Sommer 1969 auf Formentera: Die ersten Modelle des Citroën Mehari zockeln über die staubigen Inselstraßen. Die Jeep-ähnlichen Freizeit­autos in den knalligen Farben standen für Sonne, Urlaub und ein bisschen auch für die Hippie-Stimmung auf dem kleinen Eiland. 147 der Fahrzeuge, die ohne jeden Luxus auskommen, fahren dieser Tage noch über Formentera.

Fast 50 Jahre später landet nun eine neue Version des Mehari auf Formentera, ein elektrisch angetriebenes Modell Baujahr 2016. Die E-Meharis sollen das Thema Elektro­mobilität auf der Balearen-Insel voranbringen. Citroën hat dafür mit dem Inselrat ein Abkommen getroffen und wird dem Consell Insular zunächst fünf Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Diese kommen in verschiedenen Bereichen, vor allem aber in der Tourismusförderung zum Einsatz und sollen die Nutzung von Elektroautos auf Formentera beschleunigen.

Die Insel würde lieber heute als morgen Benziner und Diesel-Fahrzeuge vollkommen von ihren wenigen Straßen verbannen oder die Fahrzeuge zumindest nachhaltig angetrieben wissen. Der E-Mehari kommt auf eine Reichweite von maximal 200 Kilometern, ist für Formentera also bestens geeignet. Maximal schafft der Mehari 110 km/h, mehr ist nicht erlaubt.

Parallel dazu hat Formentera die Anzahl der Ladestationen in den vergangenen Monaten kontinuierlich ausgebaut. Bereits jetzt gibt es für die 82 Quadratkilometer Inselfläche rekordverdächtige 32 Ladepunkte. Und das soll nur der Anfang sein. Auch E-Meharis sollen in den kommenden Monaten noch einige mehr dazukommen. Damit ist Formentera in Sachen Elektromobilität deutlich dynamischer unterwegs als die großen Nachbarn Ibiza und Mallorca.

Auf Mallorca versucht die Politik bereits seit Jahren, diese Form der Fortbewegung in der öffentlichen Verwaltung zu fördern, in der Vergangenheit oft vergeblich. Immerhin fährt der für erneuerbare Energien zuständigen General­direktor bei der Balearen-Regierung, Joan Groizard, einen Renault Zoë mit Elektromotor.

Doch es tut sich etwas. Der Inselrat hat in dieser Woche angekündigt, für die Gemeinden Subventionen in Höhe von 1,59 Millionen Euro bereitzustellen, die zur Anschaffung von Elektroautos gedacht sind. Maximal 30.000 Euro kann jede Gemeinde somit dafür ausgeben. Bis zum 31. Juli 2017 müssen die Autos angeschafft werden, im Bestfall hätte dann jede der 53 Gemeinden auf der Insel ein Elektroauto.

Auf Landesebene sieht es hingegen noch ziemlich trist aus. „Klar sollten wir mit gutem Beispiel vo­rangehen", sagt Groizard. Doch die Verwaltungsmühlen mahlten eben langsam, und eine Investition von mehreren 10.000 Euro in Elektro­autos könne man in diesen Zeiten nicht von jetzt auf gleich tätigen. Zwar hätten zwei Privatunternehmen der Regierung im April und Mai vier verschiedene Elektroautos zwei Monate lang überlassen, doch Ende Mai sei damit wieder Schluss gewesen. In dieser Zeit wurden die Autos durch die Ministerien gereicht. ­„Niemand wollte sie wieder abgeben", erzählt Groizard.

Die Balearen-Regierung verfügt laut Groizard derzeit noch „ziemlich sicher über genau null Elektroautos". Diese Zahl wird längst von vielen Privatunternehmen spielend übertroffen. So fahren die Stadtwerke Emaya inzwischen mit mehreren Elektrofahrzeugen herum, der Energieversorger Endesa sowieso, und auch so mancher Fast-Food-Laden liefert sein Essen inzwischen in den wendigen Renault Twizys aus. „Auch das Rathaus von Palma hat einige Elektroautos angeschafft", sagt Groizard etwas kleinlaut.

Aber man gelobt Besserung: Die verschiedenen Ministerien haben sich verpflichtet, dass ab sofort jedes Auto, das neu angeschafft wird, entweder über einen Elektroantrieb oder zumindest einen Hybridantrieb verfügen muss. „Nur wenn es aus triftigen Gründen gar nicht gehen sollte, wird man Verbrenner kaufen." Groizard rechnet damit, dass vielleicht schon in diesem Jahr, auf jeden Fall aber 2017 die ersten Elektroautos für die Regierung angeschafft werden müssen.

Dass der Anschaffungspreis für ein Elektroauto zunächst ein ganzes Stück über dem eines herkömmlichen Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor liegt, sei dabei kein Problem. „Das können wir mit den deutlich geringeren Kosten über den Lauf der Jahre hinweg rechtfertigen. Elektroautos amortisieren sich fast immer über die Jahre und sind nach einiger Zeit sogar billiger als herkömmliche Autos", sagt Groizard. Schließlich fallen so gut wie keine Unterhaltskosten an, und das Aufladen an den inzwischen rund 150 Elektro-Ladepunkten, die über die gesamte Insel verteilt sind, ist gratis.