Um die jetzt noch freien Plätze zu verkaufen, ­justiere man nach. Das bestätigt auch ein Sprecher von Air Berlin. Dort arbeite man mit einem dynamischen Preissystem, das sich an Angebot und Nachfrage anpasst. Die Nachfrage sei im April höher gewesen als jetzt, weil viele ihren Urlaub früh geplant haben.

Sollten Reisende also immer bis kurz vor knapp warten, um ihren Flug zu buchen? Luftfahrtexperte Schellenberg rät eher davon ab. „Das ist ein bisschen wie Roulette spielen, man kann Glück haben, wie gerade im Fall Mallorca. Man kann aber auch auf die Nase fallen." Die Flugsuchmaschine Swoodoo hat auf MZ-Nachfrage ausgewertet, welcher der günstigste Zeitpunkt ist, um einen Flug nach Palma zu buchen. Im Schnitt seien Buchungen mit drei Monaten Vorlaufzeit günstiger als kurzentschlossene Buchungen, lässt das Unternehmen mitteilen.

Der August verspricht bislang nicht so gute Angebote wie der Juli. Wer jetzt sucht, wird feststellen: von Schnäppchen keine Spur. Noch nicht? „Bis August sind es noch zwei Monate. Die Fluggesellschaften haben noch Zeit, ihre Preise anzupassen", sagt Schellenberg.