Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Jahr 2017

Es ist das Grauen von Flugreisenden: ein Notfall im Flieger. Mayday, Mayday funkt der Pilot in solchen Fällen dem Tower. Anfang Oktober sorgte der Flug EZY2278 von Palma nach London für Schlagzeilen. Die Maschine musste in Paris zwischenlanden, nachdem übelriechende Gase im Flugzeug austraten, Passagieren übel wurde und der Co-Pilot mit Sauerstoff behandelt werden musste. Was passiert in solch einem Fall im Kontrollzentrum des Flughafens? Die MZ hat sich die Szenarien von Pilar Di Benedetto, Sicherheitschefin des Flughafens Son Sant Joan, erklären lassen. Je nach Situation treten verschiedene Stufen der Dringlichkeit in Kraft.

Alarmbereitschaft

Die erste Stufe des Notfallplans ist die Alarmbereitschaft. Diese wird beispielsweise ausgerufen, wenn ein Pilot Hilfe bei der Landung anfragt. „Ein technischer Defekt im Flugzeug muss da aber noch nicht vorliegen", sagt Pilar Di Benedetto. Der Tower informiert in diesem wie in allen anderen außerplanmäßigen Fällen das Kontrollzentrum. In diesem sind 24 Stunden lang etwa 20 Personen damit beschäftigt, den Flughafen zu kontrollieren und im Notfall komplett zu koordinieren. Von dort aus werden die Bodenlotsen und die Einsatzkräfte auf ein mögliches Problem hingewiesen. „Bei Stufe eins werden sie vorbereitet, handeln aber noch nicht", sagt Di Benedetto.

Alarm

Die zweite Stufe ist der Alarm. Hier positioniert sich die Feuerwehr bereits an der Landebahn, um direkt eingreifen zu können.Der Flughafen von Palma ­verfügt über eine Nord- und eine Südlandebahn. An beiden ist eine Feuerwehr stationiert. Son Sant Joan wurde von der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO in die ­Brandschutzkategorie 9 (10 ist das Maximum) eingestuft. Diese wird mit durch die Anzahl an Flügen und die unterschiedlichen Flugzeugtypen bestimmt. Palma ist verpflichtet, an jeder Landebahn ständig sieben Feuerwehrleute einsatzbereit zu haben. Zwölf Einsatzfahrzeuge stehen insgesamt zur Verfügung.

Je nach Landebahn rückt die Feuerwehr Nord oder Süd aus. Die jeweilig andere kommt später dazu. Das Flugzeug bleibt nach der Landung auf der Piste und wird auf Mängel untersucht. Weitere ankommende Flieger werden umgeleitet. Im Konferenzraum der Betreiberfirma Aena findet sich zudem ein Krisenkomitee zusammen, um Entscheidungen zu treffen. Das Komitee besteht aus den Leitern der unterschiedlichen Einsatzkräfte und Kontrollinstanzen, dem Flughafendirektor und Vertretern der Fluglinie. Die meisten außerplanmäßigen Landungen fallen in diese zweite Stufe.

Die Bezeichnung Notlandung beschreibt den äußersten Notfall, wenn das Flugzeug durch eine akute Notlage zur Landung gezwungen wird. Bei unerwarteten Wetterumschwüngen oder technischen Problemen bis hin zum Triebwerkausfall ist von einer Ausweich- oder Sicherheitslandung die Rede.

Notfall

Die dritte Stufe ist ein partieller Notfall. „Dieser tritt ein, wenn wir handeln müssen", sagt Di Benedetto. „Das kann ein Flugzeug sein, das Treibstoff verliert." Binnen drei Minuten muss die Feuerwehr dann vor Ort sein. Zudem werden ­entsprechend des Notfalltypes ein Krankenwagen (elf Sanitäter und Ärzte sind auf dem Flughafen angestellt), die Polizei- und Sicherheitseinheiten, das Wetterbüro, die Fluglinien und die Flugzeugabfertiger aktiviert. „Ein wirklicher Notfall im Sinne eines Unfalls ist die dritte Stufe aber nicht."

Allgemeiner Notfall

Die letzte Stufe ist der allgemeine Notfall. Er tritt ein, wenn der Flughafen externe Unterstützung anfragen muss. Im Notfallplan des Flughafens sind folgende Notfälle aufgelistet: ein Unfall eines Flugzeugs in einer bestimmten Zone, ein gesundheitlicher Notfall an Bord oder auf dem Gelände des Flughafens, gefährliche Gegenstände an Bord oder auf dem Flughafen, unerlaubtes Betreten einer Person eines Flugzeugs oder des Flughafengeländes, Sabotage des Flugzeuges oder des Flughafens, Feuer, Einsturz, Explosion, Überflutung, Erdbeben oder Sturm ab einer Windstärke von 110 km/h.

Ein allgemeiner Notfall sei während ihrer bisher einjährigen Amtszeit in Palma noch nie vorgekommen, sagt Pilar Di Benedetto. Auch die Feuerwehr musste noch nie einen Brand auf der Landebahn löschen. „Hin und wieder wirft aber jemand auf der Flughafenautobahn eine Zigarette in eine Pflanze, und wir müssen ausrücken", sagt Feuerwehrmann Juan Vidal. „Im Sommer müssen wir zudem drei bis vier Mal mit Ventilatoren überhitzte Bremsen kühlen." In den meisten Fällen handelt es sich um Kleinigkeiten. „Die Fluggäste bekommen davon oft nichts mit", sagt Di Benedetto.