Die Durchfahrt durch den Sóller-Tunnel im Norden von Mallorca ist ab September dieses Jahres kostenlos. Das haben die balearische Landesregierung und der Inselrat von Mallorca beschlossen. Für die vorzeitige Beendigung der Konzession erhalte die Betreiberfirma 15,4 Millionen Euro vom Inselrat, hieß es bei der Bekanntgabe am Montag (6.2.). Die Landesregierung steuere weitere 4,1 Millionen Euro für Wartungsarbeiten bei.

Die Betreiberfirma Globalvía, deren 25-jährige Konzession eigentlich noch bis 2022 läuft, hatte ursprünglich 33 Millionen Euro Entschädigung gefordert. Nun stünden zunächst Verhandlungen mit der Firma an, man sei aber zuversichtlich, dass diese die niedrigere Summe akzeptieren werde, heißt es beim Inselrat. Andernfalls könnte die Entschädigungsfrage vor Gericht landen. Das ändere aber nichts am Stichtag 1. September.

Die drei Kilometer lange Unterführung durch das Tramuntana-Gebirge kostet bislang 5 Euro pro Durchfahrt. Ein Pkw-Besuch im Orangen-Tal schlägt also - mit Hin- und Rückfahrt - mit 10 Euro zu Buche. Für Busse und Lkw beträgt die Maut derzeit 7 und 9 Euro pro Durchquerung. Der Tunnel wurde somit Jahr für Jahr zur teuersten Maut­strecke Spaniens ernannt - 1,65 Euro pro Kilometer. Eine vergleichbare Durchfahrt in Galicien koste nur 5 Cent pro Kilometer, rechnete ein Mietwagenportal vor.

An der Mautstation sowie zur Überwachung des Tunnels sind derzeit neun Personen angestellt. Die zu zahlende Entschädigung ergibt sich aus der Summe von nicht amortisierter Investition und erwartetem Gewinnausfall. Den Tunnel passieren täglich etwa 10.500 Fahrzeuge.

Dunkle Vorgeschichte

Der Tunnel ist nicht nur wegen der erwartenden Ablösesumme seit Jahrzehnten ein Politikum, das ­rechtes und linkes Lager auf Mallorca teilt. Schließlich musste über die Mauscheleien bei der Konzessions­vergabe schon ein Ministerpräsident zurücktreten. Der PP-Politiker Gabriel Cañellas regierte die Inseln bereits seit sechs Jahren, als er 1989 den Auftrag zum Tunnelbau - die bis dato größte öffentliche Investition auf Mallorca - an den Unternehmer Antoni Cuart vergab. Doch im Jahr der Tunnel-Eröffnung 1997 kamen die Richter zum Schluss, dass Millionenbeträge der Investition in die Taschen von Cañellas und in den Wahlkampf zu seiner Wiederwahl gewandert waren. Ministerpräsident Cañellas trat auf Druck seiner Parteizentrale in Ma­drid zurück. Die Richter erklärten die Korruption für erwiesen - aber verjährt. Cañellas blieb straffrei. /ff/tg