Wer sich in „Europas größtes WLAN" einwählen will, braucht ein bisschen Geduld. An der Playa de Palma auf Höhe des Palma Aquarium taucht zwar auf dem Smartphone-Display das Netz MallorcaWifi.com auf, und die Einwahl klappt nach ein paar Sekunden. Doch dann öffnet sich im Browser erst mal die Adresse meraki.manager.trive.pro, die uns zwar superschnelles Internet ankündigt, uns aber zum Download einer App auffordert - ein Procedere, das uns noch eine Weile beschäftigen wird.

Wenn es um den kostenlosen drahtlosen Internetzugang im Stadtbezirk von Palma geht, wurde bislang keine Superlative gescheut. 10.000 Handy- und Tablet-Nutzer sollen sich bis Ende des Jahres in das WLAN einwählen können, das neben der Playa de Palma weitere Küstenabschnitte und die Innenstadt umfasst. Die Konzession, die die Firma MallorcaWifi.com hält, sieht vor, dass die Stadt dafür keinen Cent bezahlt, der Ausbau vielmehr über Werbung finanziert wird.

Nutzer zahlen also mit ihrer Aufmerksamkeit, aber auch mit ihren Daten, wie ein MZ-Test an neun Standorten ergeben hat. Bei der App handelt es sich um einen Reiseguide, und dieser scheint noch neugieriger als Google. Die Anwendung greift nicht nur auf Standort und Identität zu, sondern auch auf Speicher, Telefonbuch, Multimedia, WLAN- und Bluetooth-Verbindungen - ein Blankoscheck für die Verwendung unserer persönlichen Daten. Nach der Installation der 29 MB großen App zeigt das Handy dann ein paar Minuten lang den Hinweis „Daten werden geladen" an. In dieser Zeit könnte man sich den mehr als 7.500 Zeichen umfassenden Text der Nutzungsbedingungen durchlesen, die man im Zuge des Downloads akzeptiert hat.

Die Einwahl erfolgt schließlich über ein WLAN-Symbol in der App, die neben Freizeit-, Gastro- und Shopping-Tipps auch 25 Promotion-Angebote aufführt. Zuvor haben wir noch dankend das Angebot abgelehnt, über MallorcaWifi auf dem Laufenden gehalten zu werden. Ein Passwort ist nicht nötig, die Verbindung ist unverschlüsselt - bei der Übertragung persönlicher Daten ist also Vorsicht geboten. Das WLAN-Symbol blinkt, bis die Verbindung steht, jetzt können wir ins Internet. Die Signalstärke wird mit 30 Mbps angezeigt, der Aufbau der Seiten von Nachrichtenportalen in Deutschland dauert deutlich mehr als zehn Sekunden.

An zwei weiteren Standorten an der Playa de Palma, direkt im Menschengewühl vor dem Bierkönig in der Schinkenstraße und am Balneario eins in Arenal, laden die Seiten etwas schneller, die Signalstärke steigt bis auf 108 Mbps. Das Netz von MallorcaWifi.com wird jetzt automatisch angewählt - für den Test ist in den Einstellungen des Smartphones der Datenverkehr über den Mobilfunkanbieter deaktiviert, so wie zur Vermeidung von Roaming-Gebühren im Auslandsurlaub üblich. Wir müssen jedesmal die App neu öffnen und uns einwählen, bevor wir wieder in den Browser wechseln - ansonsten werden wir erneut zum Download der App aufgefordert. Die Anwendung erweist sich insofern als hilfreich, als dass auf einer Karte zusammen mit unserem aktuellen Standort alle verfügbaren Wi-Fi-Hotspots angezeigt werden (externer Link: Karte).

Doch am Stadtstrand von Can Pere Antoni, gegenüber von Palmas Kongresspalast, hilft uns diese Information nicht viel weiter. Die Einwahl ins Netz kommt zwar zustande, die App wählt sich aber nicht ins WLAN ein. Ähnliche Probleme ergeben sich am Paseo Mallorca, auf Höhe von Jaume III. Die Standorte gehören zu den Bereichen, in denen das kostenlose WLAN nach Angaben der Stadt noch bis Jahresende im Aufbau ist.

Einen deutlich besseren WLAN-Empfang hat das Handy am Paseo Marítimo auf Höhe des Auditoriums. An der Anlegestelle der Partyboote werden 60 Mbps angezeigt, die Einwahl klappt problemlos, die Verbindung ist schnell. Ähnlich fällt das Ergebnis im Parc de la Mar unterhalb der Kathedrale aus, auf dem Paseo del Borne und der Plaça Major. Die Verbindungsversuche in der Innenstadt scheitern jedoch auch hier zunächst, diesmal allerdings begleitet von einer Fehlermeldung. Vielleicht hilft ein Neustart des Handys - tatsächlich, anschließend können wir uns problemlos einwählen und Internetseiten aufrufen - diesmal laden sie innerhalb weniger Sekunden. Die Geduld wird am Ende also doch belohnt.