Und wieder ziehen Wolken am Niki-Himmel auf, oder besser gesagt: über den Stellplätzen, an denen die Flugzeuge der österreichischen Air-Berlin-Tochter parken, seit die Fluggesellschaft am 13. Dezember Insolvenz angemeldet hat. Dabei sah es eigentlich nach eitel Sonnenschein aus, als die britisch-spanische Holding International Airlines Group (IAG) - Muttergesellschaft von British Airways, Iberia und der Low-Cost-Airline Vueling aus Barcelona - am Freitag (29.12.) bekannt gab, dass die Verkaufspapiere für Niki unterzeichnet seien. Oder zumindest für die Vermögenswerte der pleite gegangenen Luftfahrt-GmbH: Konkret will Vueling die Start- und Landerechte erwerben sowie 750 der 1.000 Mitarbeiter übernehmen. 20 Millionen Euro legt der Konzern dafür auf den Tisch. Eine zusätzliche Finanzspritze von 16,5 Millionen Euro soll zudem dafür sorgen, dass die ehemaligen Niki-Maschinen unter dem Vueling-Logo so schnell wie möglich wieder abheben können.

Intervention der Verbraucherschützer

Doch dass es mit Air Berlin und Niki nicht immer so kommt wie gedacht, bestätigte sich einmal mehr, als sich am Dienstag (2.1.) das österreichische Fluggastrecht-Portal Fairplane einschaltete. Man habe juristische Schritte unternommen, um die Insolvenzverfahren von Niki und Air Berlin getrennt voneinander zu behandeln. Das Verfahren um Niki solle von Deutschland nach Österreich verlagert werden. Begründung: So hätten die österreichischen Passagiere bessere Chancen, ihr Recht zu bekommen. Fairplane ging noch weiter: Beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, das eigentlich mit dem Insolvenzverfahren betraut ist, legte das Unternehmen eine sofortige Beschwerde ein. In dieser rügt Fairplane, dass das Amtsgericht nicht für internationale Fälle zuständig sei.

Niki-Deal auf der Kippe?

Was klingt wie Haarspaltereien könnte weitreichende Folgen für den Niki-Verkauf haben - und damit letztlich auch für den Frühlings- und Sommerflugverkehr zwischen Mallorca und Deutschland. Denn bisher hatte Niki/Air Berlin rund 17 Prozent der Start- und Landerechte inne. Diese wurden am Mittwoch (3.1.) für drei Monate verlängert, werden aber derzeit nicht genutzt.

„Sollte die Beschwerde von Fairplane Erfolg haben, dann wäre der Verkauf von Niki an IAG im Höchstmaß gefährdet", kommentierte Christoph Möller, Sprecher des Niki-Insolvenzverwalters Lucas Flöther, im Gespräch mit der Mallorca Zeitung. Denn: „Wenn das Gericht der Beschwerde stattgibt, dann ist der Kaufvertrag hinfällig", so Möller. Einen neuen Kaufvertrag aufzusetzen würde nicht nur Zeit kosten, sondern berge auch erhebliche Risiken. „IAG würde Niki dann die angekündigte Finanzspritze ­wieder ­entziehen, und so könnte der Basis­geschäftsbetrieb bei Niki nicht aufrechterhalten werden", so Möller.

Sprich: Die Mitarbeiter, die beim Verkauf in der vergangenen Woche noch aufgeatmet hatten, könnten nicht mehr bezahlt werden. Und auch die Start- und Landerechte, die Vueling von Niki übernehmen wollte, könnten verloren gehen und würden im schlimmsten Fall für weitere Wochen oder Monate ungenutzt bleiben. „Wir können absolut nicht absehen, ob der Beschwerde stattgegeben wird", so Möller am Mittwochmittag (3.1.) zur MZ. Auch das Amtsgericht Charlottenburg bat auf Nachfrage um Geduld: Eine Entscheidung werde erst am Donnerstag (4.1.) gefällt.

Kritik am Vueling-Deal

Schon vor der Einmischung durch Fairplane waren in der Politik kriti­sche Stimmen über den Niki-Verkauf an IAG laut geworden: CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach warf der EU-Wettbewerbsbehörde laut dem „Handelsblatt" vor, die Lufthansa vergrault zu haben, die bereit gewesen war, für Niki rund 200 Millionen Euro zu zahlen. „Jetzt wird die Fluggesellschaft für die lächerliche Summe von 20 Millionen Euro verscherbelt", so Michelbach.

Aus Verbrauchersicht gab es in den deutschen Medien auch positive Töne zum Verkauf von Niki an die IAG-Tochter Vueling. „Der Niki-Verkauf macht mehr Hoffnung für Ferienflüge", so FAZ Online am Samstag (30.12.) Ähnlich bewerteten der MDR und die österreichische Zeitung „Der Standard" die Situation. Sie erwarten eine Wettbewerbsbelebung, die es beim Kauf durch die Lufthansa nicht gegeben hätte - gerade auf Mallorca-Strecken. Auswirkungen auf die Reisebranche seien aber erst ab 2019 zu erwarten, da die Reisebüros ihre Plätze für die kommende Saison bereits eingekauft und die Preise bereits festgezurrt hätten. 2018 würden Urlauber von der Niki-Übernahme höchstens im Last-minute-Geschäft profitieren - wenn die Übernahme denn letztendlich stattfindet.

Was passiert mit den Niki-Tickets?

Die undurchsichtige Nachrichtenlage sorgt auch bei MZ-Lesern für Unmut, die sozialen Netzwerke sind voll von Fragen ratloser Niki-Kunden. Allen voran: „Kann ich im Sommer vielleicht doch noch mit meinem Niki-Ticket fliegen, wenn Vueling übernimmt?" Und „Was ist mit meinem Geld?" Beide Fragen sind wohl unabhängig davon beantwortbar, wie es mit dem Verkauf an Vueling weitergeht. Denn die Käufer-Airline wird so oder so nichts mit den alten Tickets zu tun haben. Dafür bleibt Niki allein verantwortlich und hält auch weiterhin an seinem Versprechen fest: Gültig seien die Tickets zwar nicht mehr, das Geld für alle die, die nach dem 15. August gebucht haben, liege aber auf einem Treuhandkonto und werde wie versprochen zurückerstattet. „Wir bitten um Geduld", so Insolvenzverwalter Flöther. Geduld, die vor allem dann nötig sein dürfte, falls der Verkauf an Vueling letztendlich scheitern und sich alles verzögern sollte.

Gleiches gilt auch für Alternativflüge: Wer seinen Mallorca-Urlaub antreten will und die Flüge nicht bei einem Reiseveranstalter gekauft hat, muss sich in jedem Fall nach neuen Flugmöglichkeiten umsehen. Geht der Verkauf an Vueling glatt über die Bühne - also wie geplant bis Ende Februar -, dann dürften die Niki-Flieger unter der Marke Vueling Anfang März wieder abheben, und Flugsucher hätten wieder Auswahl.

Vielleicht mischt auch Konkurrent Eurowings mehr mit als gedacht, falls der Airline aus kartellrechtlichen Gründen Mallorca-Strecken zugestanden werden sollten. Vielleicht, möglicherweise - bei Niki weiß man ja nie.